Aktuelles

„Wer Missbrauch überlebt hat, gehört zu den mutigsten und stärksten Menschen in unserer Gesellschaft, ausgestattet mit Sensibilität, Mitgefühl und einem hohen Maß an Kreativität. Diese Menschen sind über sich selbst hinausgewachsen und haben Unvorstellbares geleistet – nur viele von Ihnen wissen das gar nicht!“
Petra Pauls (BT 2007 Edition Lumen)

„Wenn du Hierarchien angreifst, Herrschaftswissen transparent machen willst, wird blockiert und zurückgeschossen.“ Über die Blockierer sagt Beer, er habe „alles versucht gegen die Täterschützer. Aber ich konnte den Apparat letztlich kaum ändern.“
(aus einem ZEIT-Artikel über Prof. Dr. Beer, der auch im Bericht vom Report München vom 10.08.2021 auf dieser Seite sein Statement zu unseren Fällen abgibt. s. Presse).


21. Juli 2023

Trilogie der Abgründe – Teil 3: Schon immer und überall

Denn sie wissen, was sie tun…

Der genaue Vergleich von gestern und heute wirft immer wieder Fragen auf.
Fragen danach, was wir eigentlich wirklich glauben können, wem wir vertrauen wollen, wem wir blind folgen sollen?
Welche Instanz sagt die Wahrheit in diesen Gefügen der Lügen?

Die Doppelbödigkeit der hier gesammelten katholischen Glaubens-Bostschaften erscheint im Zusammenhang mit den Taten der Verkünder in einem anderen Licht. Sie entpuppen sich als Täuschungen, Manipulation von Gläubigen, als leere Worte, die ihren Taten widersprechen.

(Um die Äußerungen klerikaler Vertreter sichtbarer zu machen, haben wir uns in diesem Teil der Trilogie entschieden, die Texte und Passagen in kirchliches Lila mit roten Hervorhebungen zu kleiden.)

„Erst wenn wir in dunklen Räumen das Licht anmachen und genau hinsehen, werden wir der gesamten Unordnung gewahr, die sich in den Jahren der Untätigkeit und des Wegsehens angesammelt hat.
Und es ist die Zeit gekommen aufzuräumen. Innen wie außen.
Wir befreien den Raum vom falschen Glauben, von geheuchelten Botschaften, trennen das Unbrauchbare  und Verrottete vom Wertvollen, verjagen Ungeziefer, die uns erschrecken und klebrige Spinnweben, die den Blick trüben, reinigen, klären und fangen nochmal ganz von vorne an. 
Im Glauben an uns, unser Leben, unsere Kraft und unsere unzerstörbare Würde. 
Mithilfe unseres Gewissen und unsere klugen inneren Stimmen. 
Der einzige Glauben, der wirklich trägt und nicht enttäuscht werden kann.
Wir wählen Farben und Worte, die uns gefallen und schaffen unserer Seele das Zuhause, das wir uns schon immer gewünscht haben. 
Und dann laden wir uns wahre Freunde ein, denen wir vertrauen und mit denen wir das Leben feiern können, sicher, dass uns niemand mehr belügt, verletzt und demütigt.
Nie mehr. Bis in alle Zeit.
Das ist dann das (jedem Menschen innewohnende) Paradies.
So sei es.“

(Ein neues Gebet für Betroffene)


Dokument 1 –  Mai 2014

Der massenhafte Konsum von Pornografie durch Jugendliche wird hier im Jahr 2014 von einem Geweihten angeprangert, dessen geweihte Brüder die massenhafte Pornografie mit Kindern selbst herstellen und konsumieren. 
Darüber hat Herr Oster noch nie gepredigt….

P. Dr. Stefan Oster SDB lässt aufhorchen

Pornografie: Wir dürfen nicht kapitulieren! 

Pater Dr. Stefan Oster SDB hat am 8. Mai 2014, gut zwei Wochen vor seiner Weihe zum 85. Bischof von Passau, im Prinz-Carl-Palais in München den Eid auf die Bayerische Verfassung abgelegt. In seiner mutigen Rede stellte er fest, dass der massenhafte Konsum von Pornografie bei Jugendlichen gar nicht mehr hinterfragt werde. Damit aber würden wir flächendeckend gegen unsere Verfassung verstoßen, die uns dazu verpflichte, die Jugend vor sittlicher Verwahrlosung zu schützen. 

Von P. Stefan Oster SDB, hier noch als designierter Bischof von Passau 

Die Jugend ist vor sittlicher, geistiger und körperlicher Verwahrlosung zu schützen 
Als ein Sohn Don Boscos habe ich ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, was in der Bayerischen Verfassung über Kinder und Jugendliche gesagt ist. Und ich bin froh, dass dort beispielsweise der Schutz der Familie und das natürliche Fürsorgerecht wie auch die Fürsorgepflicht der Eltern so stark gemacht werden. Oder ich bin auch sehr froh über die obersten Ziele von Bildung, die da genannt werden, etwa als erstes: die Ehrfurcht vor Gott, die Achtung vor religiöser Überzeugung und vor der Würde des Menschen und neben anderem dann auch noch die Aufgeschlossenheit für alles Wahre, Gute und Schöne als Bildungsziel. … „Die Schulen“, heißt es im Artikel 131, „sollen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.“ Wie schön. Und ich habe auch den folgenden Satz, Artikel 126, Absatz 3 der Verfassung mit voller Zustimmung gelesen: „Kinder und Jugendliche sind durch staatliche und gemeindliche Maßnahmen und Einrichtungen gegen Ausbeutung sowie gegen sittliche, geistige und körperliche Verwahrlosung und gegen Misshandlung zu schützen.“ Diese Ziele für die Bildung und zum Schutz der Jugend könnten aus der Feder Don Boscos selbst stammen. … Der „Diener Gottes“ Carlo Acutis starb 2006 mit 15 Jahren. 


Dokument 2  – Juni 2014

Über Jugendliche und ihre Abwege und über den Gehorsam in der katholischen Kirche referiert hier Ehrendomherr Edmund Dillinger, der mit seinen Handlungen selbst Abwege für Kinder und Jugendliche geschaffen und fernab des katholischen Gehorsams gelebt hat. 
Er prangert das Koma-Saufen der Jugendlichen an und es bleibt unerwähnt, wie viele Kinder von Priestern unter Alkoholeinfluss gesetzt und in diesem Zustand vergewaltigt wurden. Ebenso unerwähnt bleibt, wie viele Jugendliche den Alkohol brauchen, um die Bilder dieser Vergewaltigungen durch Personen, denen sie vertrauten, immer wieder zu verdrängen.

Ein Vorbild für unsere heutige Jugend 

Ehrendomherr Edmund Dillinger blickt mit großer Sorge auf die junge Generation. Kinder und Jugendliche verlieren zunehmend den Halt und kommen mit ihrem Leben nicht mehr zurecht. Dem stellt Pfarrer Dillinger das Beispiel von Carlo Acutis gegenüber, der im Jahr 2006 mit nur 15 Jahren an Leukämie gestorben ist. Obwohl sein Tod erst wenige Jahre zurückliegt, wurde ihm von Rom bereits der heroische Tugendgrad und damit der Titel „Diener Gottes“ zuerkannt. Dillinger möchte diesen außerordentlichen Jungen im deutschsprachigen Raum bekannt machen und ihn der heutigen Jugend als leuchtendes Vorbild vor Augen stellen. 

Von Edmund Dillinger 

Jugendliche verlieren den Sinn des Lebens 

Es ist nicht zu übersehen, dass die Kirchen immer leerer werden. Besonders fehlen in den Gottesdiensten unsere Jugendlichen. Die großen Zusammenkünfte bei Weltjugendtagen, Prayer-Festivals oder Treffen der Jugend 2000 sind zwar erfreulich, aber es sind Ausnahmen. Wir müssen erkennen, dass die junge Generation immer mehr den Kontakt zu den Glaubenswahrheiten verliert, die allein dem Leben einen Sinn vermitteln können. 
Wir hören täglich von den Abwegen unserer Jugendlichen: Gewalttaten, Koma-Saufen, Drogenkonsum, Überfälle, Raub und Brandstiftung. Immer mehr junge Menschen leiden unter Depressionen, machen ihrem Leben ein gewaltsames Ende. In meiner Heimat hat sich vor kurzem ein 23-Jähriger mit einer Kette an einen Baum gefesselt und angezündet. Vollkommen verkohlt wurde er gefunden. Er kam mit seinem Leben nicht mehr zurecht. 

Alarmierende Zahlen 
Gerade das sog. „Koma-Saufen“, von dem die Medien im Augenblick häufig berichten, ist außerordentlich gefährlich und weist auf den Mangel an Lebenssinn im Bewusstsein der betroffenen Jugendlichen hin. 
Nach offiziellen Angaben sind im Jahr 2012 bundesweit 26.673 Minderjährige mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dies sind täglich etwa 70 Kinder und Jugendliche. Die 15- bis 20-Jährigen bilden die größte Gruppe der alkoholbedingten Krankenhauspatienten. Diese Zahlen haben sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdreifacht. Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung geben 14 Prozent der 12- bis 17-Jährigen an, regelmäßig Alkohol zu trinken. In Anbetracht dieser Tatsache müssen wir uns fragen: Was kann hier Abhilfe schaffen? 

Quelle: Katholische Monatszeitschrift: Juni 2014
Ein Vorbild für unsere heutige Jugend. Ehrendomherr Edmund Dillinger blickt mit großer Sorge auf die junge Generation. Kinder und Jugendliche verlieren …

Edmund Dillinger über Sr. Fidelis, Vorbilder, Alkohol und Verlockungen
YouTube-Video, eingestellt von ExKommunikationsTrainer, 28.04.2023
Und liebe Jugendliche, jetzt nicht sagen, das war 19. Jahrhundert, wir haben heute eine andere Zeit. Nein, auch heute müssen wir leben.

Erst gab’s Wein, dann Nacktfotos: Wie Skandalpriester Dillinger Jugendliche auf sein Zimmer lockte
www.rhein-zeitung.de, 21.04.2023 


Dokument 3 – Januar 2005

Nochmal Edmund Dillinger zum Thema „Gehorsam in der katholischen Kirche“ Seite 16!    Sehr lesenswert!

Januar 2005
www.der-fels.de, PDF
01.01.2005 — Ehrendomherr Pfr. Edmund DillingerGehorsam in der katholischen Kirche…16. Prof Dr. Hans Schieser: Die Entdeckung des „real.


Dokument 4 

Ein Papst, der wie alle Päpste im prunkvollsten aller Lebensumfelder residiert, preist in einem Geleitwort für das Machwerk eines anderen ehrenwerten Kollegen  diejenigen, die auf Müllhalden leben, hungernd und entwürdigt oder mit zerstörten Existenzen, welche seine Mitbrüder zu verantworten haben, zurechtkommen müssen. Manche Kinder erleben Armut UND sexuelle Gewalt, wenn die pädophilen und auffällig gewordenen Priester unbehandelt nach Afrika und Südamerika versetzt werden. In ihren Ohren müssen diese Worte wie Hohn klingen….

Geleitwort von Papst Franziskus zum Buch von Kardinal Müller

Selig die Armen! 

Seit dem Beginn seines Pontifikats bringt Papst Franziskus immer wieder zum Ausdruck, dass er sich eine „arme Kirche für die Armen“ wünscht. Was aber heißt das? Einerseits setzt er deutliche Zeichen durch die Bescheidenheit in seinem persönlichen Lebensstil. Andererseits hält er beispielsweise an der Vatikan-Bank als einer hilfreichen Einrichtung für die Kirche fest. Nun hat Franziskus die Veröffentlichung eines Buches von Gerhard Ludwig Kardinal Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, zum Anlass genommen, in einem Geleitwort genauer zu erklären, worum es ihm bei der von ihm eingeforderten Armut geht. Müller hatte sich von 1988 bis 2002 jeden Sommer mehrere Wochen in verschiedenen südamerikanischen Ländern seelsorgerisch engagiert und sich die „Option für die Armen“ der dortigen Befreiungstheologen zu eigen gemacht. Sein Buch trägt den Titel „Armut – Die Herausforderung für den Glauben“

Von Papst Franziskus 

Macht der Besitzenden gegenüber den Armen  (also auch der Kirche gegenüber MB-Betroffnen ..Anm. der Red.)

Wer von uns spürt nicht ein Unbehagen, wenn er auch nur mit dem Wort „Armut“ konfrontiert wird? Es gibt viele Formen von Armut: materielle, wirtschaftliche, geistliche, sozi­ale oder moralische Armut. Der Westen setzt Armut vor allem mit dem Fehlen wirtschaftlicher Macht gleich und wertet diesen „Status“ negativ. Die westlichen Regierungen gründen sich nämlich ganz wesentlich auf die enorme Macht, die das Geld heute gewonnen hat: eine Macht, die anscheinend jeder anderen überlegen ist. Darum bedeutet das Fehlen wirtschaftlicher Macht Bedeutungslosigkeit auf politischer, gesellschaftlicher und sogar menschlicher Ebene. Wer kein Geld besitzt, wird nur danach eingeschätzt, wieweit er zu anderen Zwecken dienen kann. Es gibt viele Arten von Armut, den größten Abscheu erregt aber die wirtschaftliche Armut. 

Geld kann das Vermögen der Freiheit erweitern 

Darin liegt eine tiefe Wahrheit. Das Geld ist ein Mittel, das in gewisser Weise – wie das Eigentum – das Vermögen der menschlichen Freiheit erweitert und steigert, insofern es sie in die Lage versetzt, zu wirken, zu handeln und zu Ergebnissen zu kommen. Für sich genommen ist es ein gutes Mittel, wie fast alle Dinge, über die der Mensch verfügt. Es ist ein Mittel, das unsere Möglichkeiten erweitert. Allerdings kann dieses Mittel sich gegen den Menschen wenden. Geld und wirtschaftliche Macht können nämlich auch ein Mittel sein, das den Menschen vom Menschen entfernt und ihn auf einen egozentrischen und egoistischen Horizont begrenzt. 

„Mammon“ – Güter, die man für sich allein behält 

Das aramäische Wort, das Jesus im Evangelium verwendet – mammona, d.h. verborgener Schatz (vgl. Mt 6,24; Lk 16,13) –, lässt das verstehen: Wenn die wirtschaftliche Macht ein Mittel ist, das Schätze produziert, die man für sich allein behält und vor den anderen verbirgt, dann produziert sie Ungleichheit und verliert ihren ursprünglichen positiven Wert. Auch der griechische Begriff harpagmos, den der hl. Paulus im Brief an die Philipper (vgl. Phil 2,6) verwendet, verweist zurück auf ein Gut, das eifersüchtig für sich behalten wird, oder direkt auf die Beute, die man durch Beraubung der anderen gemacht hat. Das geschieht, wenn Güter von Menschen eingesetzt werden, die Solidarität nur mit dem eigenen Bekanntenkreis – wie klein oder groß der auch sein mag – kennen, oder wenn es sich darum handelt, Solidarität einzufordern, aber nicht sie anzubieten. Das geschieht, wenn der Mensch, der die Hoffnung auf einen transzendenten Horizont verloren hat, auch den Geschmack an der Unentgeltlichkeit verloren hat, den Geschmack, das Gute zu tun, weil einfach Schönheit darin liegt, es zu tun (vgl. Lk 6,33 ff.). 

Egoismus des Menschen wendet sich gegen ihn selbst 

Wenn der Mensch hingegen gelernt hat, die fundamentale Solidarität zu üben, die ihn mit allen anderen Menschen verbindet – daran erinnert uns die Soziallehre der Kirche –, dann weiß er, dass er die Güter, über die er verfügt, nicht für sich behalten kann. Wenn er habituell solidarisch lebt, weiß der Mensch, dass das, was er anderen verweigert und für sich behält, früher oder später sich gegen ihn selbst wendet. Im Grunde deutet Jesus das im Evangelium an, wenn er auf den Rost oder auf die Motte anspielt, die die egoistisch festgehaltenen Reichtümer zerfressen (vgl. Mt 6,19-20; Lk 12,33). 

Quelle:

Mit einem Geleitwort von Papst Franziskus
bilder.buecher.de, PDF

Im Sinne der Katholischen Soziallehre spricht sich Müller für eine solidarische, gerechte und mitmenschliche Gesellschaft aus und beleuchtet, welche…


Dokument 5 – ab September 2000

Was wäre die Kirche ohne ihre engagierten Gläubigen, die sich vereinen, die Lehren vermehren und ihren Nachwuchs in das System der Gefahren einspeisen. Die dafür sorgen, dass die falschen Prediger weiterhin gehört und geehrt werden? Das hier ist ein Konkurrenzunternehmen zum mächtigen ZDK, Laien die den unverfälschten und ungekürzten Glauben versprechen.

Wo waren sie, als die Kinder hilflos den Priestern ausgeliefert waren? Wer von ihnen hat den Kindern geglaubt, geholfen, sie gerettet? Wer hat den Eltern dieser Kinder geglaubt, wenn sie Übergriffe durch einen Priester anzeigten? Und wo sind sie heute, um die verletzten Erwachsenen zu unterstützen? Warum konnte es so vielen Kindern passieren?
Vielleicht weil die Täter und Vertuscher mitten unter ihnen saßen? 

Die Liste der Prominenz, die mit im Kuratorium saß und sitzt, nichts gesehen und geahnt hat, erscheint in diesem Zusammenhang besonders lesenswert.

Forum Deutscher Katholiken

Das Forum Deutscher Katholiken ist ein eingetragener Verein nach deutschem Recht, der am 30. September 2000 in Fulda gegründet wurde. Es wurde von Hubert Gindert initiiert, der Vorsitzender und Sprecher des Forums ist und den Verein als Konkurrenzorganisation zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken gegründet.

Zielsetzung

Das Forum richtet sich nach Eigenangaben an engagierte Laien in der römisch-katholischen Kirche, die sich zum „unverfälschten und unverkürzten“ Glauben bekennen, wie er im Katechismus der Katholischen Kirche zusammengefasst sei. Durch Kongresse und andere Veranstaltungen will das Forum „Menschen zusammenführen mit dem Ziel der Förderung des katholischen Glaubens nach der Lehre der Kirche“. Auf ihrer Webseite heißt es: „Wir sehen einen Neuanfang nicht in der Fortsetzung von Strukturdebatten und Satzungsdiskussionen, sondern in persönlicher Umkehr, in geistlicher Erneuerung, im Glaubensgehorsam und in der Loyalität gegenüber dem Heiligen Vater und den mit ihm verbundenen Bischöfen.“ Mit dem Petersdom im Logo will das Forum seine Verbundenheit mit dem Papst zum Ausdruck bringen. Die Monatszeitschrift Der Fels wurde zuletzt im Januar 2021 als „das Sprachrohr des Forums Deutscher Katholiken“[1] bezeichnet.
Nach 2021 ist eine Verbindung zwischen Zeitschrift und Verein nicht mehr offen ersichtlich.[2]

Wichtigste Veranstaltung des Forums ist der seit 2001 jährlich stattfindende Kongress Freude am Glauben,[3] der von Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg geleitet wird und 2014 vom seinerzeitigen Präfekten der GlaubenskongregationGerhard Ludwig Müller, eröffnet wurde. Die Kongresse fanden in Fulda und Regensburg statt, wobei der Diözesanbischof und andere geistliche Würdenträger als Zelebranten oder Referenten mitwirkten. Beim Kongress 2002 war Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., Zelebrant der Abschlussmesse. Der Kongress von 2006 hatte circa 1800 Teilnehmer. 

2009 wurden in einer Resolution Muslime als natürliche Verbündete im „Kampf gegen eine Kultur des Todes“ bezeichnet. Mitglieder beider Religionen müssten sich gemeinsam den „zahlreichen Herausforderungen stellen, die eine gottferne Zeit uns aufgibt“. Nicht der Islam, sondern die „systematische Verdrängung des christlichen Glaubens aus der Politik und dem öffentlichen Leben, die zu einer geistigen Immunschwäche Europas führt“, sei die gefährlichste Bedrohung Europas.[4]

Kuratorium

Bemerkenswert ist das Engagement von Peter Gauweiler, der selbst evangelisch ist, und von Andreas Späth, der zur konservativ-lutherischen Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis gehört.[5][6]

Kontroversen

2007 wurde die Teilnahme von Eva Herman als Gastrednerin des siebten Kongresses Freude am Glauben[7]u. a. von Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisiert. Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel legte aufgrund des Auftritts seine Schirmherrschaft für diesen Kongress nieder.[8]

Der Verein verteidigte im selben Jahr Bischof Walter Mixa, der wegen Äußerungen zu Familienpolitik in die Kritik geraten war.[9][10] 2019 veröffentlichte das Forum bei seinem Kongress „Freude am Glauben“ in Ingolstadt eine Resolution, die sich laut dem Augsburger-Allgemeine-Journalisten Daniel Wirsching „wie ein AfD-Papier liest“, denn darin sei von einer „Keule der ‚political correctness‘“ und einem „zwangsfinanzierten Staatsfunk“ die Rede. Weiterhin wird in der Resolution der Begriff der „Gedankenpolizei“ benutzt und es heißt darin, „Pressevertreter […] kommentieren so, als ob sie zum bezahlten Hofstaat der Regierung gehörten“, was die Publizistin Liane Bednarz als „absurd“ und „in Richtung Verschwörungstheorie gehend“ bezeichnete. Die katholischen Bischöfe Rudolf Voderholzer und Gregor Maria Hanke, die auf diesem Kongress „Freude am Glauben“ anwesend waren und Gottesdienste hielten, unterzeichneten laut Bednarz die Resolution zwar nicht, distanzierten sich jedoch auch nicht davon.[11]

Literatur

Missbrauchsskandal: Algermissen sieht „große Fehler“
www.fuldaerzeitung.de, 01.06.2019 und 19.04.2020
Fuldas früherer Oberhirte Heinz Josef Algermissen hat sich in seinem neuen Leben eingerichtet: Er ist Seelsorger und Aushilfspfarrer …

Bischof bittet um Vergebung
Frankfurter Rundschau, www.fr.de, 26.03.2010
Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen hat im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche schwere Versäumnisse eingeräumt und die Opfer um Vergebung gebeten.


Dokument 6   – 2004  bis 2022

Die Wetter-Fahne

Ein Kardinal, der je nach Gelegenheit sich selbst in einem goldenem Rahmen als Schutzengel präsentiert oder den Unwissenden spielt. Eines so falsch wie das andere und beides zusammen ein Verstoß gegen das 8. Gebot, welches im Volksmund bekannt ist als „Du sollst nicht lügen“ in Wahrheit aber „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ heißt.
Stimmt für den vorliegenden Fall beides.
Aber mal ehrlich….wer traut schon einem Wetter-Bericht?

2004  Kardinal Wetter in der „Galerie der Engel“ (Bild 16) bei missio:
„Wir brauchen Schutzengel im Kampf gegen Sextourismus und Kinderprostitution, weil gerade Kinder so unverfälschte Augen für Gottes Liebe und seine Schöpfung haben. Alles Erdenkliche muss getan werden, dass ihnen dieser unbeschwerte Blick nicht durch solch schändliche Taten zerstört wird.“
Friedrich Kardinal Wetter, Erzbischof von München und Freising

Sextourismus bricht Kinderseelen
jimcontent.com, PDF


2022 Kardinal Wetter entschuldigt sich
In der am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten räumte Wetter ein, sich vor dem Jahr 2010 nicht eingehend mit den fatalen und zerstörerischen Folgen von Missbrauchstaten für Kinder und Jugendliche auseinandergesetzt zu haben. Das mache für ihn persönlich sein Verhalten als Amtsträger zwar verständlicher, könne es aber nicht rechtfertigen. Denn hätte er anders entschieden, hätte es nicht zu weiteren Missbräuchen kommen können.
(SZ, Katholisch.de etc.)


Dokument 7  – September 2018

Sr. Katharina Kluitmann, ehem. Vorsitzende der Deutschen Ordenoberenkonferenz äußerte am 25. September 2018 folgenden legendären Satz:
„Besser, wir werden an Geld arm durch die Unterstützung der Opfer, als dass wir an Liebe arm werden – und nebenbei auch noch am letzten Rest an Glaubwürdigkeit in dieser Sache.“
Die Wahrheit fünf Jahre später ist: wenig Geld für Betroffene, fast keine Aufklärung, aber zahlreiche Berichte von Betroffene, denen die Rechtsanwälte der Orden mit Verleumdungsklagen drohen und die medial diskreditiert wurden.

Ordensobernkonferenz will „null Toleranz“ gegenüber Tätern

Orden in Deutschland intensivieren Missbrauch-Aufklärung

Die neue Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sind für die Orden ein Signal, die eigene Aufarbeitung noch einmal zu intensivieren. Mit „null Toleranz“ gegenüber den Tätern und ergänzenden Studien.

Schwester Katharina Kluitmann ist seit einigen Wochen Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK). Seit einem Jahr ist sie bereits DOK-Präventionsbeauftragte. Die Provinzoberin der Franziskanerinnen von Lüdinghausen hat an der Vorstellung der Missbrauchsstudie bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Fulda teilgenommen. Nur zum Teil wurde darin auch der Bereich der Orden erfasst: 159 Ordensmänner im Dienst von Bistümern werden des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Zahlen, die weitere Fragen und Aufgaben für die Ordensgemeinschaften zur Folge haben müssen, sagt Kluitmann im Interview mit Kirche+Leben.

Schwester Katharina, Sie waren heute bei der Vorstellung der Ergebnisse der neuen Studie zum Missbrauch in der deutschen Kirche. Was sagen Sie zu den Zahlen?

Eigentlich scheue ich mich vor Betroffenheits-Rethorik. Aber es ist fürchterlich, was da zu hören ist. Mir ist das Thema aus meiner Arbeit in der Psychotherapie für Menschen in kirchlichen Berufen nicht fremd. Trotzdem sind solche Zahlen immer wieder erschreckend. Die Gefahr besteht, dass in einer solchen Studie die Menschen hinter den Zahlen verschwinden. Ich wünschte, es gäbe Worte, um den Opfern unser Mitgefühl auszusprechen. Aber es ist unsagbar, unsäglich. Ein Worte wie „Scham“ reicht da nicht. Das kann für Opfer wie Hohn klingen. Ich war vor einigen Tagen auf einem Kongress von Betroffenen. Mit Hochachtung habe ich wahrgenommen, wie sie es schaffen, mit solchen Erfahrungen zu leben.

Die Studie sagt, dass 159 Ordenspriester im Dienst der Bistümer des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt werden. Hat Sie diese Zahl überrascht?

Leider nein. Denn wir wissen um den Missbrauch auch in Ordensgemeinschaften. Wobei die Situation bei Männer- und Frauenkongregationen unterschiedlich ist. Auch gesamtgesellschaftlich sind die Täter sexualisierter Gewalt überwiegend Männer. Bei Ordensfrauen kommt das Thema vor allem im Kontext von Heimen vor. Dazu hat es bereits 2016 eine unabhängige Studie gegeben, die von den Orden unterstützt wurde. Aber es gibt Ordensbereiche, die noch nicht durch Studien erforscht sind.

Was haben Sie vor, um die Ergebnisse der MHD-Studie für den Bereich der Orden zu konkretisieren?

Jetzt, unmittelbar nach Erscheinen des über 360-seitigen Werkes, ist es für Detailaussagen noch zu früh. Die DOK plant, sich mit externen Experten der Studie zu widmen. Unter Experten verstehen wir sowohl Wissenschaftler als auch Betroffene. Wir müssen schauen, ob Parallelstudien erfolgversprechend sind. Wir müssen als Orden da überlegen, was sinnvoll und leistbar ist.


VIDEO: Drei Fragen an Schwester Katharina Kluitmann zur Missbrauchsstudie der DBK.

Was meinen Sie mit sinnvoll und leistbar?

Es wird darum gehen, die Ordenslandschaft differenziert zu betrachten und exemplarische Studien zu machen. Manche Gemeinschaften sind in einem derartigen Sterbeprozess, dass die letzten im Altenheim gepflegt werden. Da ist weder Aufarbeitung möglich, noch Prävention nötig. Manche Gemeinschaften haben nie in Arbeitsfeldern gearbeitet, in denen es zu Missbrauch im dienstlichen Kontext kommen konnte. Es gibt aber auch die Gemeinschaften, wo wir genau hinschauen müssen. Das sind jene, die keine Institutionen haben, in denen sie mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen. Sie sind aber in der Einzelseelsorge aktiv – in der Messdienerarbeit oder auch in den Wallfahrtsorten. Die sind in der Aufarbeitung, in der Prävention und in der Forschung viel schwerer zu fassen.

Und was ist mit den Ordensgemeinschaften, die in Institutionen arbeiten?

Da die Institutionen auch der staatlichen Aufsicht unterliegen, ist hier zusätzlich eine externe Kontrolle institutionalisiert. Wobei auch Richtung Staat noch Wünsche offen sind. Man denke nur an die Verjährungsfristen, die es in vielen Fällen unmöglich machen, zu ermitteln. 

Wie wollen Sie in den Orden mit den Tätern umgehen?

Es gibt null Toleranz, was den Kontakt mit Kindern und Jugendlichen angeht. Täter aus Ordensgemeinschaften werden auch kirchliche Ämter nicht mehr einnehmen. Es ist aber zu fragen, ob ein Ausschluss aus der Ordensgemeinschaft sinnvoll ist. Allein schon aus Gründen der Kontrolle muss das diskutiert werden. Denn die meisten Täter können durch Verjährung strafrechtlich nicht mehr belangt werden. Ein allein lebender Täter ist aber gefährlicher, als ein Täter, auf den die Ordensgemeinschaft ein Auge hat. Wir müssen an dieser Stelle Verantwortung übernehmen und weitreichender handeln als staatliches Recht.

Können Ordensgemeinschaften das leisten?

Ich glaube nicht, dass es ein totale Kontrolle für die Täter gibt. Aber bei der Auswahl einer passenden Gemeinschaft, der richtigen Lage des Klosters und den geeigneten Aufgaben für den Ordensbruder oder die Ordensschwester kann Kontrolle besser gelingen, als wenn sie allein leben.

Wie wollen Sie weiter auf Opfer zugehen?

Wir wollen auf keinen Fall die Menschen hinter den Zahlen vergessen. Aber selbst wenn wir alles tun, wird es angesichts des oft lebenslangen Leids der Opfer immer noch zu wenig sein. Gemeinschaften müssen sich jetzt mit der Last der Schuld deshalb intensiv beschäftigen. Daran darf kein Weg vorbeiführen. Um es pointiert zu sagen: Ordensobere dürfen das Gespräch mit Opfern nicht verweigern, nur weil sie dann drei Nächte nicht schlafen können. Die Opfer können oft Jahrzehnte nicht schlafen – und haben keine Wahlmöglichkeit. Wäre es nicht angemessen, das Gespräch aktiver anzubieten? Oder gar zu fragen: „Was würde Ihnen jetzt helfen?“ Die finanzielle Seite ist dabei klar: Besser, wir werden an Geld arm durch die Unterstützung der Opfer, als dass wir an Liebe arm werden – und nebenbei auch noch am letzten Rest an Glaubwürdigkeit in dieser Sache.

Wie wirken sich die Zahlen und Fakten auf die Atmosphäre in den Ordensgemeinschaften aus?

Es ist für die Gemeinschaften enorm belastend, wenn überführte oder beschuldigte Täter in ihrer Mitte leben. Solche Gemeinschaften brauchen Unterstützung, um darüber sprechen und die Situation aushalten zu können. Aber auch über die direkt betroffenen Ordensgemeinschaften hinaus erlebe ich ein großes Erschrecken über die Entwicklungen und Vorgänge.

Was glauben Sie müssen die Orden künftig anders machen?

Wir müssen schneller und gründlicher aufarbeiten. Wo nötig auch wissenschaftlich. Es geht neben der konsequenten Opferperspektive vor allem weiter um eine bestmögliche Präventionsarbeit. Die haben wir in den vergangenen Jahren schon stark intensiviert. Es gibt bereits viele Gemeinschaften, die sich vorbildlich um diesen Bereich bemühen. Als so etwas wie ein Dachverband versucht die DOK die Mitglieder in ihren verschiedenen Situationen in ihrer Aufarbeitung und Prävention zu vernetzen und zu unterstützen. Auch hat sie immer mal wieder einen angemessenen Umgang mit Opfern angemahnt, wo Ordensgemeinschaften nicht ausreichend kooperativ waren. Wir werden das weiter vorantreiben und interne wie externe Unterstützung anbieten.

Wird man den Missbrauch damit in den Griff kriegen?

Ganz wird das wohl nie gelingen. Aber damit es annähernd erreicht werden kann, muss es einen tiefgreifenden Wandel geben. Der Missbrauch ist ein Symptom für eine tiefere Krankheit in der Kirche. Und die muss behandelt werden, nicht nur das Symptom – aber das natürlich auch! Die Erneuerung der Kirche ist bestenfalls am Anfang: immer noch zu viel Macht und zu wenig Evangelium! Die Orden haben da gute Ansätze, aber ich schließe uns ganz bewusst in die Kritik mit ein. Wir haben Anteil an der Schuld des einzelnen, der Institutionen und Strukturen. Vielleicht hilft uns der derzeitige Einbruch bei vielen Orden, dass wir bei der Aufarbeitung bescheidener und demütiger werden. Und so endlich dem Evangelium näher kommen.

Interview: Michael Bönte
kirche-und-leben.de


Dokument 8 – März 2014

Bischof Karl Lehmann als Schirmherr einer Traumatologen-Tagung in Mainz 2014

Wir sind Viele
LPK RLP, PDF
Trauma-Fachtagung. 28.-29.03.2014. Mainz, Schloß Waldthausen. Wir sind Viele. Opfer ritualisierter Gewalt und organisierter Pädokriminalität. MINISTERIUM.

Kardinal Lehmanns fragwürdiger Umgang mit Missbrauchsskandal
domradio.de, 08.03.2023 — Der Denkmalsturz zu Mainz. Der verstorbene Bischof Karl Lehmann galt lange als herausragende Persönlichkeit innerhalb der katholischen …


Fortsetzung folgt…

  • Herr Ratzinger und die Traubensafterlaubnis
  •  Herr Ackermann und die Entschädigungslüge
  •  Herr Wölki unter Verdacht auf Meineid

Die Liste ist noch längst nicht vollendet, und wenn wir auf neue interessante Fundstücke stoßen, in denen sich Worte und Taten der Geistlichen widersprechen, werden wir sie ergänzen, denn sie sind alle Werke der Katholischen Kirche, die so gar nicht das hält was sie ihren Gläubigen verspricht.


20. Juli 2023

Trilogie der Abgründe – Teil 2: Damals…

Die Kinderfänger

Das historische Fundstück „Heiliger Atem“, ein SPIEGEL-Artikel über den 1965 geschlossenen Konkordatsvertrag mit dem Land Niedersachsen haben wir mit den Erkenntnissen aus Gutachten und Mißbrauchsstudien von heute gegenüber gestellt.

Es werden dabei folgende Tatsachen deutlich: 

1. Allen an diesem Vertrag beteiligten Bischöfen konnten Vertuschung und andere Verfehlungen im Bereich der sexuellen Übergriffe auf Kinder nachgewiesen werden.

2. Sie wussten bereits zum damaligen Zeitpunkt über Täter, Taten und diese Gefahr in ihren Reihen Bescheid, denn viele dieser Bischöfe hatten schon früher Täter geschützt und versetzt.

3. Sie kämpften dennoch mit allen Mitteln um die Ausweitung von katholischen Schulen und setzten dort auch einschlägig bekannte Täter ein.
Die Mitverantwortung des Staates für die heute verletzten Menschen, die den Klerikern als Kinder auf diese Weise zugeführt wurden, ist nicht mehr von der Hand zu weisen. 

Wir haben uns bei dieser Gegenüberstellung, aufgrund der Länge des Originalartikels, auf die wesentlichen Passagen, welche die unheilige Allianz zwischen Staat und Kirche aufzeigen, beschränkt.

Die radikale Einflussnahme der Kirche auf die höchsten Ebenen der Politik, die Drohgebärden, die gespielte Opferrolle, der Druck auf katholische Eltern und Kinder – machen in der Summe deutlich, an welcher Stelle der Staat seine Kinder mehr verraten als geschützt hat.

Der vollständige Artikel ist im Internet abrufbar.

Heiliger Atem (siehe TiteIbiId*) 

aus DER SPIEGEL 20/1965 

Auszüge aus dem Originalartikel – (red. ergänzt durch Erkenntnisse über die beteiligten Bischöfe aus den Jahren 2020-2023)


Geräucherten Lachs nebst 45prozentigem Slibowitz und, nach einer Suppe, gekochte Seezungenröllchen garniert mit Hummerschwänzen nebst Mosel- und Rheinwein ließ der evangelische Apotheker und derzeitige niedersächsische Ministerpräsident Dr. Georg Diederichs im Runden Saal der Stadthalle zu Hannover auftischen.

Die Spitzen des Staates und der katholischen Kirche in Niedersachsen waren am 26. Februar zusammen mit Abgesandten des Heiligen Stuhls versammelt, insgesamt 40 Herren. 

Anlaß der gemeinsamen Mahlzeit war eine unkündbare »feierliche Übereinkunft«die am selben Tage SPD-Diederichs und im Auftrage des Heiligen Vaters – dessen Nuntius in Bad Godesberg, Corrado Bafile, unterschrieben hatten: das Konkordat zwischen dem Land Niedersachsen (18,8 Prozent Katholiken) und dem Heiligen Stuhl.

Zur Rechten wie zur Linken war jedem geistlichen Herrn je ein weltlicher Niedersachse beigeordnet, soweit es sich angesichts des kirchlichen Übergewichts (22:18) einrichten ließ. Zwei Reden waren angesetzt, drei wurden gehalten. Das zweite Fischgericht – man speiste an einem Freitag – blieb länger in den Töpfen, als es die Chefs der Küche und des Protokolls geplant hatten.

Der Hannoveraner Diederichs, der Bad Godesberger Bafile (Titular-Erzbischof der seit Jahrhunderten menschenleeren vorderasiatischen Diözese Antiochia) und der Hildesheimer Heinrich Maria Janssen (Bischof einer mit 696 000 Katholiken und 5,6 Millionen Nichtkatholiken besiedelten Diaspora-Diözese) verwiesen die reputierliche Runde auf die Bedeutung der Stunde.


Exkurs 2021

(Hildesheim 2021: Der frühere Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen ist der erste deutsche Oberhirte, dem auch selbst sexueller Missbrauch von Minderjährigen angelastet wird. Nun stellten Fachleute eine Studie zu seiner Amtszeit vor. Hier ist von „eklatanten Missständen“ im Umgang mit Missbrauch die Rede. Nach Veröffentlichung eines Missbrauchsgutachtens für das katholische Bistum Hildesheim bleibt weiterhin offen, ob sich der frühere Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) selbst an Kindern vergangen hat. Es könne nicht festgestellt werden, „ob Bischof Janssen sexuellen Missbrauch oder sexuelle Grenzüberschreitungen gegenüber Minderjährigen begangen hat“, heißt es in dem am Dienstag in Hildesheim vorgelegten Bericht. Die Gutachter um die ehemalige niedersächsische Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz stellten allerdings „eklatante Missstände“ im Umgang mit Missbrauch während Janssens Amtszeit zwischen 1957 und 1982 fest.

Demnach gab es von kirchlicher Seite Zuwendung und Schutz für die Täter, während die Betroffenen keinerlei Hilfen erhielten und mit ihrem Leid alleingelassen wurden. Die Untersuchung spricht von „massivem Unrecht“ gegenüber Kindern. Insbesondere in katholischen Kinderheimen wie dem Bernwardshof in Hildesheim habe es physische, psychische und sexualisierte Gewalt gegeben.)

Quelle:

Gutachter: Bischof Janssen schützte Missbrauchstäter und …
Katholisch.de, 14.09.2021


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Über die jüngere Vergangenheit gingen die Redner diskret hinweg. Diederichs nannte sie beiläufig eine »Periode von Verwicklungen und Schwierigkeiten«.

In der Tat: 1954 noch war in Niedersachsen »das den katholischen Eltern von Natur gegebene Recht, ihre Kinder katholisch zu erziehen, verletzt und mit Füßen getreten« worden – so seinerzeit Papst Pius XII.


Exkurs Juli 2022

Papst Pius XII.: Neue Vatikan-Akten zeigen Versagen der Kirche im 2. Weltkrieg
FOCUS online, 03.07.2022 — Pius vertuschte sexuellen Missbrauch in der Kirche. Doch David Kertzer fand jetzt einen Beleg dafür, dass diese Vorwürfe keineswegs erfunden, …


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Damals führte der Amtsvorgänger des Festredners Janssen aus Hildesheim, Godehard Machens, seine Gläubigen nach eigenem Zeugnis in einem »Kulturkampf, der den Katholiken aufgezwungen wurde«.

Es war der bis heute in der bundesdeutschen Geschichte härteste Kampf um die gesetzliche Regelung des brisantesten deutschen Schulproblems: ob katholische und evangelische Kinder, die sonntags (wenn überhaupt) getrennt beten, wochentags getrennt lernen sollen – in Schulen ihrer Konfession.

Doch elf Jahre später lobten die beiden geistlichen Exzellenzen an der hannoverschen Stadthallen-Tafel den Willen zum Vertrauen, der sich nunmehr im Konkordat niedergeschlagen habe. Mit so wenig Pathos mochte sich Diederichs nicht begnügen. Vertrauen war ihm zu wenig, »Freundschaft« war sein Wort.

»Nur einen engen Kreis von Beteiligten« habe bislang ein neuer Geist der Freundschaft zwischen Staat und katholischer Kirche erfüllt, vermerkte der Ministerpräsident. Jeder im Runden Saal wußte, daß dieser Kreis bis zu diesem Tage kaum größer war als die Tafelrunde. Doch nun müsse, so sprach Diederichs, der neue Geist der Freundschaft »um sich greifen« im ganzen Land.

Und im ganzen Land griff es um sich – aber es war nicht der Geist einer Freundschaft, wie Diederichs sie versteht: Eine unheilige, wenn auch christliche Allianz machte Front gegen die Schulartikel des Konkordats und neue Paragraphen des Schulgesetzes.

Ein Kampf um die Schule, wie er leidenschaftlicher bislang in keinem anderen Bundesland und in Niedersachsen nur 1954 geführt wurde, ist im Lande zwischen Nordsee und Harz entbrannt. Die Regierungskoalition zwischen SPD und FDP ist darüber in der vergangenen Woche zerbrochen.

Gegen das Konkordat sind aufgestanden die Lutheraner in Ostfrieslands Pfarrhäusern („Bedrohung der freiheitlichen Entwicklung des Landes“) wie die Professoren der Pädagogisch Hochschulen in Braunschweig („Keine weitere Konfessionalisierung des Schulwesens“) und Osnabrück, die Christen der Reformierten Kirche in Nordwestdeutschland (Landessuperintendent Nordholt: »Keine Apartheid in der Schule“) wie sämtliche evangelischen Theologen der Pädagogischen Hochschulen Niedersachsens („Unzuträgliche Behinderung einer künftigen Entwicklung“), der Sozialdemokratische Hochschulbund wie der SPD-Kreisvorstand Braunschweig – vor allem aber die Lehrer und die Liberalen.

Zum Kampf »mit allen Mitteln« rief Helmut Lohmann, Chef des 19 069köpfigen Gesamtverbandes Niedersächsischer Lehrer, in Göttingen seine Kollegen auf. 385 von 385 Delegierten stimmten ihm per Resolution zu.

Noch ist das Konkordat nicht vom Niedersächsischen Landtag gebilligt worden. SPD-Diederichs hat das Parlament undemokratisch in eine Zwangslage manövriert:

Das Parlament soll die ohne sein Zutun entstandenen Kontrakte, das bereits feierlich unterzeichnete Konkordat und die ebenfalls schon mit römischem Plazet versehene Schulnovelle, ohne jedwede Korrektur billigen.

Keines der vier Parlamente, die in der Weimarer Republik Verträge mit dem Vatikan genehmigten (Bayern 1924, Preußen 1929, Anhalt 1932, Baden 1932), ist von der jeweiligen Regierung des Landes so mißachtet worden wie der hannoversche Landtag von der Regierung Diederichs.

In Preußen beispielsweise hatten die regierenden Sozialdemokraten den Landtag während der Verhandlungen über ein Konkordat ständig unterrichtet, für die erste bis dritte Lesung im Parlament brauchte man dann nur acht Tage. Und in Anhalt ließ die Regierung einen Vertrag mit dem Vatikan über die Finanzierung katholischer Privatschulen vom Parlament genehmigen, dann erst wurde er unterzeichnet.

In Hannover des Jahres 1965 aber verjagten Diederichs und Genossen FDP -Mühlenfeld von der Regierungsbank, weil er im Landtag erklärt hatte, daß die Kritik am Konkordat »Berücksichtigung verlangt« und in den Ausschüssen »mit Ernst erörtert werden« müsse.

Wird das Konkordat nebst Schulnovelle vom Landtag genehmigt, so wird es in der Geschichte der Kirche und der SPD ohne Beispiel sein.

Zum erstenmal in der hundertjährigen Geschichte der SPD hat sich ein Ministerpräsident aus ihren Reihen mit der katholischen Kirche über das »Kernproblem« (Diederichs) geeinigt, das Partei und Priester trennt: über die katholische Konfessionsschule.

Und zum erstenmal in der mehrhundertjährigen Geschichte der Konkordate sicherte ein Demokrat, der ein überwiegend evangelisch besiedeltes Land regiert, dem Vatikan »die Beibehaltung und Neueinrichtung von katholischen Bekenntnisschulen« zu.

Im hannoverschen Landtag will man diese Wahrheit nicht wahrhaben. CDU -Fraktionschef und Jurist Langeheine verwarf die Auffassung, »daß man mit der katholischen Kirche ein Konkordat abschließen könnte, ohne die Schulfragen abschließend zu regeln«. Der Gedanke an ein Konkordat ohne Schulartikel sei »einfach absurd«, pflichtete ihm Richard Voigt bei, der Konkordats-Experte der SPD.

Doch wie Diederichs 1965, waren zu Konkordaten mit Garantien für staatliche katholische Schulen in Europa bislang nur ein einziger Demokrat (1924 Heinrich Held, Ministerpräsident des damals mit 70 Prozent Katholiken besiedelten Bayern) und vier Diktatoren bereit: 1929 Italiens Benito Mussolini, 1933 Deutschlands Adolf Hitler (der sich nicht daran hielt), 1940 Portugals António de Oliveira Salazar und 1953 Spaniens Francisco Franco Bahamonde.

Diese Schulart, die fortan in Niedersachsen noch stärker als bisher gefördert werden soll, gibt es in weitaus den meisten Ländern Europas nicht.

Ein einziges Bundesland hat nur Konfessionsschulen, das Saarland. Aber die Saarländer haben jüngst ihre Verfassung geändert: Gemeinschaftsschulen sind künftig erlaubt. Restliche Regionen, in denen es ausschließlich Konfessionsschulen gibt: Niederbayern und der niedersächsische Bezirk Oldenburg…

Durch Eingriffe in das Schulrecht entstehe eine »Atmosphäre gegenseitigen Mißtrauens«, rügte der renommierte Deutsche Ausschuß für das Erziehungs – und Bildungswesen – dem auch katholische Schulfachleute angehören – im November 1962, als er ein Gutachten über die religiöse Erziehung veröffentlichte.

Überall sollte bedacht werden, so befand der Ausschuß, daß »es gerade auf diesem Gebiet der Schule die Ruhe zu geben gilt, in der sich die Anstrengung der Erzieher auf die eigentliche pädagogische Arbeit konzentrieren kann«. Deshalb sollten die »verschiedenen gesetzlichen Regelungen« in den Bundesländern um des Schulfriedens willen nicht »zum Gegenstand neuer politischer Kämpfe gemacht« werden.

Die katholische Kirche dachte darüber anders. Auf dem Katholikentag in Stuttgart 1964 forderte Deutschlands Schul -Bischof Johannes Pohlschneider (Aachen) öffentlich, was hinter verschlossenen Türen auch Nuntius Bafile verlangte: »Entscheidende Taten« dort, wo in den Schulgesetzen die katholischen Forderungen noch nicht erfüllt seien. Auf Niedersachsen verwies der Aachener Bischof nachdrücklich.


Exkurs November 2020

Ein neues Gutachten zur sexualisierten Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Schutzbefohlene im Bereich des Bistums Aachen wirft früheren Bischöfen und Generalvikaren einen unangemessenen Umgang mit Missbrauchsfällen vor. In dem am Donnerstag vorgestellten Gutachten erhebt die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) schwere Vorwürfe gegen die früheren Aachener Bischöfe Johannes Pohlschneider, Klaus Hemmerle und Heinrich Mussinghoff…

Beförderung für verurteilte Straftäter

In einem weiteren Beispiel schildern die Gutachter aus den Akten den Fall eines Kaplans, der bereits Anfang der 50er-Jahre wegen Missbrauchs von 14 Jungen verurteilt wurde. Der Kaplan selbst soll zuvor seinen damaligen Bischof, es handelt sich um Johannes Pohlschneider, nach einem Übergriff darum gebeten haben, nicht wieder in der Jugendseelsorge eingesetzt zu werden. Doch dieser Bitte wurde nicht entsprochen, es kam zu den Übergriffen und zur Verurteilung.

Quelle:

Schwere Vorwürfe gegen frühere Amtsträger im Bistum Aachen
SZ.de, 12.11.2020


aus DER SPIEGEL 20/1965:

»Angesichts der Härte des Kampfes« um die katholische Konfessionsschule gab der militante Mitra-Träger Pohlschneider die Losung aus: »Binden wir … unseren Helm fester, und schließen wir uns eng zusammen!« Gegenlosung der Lehrer in Niedersachsen, verkündet sieben Monate später in der Karwoche 1965: »Rettet die niedersächsische Gemeinschaftsschule!«

Die konfessionelle Trennung in der Schule beschäftigte Dorfbewohner wie die 1800 Seelen in der Gemeinde Beuel -Küdinghoven unweit der Bundeshauptstadt Bonn, wo im gemeinsamen Schulgebäude neben katholischen und evangelischen Klassen auch katholische und evangelische Toiletten eingerichtet wurden, ebenso wie höchste deutsche Gerichte.

»Die weitaus größte Zahl aller Eltern – etwa 80 Prozent – wünscht für ihre Kinder eine konfessionelle Schule«, weiß der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Frings.


Exkurs November 2020 

Im Februar 1960 wird A. im Erzbistum Köln zum Priester geweiht. Damals heißt der Erzbischof Josef Frings und ist bei den Kölnern derart beliebt, dass sein Name in der Domstadt noch heute mythisch verklärt wird. Nach der Weihe erhält A. seine erste Stelle als Kaplan in Köln-Weidenpesch. Aber dann werden Gerüchte laut, wie es in einem unveröffentlichten Sondergutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl vom 1. August 2019 heißt. Die Kanzlei arbeitet zu dieser Zeit bereits im Auftrag des Erzbistums den Kölner Missbrauchsskandal auf, jenes ambitionierte Projekt, das später der Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss halten wird. Damals gibt Köln auch fe- derführend das Sondergutachten zu A. in Auftrag. Die Bistümer Essen und Münster sind ebenfalls beteiligt, sie liefern Akten zu. In Weidenpesch soll A. vier Jungen im Alter zwischen 13 und 14 Jahren aufgefordert haben, sich in seinem Beisein zu entkleiden. A. räumt die Taten angeblich ein. Ein zweites Gutachten des Bistums Essen durch die Anwaltskanzlei Axis, das diese Woche erscheint, bestätigt jetzt: »Ab Ende 1963 gibt es mehrfach Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs gegen ihn.«
Kurz nachdem die Vorwürfe laut werden, wird A. versetzt, in eine Gemeinde im Kölner Stadtteil Porz. Ein Muster entsteht: Immer wenn die Taten A.s zum Problem für die Bistumsverantwortlichen werden, muss A. den Dienstort oder das Bistum wechseln. Aus den Augen, aus dem Sinn. In Porz bleibt der Kaplan einige Jahre. Dann bekommt er 1970 seine erste Pfarrei, in Essen-Kettwig, sie gehört noch zum Erzbistum Köln. Das Sondergutachten der Kanzlei Westpfahl, Spilker, Wastl hält fest: »Den vorliegenden Unterlagen lässt sich nicht entnehmen, dass den zurückliegenden Vorgängen in diesem Zusammenhang irgendeine Bedeutung beigemessen worden wäre.«

Quelle: Christ & Welt
Eckiger Tisch  https://www.eckiger-tisch.de › uploads › 2020/1


aus DER SPIEGEL 20/1965

Die Quelle, aus der ihrerseits Kardinal Frings und zahlreiche andere geistliche Rechner Zahlen und Gewißheit schöpfen, gab Schul-Bischof Pohlschneider preis: »Wir (haben) ja tatsächlich jedes Jahr eine echte Meinungsbefragung, nämlich immer vor Ostern, wenn die Eltern ihre sechsjährigen Kinder zur Schule anmelden.«

Im Regierungsbezirk Aachen, dem Kernstück der Pohlschneider-Diözese, wäre dann eine volksdemokratisch hoch anmutende Zahl von Eltern für die Konfessionsschule: über 99 Prozent. Doch die Eltern haben dort, wo Pohlschneider regiert, faktisch keine Wahl. Im gesamten Bezirk (590 Schulen) gibt es nur zwei Gemeinschaftsschulen.

In solchen Gegenden ist das Elternrecht auf freie Wahl der Schulart (Bischof Pohlschneider: »Ein granitener Fels im unruhigen Meer der Welt“) eine Fiktion. Der »Report«-Reporter Dieter Thoma erläuterte es im Deutschen Fernselen: »Es gibt in Köln zwar 144 Konfessionsschulen, aber nur zehn Gemeinschaftsschulen.« In die nächste Geneinschaftsschule müßte Thoma-Sohn Olliver, 6, mit der Straßenbahn (einmal umsteigen) fahren.

Olivers Vater: »Habe ich eine Wahl? Eigentlich nicht. Denn natürlich werde ich die Schule wählen, die um die Ecke liegt. Damit aber gebe ich gleichzeitig eine Stimme ab für die Konfessionsschule. Das wollte ich eigentlich nicht.«

Wo immer katholische Eltern die Chance einer Wahl haben, treten Priester mit Kanzelreden und Hausbesuchen in Aktion. Durch den massiven Druck, den sie häufig ausüben, diskreditieren sie selbst das unablässig geforderte Recht der Eltern auf freie Entscheidung.

Zwar versichert der Aachener Professor Pöggeler: »Die katholische Kirche ist der Auffassung, laß die Forderung nach der Bekenntnisschule keineswegs die Freiheit der Gewissensentscheidung auszuschließen braucht.« Und Jesuit Erlinghagen gab sich 1965 noch liberaler: »Die Aufgabe der Kirche ist es lediglich, die Gewissen der Eltern zu schärfen. Sonst nichts. Wer sich dann für die Gemeinschaftsschule entscheidet, der soll es doch tun.«

Aber viele Priester wecken bei katholischen Eltern das Gefühl, sie würden ihre Kinder in einer Gemeinschaftsschule dem Antichrist opfern. Der Münsteraner geistliche Studienrat Bernhard Bendfeld zitierte den Gottseibeiuns herbei, als er mit einem Flugblatt die Katholiken im westfälischen Flekken Tungerloh-Hochmoor über ihre Pflichten belehrte.

Die Gläubigen hatten sich trotz Einrede des Priesters der dortigen St.-Anna -Gemeinde mit Mehrheit dafür entschieden, ihre zweiklassige Konfessionsschule zugunsten einer größeren Gemeinschaftsschule aufzugeben. Bendfeld: »Der Teufel muß in St. Anna seine erste Schlacht verlieren!« Und die Gemeinschafts-Petenten warnte der Priester: »Oft läßt Gott einen dieser Glaubensleugner kurz danach sterben.«

Wilhelm Werheit, Pfarrer der »Herz Jesu«-Gemeinde in Gladbeck, unterrichtete per Rundschreiben seine Gläubigen: Wer sein Kind für eine Gemeinschaftsschule anmelde, verleugne seinen Glauben »in einem Ausmaß, das fast dem Austritt aus der Kirche nahekommt«, und habe »seelische Knochenerweichung und religiöse Charakterlosigkeit«.

Öffentlich wurden solche eifernden Priester von ihren Oberhirten nie gerügt. Die katholischen Bischöfe selber waren – und sind – mit ihren abfälligen Urteilen über die Gemeinschaftsschule nur einige Grade zurückhaltender.

Der Münsteraner Bischof Höffner, einst Professor an der Universität seines heutigen Bischofssitzes, definierte die Gemeinschaftsschule als »weltanschaulich gleichgeschalte Zwangseinheitsvolksschule«.


Exkurs Juni 2022

Neben Einzel- gab es Serientäter wie etwa den 1964 zum Priester geweihten, bereits 1968 auf Bewährung verurteilten pädophil veranlagten Heinz Pottbäcker. Er wurde dennoch weiterhin in der Seelsorge eingesetzt, wo er sich abermals an Buben verging. Ihm wurden laut dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Bernhard Frings «immer wieder Kinder zugeführt». Damals war Joseph Höffner Bischof von Münster, der spätere Kölner Kardinal und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Quelle: 

Missbrauch in der Kirche: Bistum Münster legt neue Studie …
Neue Zürcher Zeitung, 13.06.2022


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Osnabrücks Bischof Wittler sah »an der Schulgesetzgebung Kubas«, wohin es führen könne, wenn man »der Schule ihren Bekenntnischarakter« nehme.


Exkurs September 2022

Minderjährige in Gefahr gebracht

Dadurch habe das Bistum weitere Minderjährige in Gefahr sexualisierter Gewalttaten gebracht, sagte der Rechtswissenschaftler Hans Schulte-Nölke bei der Vorstellung eines Zwischenberichts zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück. 

Schulte-Nölke ergänzte: „Die Bischöfe trifft bei der Entscheidung über den weiteren Einsatz Beschuldigter eine individuelle Verantwortung.“ Vor allem unter den Bischöfen Helmut Hermann Wittler (1957-1987) und Ludwig Averkamp (1987-1994) habe es etliche Pflichtverletzungen gegeben. 

Quelle: 

Studie wirft Bistum Osnabrück schwere Pflichtverletzungen vor
Tagesschau.de, 20.09.2022


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Wie scharf immer ein Priester oder ein Bischof die nichtkatholische Schule verurteilt – er kann sich auf amtliche Erklärungen mehrerer Heiliger Väter berufen.

»Wenn die Schule kein Gotteshaus ist, so ist es eine Höhle«, zitierte Papst Pius XI. in einer Enzyklika über die christliche Erziehung 1929 zustimmend einen italienischen Pädagogen. Dieses fast 35 Jahre alte päpstliche Rundschreiben gilt auch heute noch als »Grundwerk der katholischen Pädagogik«.

In der Enzyklika rief der elfte Pius ein Wort des dreizehnten Leo aus dem Jahre 1897 in die Erinnerung zurück: »Vom Wohlgeruch religiösen christlichen Sinnes« müsse der gesamte Schulunterricht erfüllt sein. Und weiter zitierte der eine Papst den anderen Papst: »Wenn das fehlt, wenn dieser heilige Atem das Innere der Lehrer und Schüler nicht durchzieht und erwärmt, dann wird man aus der ganzen Schulung recht wenig Nutzen ziehen.«

Und Pius XI. selbst verkündete in seiner Enzyklika einen Leitsatz, den noch keiner seiner bislang drei Nachfolger modifiziert hat: »Die nötige Eignung« jeder Schule für katholische Kinder sei, »daß der ganze Unterricht und Aufbau der Schule: Lehrer, Schulordnung und Schulbücher, in allen Fächern unter Leitung und mütterlicher Aufsicht der Kirche von christlichem Geist beherrscht wird«. (Offizieller Kommentar: »Mit dem Worte ‚christlicher Geist‘ meint die Enzyklika eindeutig die Glaubenswelt der katholischen Kirche.“)

Die Religion müsse – so postulierte Pius XI. weiter – »Grundlage und Krönung des ganzen Erziehungswerkes in allen seinen Abstufungen (darstellen), nicht bloß in den Elementar-, sondern auch in den Mittel- und Hochschulen«.

Und: »Wir erneuern und bekräftigen … die Vorschriften der heiligen Canones, wonach der Besuch der nichtkatholischen Schulen … die ganz gleichförmig, und ohne irgendwelche Sonderung den Katholiken und Nichtkatholiken offenstehen, den katholischen Kindern verboten ist.« Ausnahmen dürften allenfalls die Bischöfe »mit Rücksicht auf bestimmte örtliche und zeitliche Verhältnisse unter besonderen Sicherungen« zulassen.

Das Pius-Ideal der katholischen Schule ist in der Bundesrepublik nur in geringem Maße verwirklicht worden. Stillschweigend haben die deutschen Bischöfe von vornherein Abstriche am päpstlichen Programm vorgenommen.

Nicht für das Schulsystem »in allen seinen Abstufungen« (Pius XI.), sondern lediglich für die Grundschüler und die zehn- bis fünfzehnjährigen Volksschüler wird die katholische Erziehung gefordert.

Katholische Mittel- und Oberschulen werden nur dort gepflegt, wo sie eine jahrzehntelange Tradition haben – wie in einigen Landstrichen Bayerns.


Exkurs März 2013:

Ettal – Drei Jahre nach Bekanntwerden des sexuellen Missbrauchs im Kloster Ettal liegt eine Studie zur Aufarbeitung des Skandals vor. Am Donnerstag wurden die Ergebnisse vorgestellt.

Die rund 150 Seiten haben es in sich. Körperliche Misshandlungen, sexuelle Übergriffe, Gewalt und Demütigungen. Das vermeintliche Elitekloster Ettal im Kreis Garmisch-Partenkirchen war für viele Kinder und Jugendliche jahrzehntelang ein Ort der Angst und Hilflosigkeit. Daran lässt die Studie keinen Zweifel. 

Die wissenschaftliche Untersuchung sollte klären, wie es so weit kommen konnte. Warum die Taten nicht verhindert und warum so lange geschwiegen wurde. Einen Schlussstrich soll sie nicht ziehen, das betont Abt Barnabas Bögle immer wieder. Sie soll sensibilisieren, eine Kultur des genauen Hinschauens schaffen, sagt er. Ein Schritt sein, um ein dunkles Kapitel in der Vergangenheit des Klosters aufzuarbeiten. 

Doch sie reißt auch alte Wunden auf. Narben, die ein ganzes Leben lang nicht verheilt sind. 2010 wurde bekannt, dass zwischen 1960 und 1990 mindestens zehn Patres im Kloster etwa hundert Schüler misshandelt und missbraucht hatten. Einer von den Jugendlichen war Peter Schubert (Name geändert). Für ihn war die Studie, die die Abtei auf Drängen des Ettaler Opfervereins damals in Auftrag gegeben hatte, keine Hilfe. Sie konfrontierte ihn mit einer Vergangenheit, die er viele Jahre verdrängt hatte. 

Schubert war von einem Pater jahrelang sexuell missbraucht und misshandelt worden. Als die Vorwürfe gegen die Mönche vor drei Jahren an die Öffentlichkeit kamen, wurde er depressiv, hatte Selbstmordgedanken. Der Kampf mit der Vergangenheit begann für ihn von vorne. 

Vor einigen Monaten konnte ihn seine Ehefrau überreden, sich therapeutische Hilfe zu holen. Der Münchner wendete sich an eine Notfalleinrichtung. Er sollte in einem Drei-Bett-Zimmer untergebracht werden. Es war ein Zimmer, das seinem ehemaligen Schlafraum im Kloster Ettal sehr ähnlich war. „Ich kann das nicht“, hatte er damals zu seiner Frau gesagt. Einen Tag später nahm er sich das Leben. Ein tragisches Beispiel dafür, welche Folgen die Übergriffe im Kloster auf das Leben der Schüler hatten. 

Quelle:

Ettal: Ex-Schüler nahm sich kürzlich das Leben
www.merkur.de, 08.03.2013

Missbrauch in Ettal: Patres schlugen und küssten aus Überforderung
www.welt.de, 07.03.2013

07.03.2013 — Im Kloster Ettal hatte der sexuelle Missbrauch von Internatsschülern System. Aus dem Martyrium gab es kein Entrinnen.


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Neue katholische Mittelschulen und Gymnasien hat der deutsche Episkopat niemals gefordert.

Deutschlands Priester stehen deshalb vor einer zwiespältigen Aufgabe. Einerseits sollen sie verhindern, daß katholische Kinder eine für alle Christenkinder gemeinsame Grund- und Volksschule besuchen. Andererseits sind sie nach bischöflichen Weisungen gehalten, möglichst allen Eltern begabter Zehnjähriger die ebenfalls für katholische wie nichtkatholische Kinder gleichermaßen bestimmte Mittel- oder Oberschule zu empfehlen.

[…]

An allen öffentlichen Konfessionsschulen muß nach denselben ministeriellen Lehrplänen unterrichtet werden wie an den Gemeinschaftsschulen. Katholisch dürfen mir die Lehrbücher sein, und katholisch sind meist nur die Lesebücher für den Deutschunterricht.

So erfahren niedersächsische Jung -Katholiken in den katholischen »Sieben Ähren« von der »Wallfahrt eines Rennfahrers«, der zur »Gnadenmutter von Mariabronn« betet. Sie lernen ein Gebet zum heiligen Georg und ein Gedicht über die Schlitzmantelmadonna«.

In katholischen Lesebüchern stehen Stücke über Fastenzeit und Aschenkreuz, Fronleichnam und Allerseelentag, und handelnde Figuren sind neben Schillers Glockengießern und dem Herrn von Ribbeck auf Ribbeck Heilige, Bischöfe, Priester und Ministranten. Daß es auch Andersgläubige gibt, wird lieber verschwiegen – beispielsweise in drei von vier Bänden des bayrischen katholischen Lesebuchs »Junge Welt«.

Und wie die katholische Lektüre im Deutschunterricht, wird auch das katholische Brauchtum gepflegt, damit sich der Geist der Schule »in tausend Kleinigkeiten des Alltags verrät« (Erzbischof Bengsch, Berlin). Betont katholische Andachten des Lehrers vor und nach dem Unterricht, wie sie in den Gemeinschaft schulen nicht gehalten werden könnten, Marienfeiern im Mai, Madonnenbilder und »Herrgottswinkel« sind ebenso erwünscht wie der gemeinsame Gang zur Messe und zur Beichte. Der Lehrer soll die Kinder im Spiel den »Rhythmus des Kirchenjahres erleben lassen« (Dozentin Luzia Glanz) und den Priestern »vielfältige Möglichkeiten der Teilnahme am Klassenleben bieten« (Domkapitular Hubert Fischer).


Exkurs Mai 2021

Das Canisius-Kolleg Berlin wurde 1923 als katholisches Gymnasium vom Jesuitenorden gegründet und ist heute ein privates, staatlich anerkanntes katholisches Gymnasium in Berlin. 1940 wurde es von den Nazis geschlossen und am 1. Juni 1945 als Jungenschule wieder eröffnet. Es ist eines von heute noch drei Jesuiten-Kollegien in Deutschland, ein weiteres gibt es im Schwarzwald und ein drittes in Bonn.

Alle drei waren ehemals reine Jungenschulen und sind heute Gymnasien für Mädchen und Jungen. Im Schwarzwald mit einem angegliederten Internat; alle drei Kollegs sind in den Skandal um sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche verwickelt, ebenso die ehemalige Sankt-Ansgar-Schule in Hamburg.

Im Jahr 2010 wandte sich Matthias Katsch als ehemaliger Internatsschüler und Betroffener an den damaligen Rektor Klaus Mertes. Er wollte mit den Ehemaligen seiner Schule wegen der Missbrauchsverbrechen in Kontakt kommen. Mertes verfasste einen Brief an mehr als 600 ehemalige Absolventen, mit der Bitte, sich im Falle persönlicher Betroffenheit an ihn zu wenden.

Hunderte Schüler aller drei Kollegien und vieler weiterer katholischer Bildungseinrichtungen meldeten sich zurück. Damit kam das ins Rollen, was heute als „Missbrauchsskandal“ innerhalb der katholischen Kirche bekannt ist – wenngleich weder Matthias Katsch noch Klaus Mertes die Ersten waren, die öffentlich darüber sprachen.

Im Februar 2010 hatten sich bei der Anwältin Ursula Raue als „Beauftragte für sexuellen Missbrauchs“ des Jesuitenordens bereits innerhalb weniger Tage 115 Betroffene gemeldet. Zudem tat sie in der Frankfurter Allgemein Zeitung (FAZ) ihr Erstaunen über den internen Umgang mit diesen Vorfällen kund: In den Akten des Ordens werde zwar „Fürsorge für Mitbrüder“ erkennbar, aber keine „Befassung mit der Seelenlage der anvertrauten Kinder und Jugendlichen“.

Im Mai 2010 berichtete die Anwältin schon von 205 ihr gemeldeten Fällen, die meisten davon hätten sich in den 1970er und 80er Jahren ereignet. In ihrem Abschlussbericht attestierte sie dem Orden der Tageszeitung Welt zufolge:

Die Jesuiten haben über Jahrzehnte systematisch sexuelle und körperliche Gewalt gegen Kinder an den Schulen des Ordens vertuscht. Die Täter wurden in mehreren Fällen von ihren Oberen gedeckt und an andere Orte versetzt, wie Ursula Raue, die Missbrauchs-Beauftragte der Jesuiten, bei ihrem Abschlussbericht zu dem Skandal sagte. „Man hat dafür gesorgt, dass die verschoben wurden.“

Von 1961 bis 1979 war Alfred Kardinal Bengsch Erzbischof von Berlin, von 1980 bis 1988 Joachim Kardinal Meisner, von 2011 bis 2014 Rainer Maria Kardinal Woelki. Meisner war anschließend und Woelki ist heute Erzbischof von Köln. 

Quelle:

„Die katholische Kirche muss sich selbst in Frage stellen“
www.telepolis.de, 10.05.2021


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Doch die Schul-Wirklichkeit entspricht dem kirchlichen Anspruch oft nicht. Weder prokatholische Paragraphen noch katholischer Lesestoff sichern einen katholischen Geist in den Konfessionsschulen, und die Pflege des katholischen Brauchtums läßt sich nur in Grenzen regiementieren. Katholischer Geist kann nur dort herrschen, wo Lehrer und Schüler ihn besitzen. »Sollte denn«, so fragt der Jesuit Erlinghagen, »die Glaubenssubstanz in der Lehrerschaft sehr viel größer ein als beim Durchschnitt der Getauften?«

In der Bundesrepublik sind nach dem Urteil des katholischen Pastoralsoziologen Norbert Greinacher »nur noch zwanzig Prozent der katholischen Christen echte Gläubige«. 

Nur etwa in diesem Hundertsatz können die katholischen Konfessionsschulen von dem laut Plus XI. notwendigen »heiligen Atem« erfüllt sein, wenn wie im Saarland und in Bayern nahezu alle Lehrer und Kinder an Konfessionsschulen lehren und lernen müssen.

[…]

Die größere Quantität, die katholische Bischöfe weithin durchgesetzt haben, schlägt in – aus katholischem Blickwinkel – mindere religiöse Qualität um. Diese Folge einer Zwangs-Konfessionalisierung läßt sich kaum noch verbergen.

– In Nordrhein-Westfalen gehört fast ein Drittel der – weit überwiegend an Konfessionsschulen tätigen – katholischen Lehrer der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) an, obwohl laut Hirtenbrief die GEW »Gegnerin der Bekenntnisschule« ist und jeder Katholik »vor Gott zu erwägen« hat, ob er sie »in irgendeiner Weise unterstützen« dürfe,

– In Bayern ist sogar die Mehrheit der katholischen Pädagogen im dortigen Lehrer- und Lehrerinnenverein organisiert, der mit der GEW eine Bundes-Arbeitsgemeinschaft gebildet hat. Deren Schulpläne nannte Bischof Pohlschneider 1960 eine »revolutionäre Konspiration gegen die christliche Erziehung unserer Jugend«.

[…]

Doch der deutsche Staat sündigt nicht nur gegen diese künftigen Bürger. Er handelt nach Ansicht zahlreicher angesehener Rechtsgelehrter auch wider das Gesetz, nach dem er angetreten ist, wenn er an seinen Schulen katholische Kinder katholisch und evangelische Kinder evangelisch erziehen läßt.

Die katholische Kirche beruft sich auf das Grundgesetz. Nach dieser Argumentation wird das Elternrecht, wie es die katholische Kirche versteht, im Grundgesetz »ausdrücklich zu den Grundrechten der Deutschen gezählt« – so steht es auch in dem reputierlichen »Lexikon für Theologie und Kirche«.

Als der Parlamentarische Rat 1949 das Grundgesetz verabschiedete, waren prominente Katholiken noch anderer Meinung. Damals versicherte Kardinal Frings, die neue Verfassung sei »mit einem schweren Makel« behaftet; alle Katholiken seien »aufs schwerste gekränkt«. 

Tatsächlich sind in das Grundgesetz, wie sein angesehenster Kommentator Mangoldt feststellt, »die katholischen Lehren über Elternrecht und Erziehungswesen nicht übernommen« worden. »Zur Bekenntnisfreiheit«, so der Hamburger Professor Krüger, »kann nicht das Recht gehören, vom Staate in dem gewählten Bekenntnis erzogen zu werden.« Vor allem aber seien Konfessionsschulen als einzige Schulen am Orte mit dem Wesen eines Staates, der nach dem Urteil seines höchsten Gerichts »weltanschaulich neutral« sei, nicht zu vereinbaren.

Diese Kritiker tadeln, daß Schulen überhaupt katholisch oder evangelisch sind. Die geistlichen Kritiker hingegen bedrückt, daß diese Schulen zu wenig katholisch oder evangelisch sind.

[…]

Überall dort aber, wo öffentliche Bekenntnis- und Gemeinschaftsschulen nebeneinander zugelassen sind, führt die katholische Kirche wie seit eh und je den Kampf darum, daß mangels einer Alternative der Zwang für katholische Eltern, ihre Kinder in katholische Schulen zu schicken, mit dem staatlichen Schul-Zwang identisch ist.

Der heute fragwürdig gewordene Schul-Bund zwischen Staat und Kirche wurde einst in einer Zeit gegründet, als noch Thron und Altar einander wechselseitig stützten. Die Konfessionsschulen wurden von den gekrönten Christen aber nicht »um der Verwirklichung eines genuin religiösen Anliegens willen« installiert, sondern um »die Untertanen bei Gehorsam zu erhalten« (Professor Krüger).

Der Bund diskreditierte sich selbst, als fast überall in Deutschland Geistliche beider Konfessionen vom Staat mit der Schulaufsicht betraut wurden. Der Widerstand der meisten deutschen Lehrer gegen jedwede kirchliche Kontrolle ist auf die düsteren Erfahrungen ihrer Kollegen in jener Zeit zurückzuführen.

[…]

Eineinhalb Jahrzehnte lang bemühte sich vor allem ein katholischer Geistlicher von Rang, in Deutschland die Konfessionsschule durch Konkordate durchzusetzen: Eugenio Pacelli, damals Nuntius bei der Reichsregierung und später als Pius XII. Papst.

Doch Pacelli hatte weniger Erfolg und war deshalb viel stärker zu Kompromissen bereit als einige Jahrzehnte später der Nuntius Bafile bei den Konkordats -Verhandlungen mit den Niedersachsen. Seine Hoffnungen fixierte Pacelli in einem Entwurf, den die katholische Kirche gern ins Grab der Vergessenheit senken möchte. Denn zu sehr glich Pacellis Liste einer Fata Morgana: Die Kirche müsse »an der Prüfung der Lehramtskandidaten« mitwirken, »in den Schulverwaltungsorganen Sitz und Stimme haben und verlangen dürfen, daß Lehrer bei Abweichungen von der »kirchlichen Glaubens- und Sittenlehre« versetzt werden.

So weit kam nicht einmal die Regierung des katholischen Bayern der Kirche entgegen. Aber immerhin schloß Bayern ein Konkordat mit Schul-Artikeln ab. Die Konfessionsschule wurde im Gegensatz zum Wortlaut der Weimarer Verfassung zur Regel, die Gemeinschaftsschule zur Ausnahme.

Als Pacelli mit Preußen über ein Konkordat verhandelte, legte er vergebens seine Forderungen vor. 1926 wurde ihm mitgeteilt, es könnten überhaupt keine Schul-Artikel in das Konkordat aufgenommen werden. Mit Mühe erreichte der Nuntius dann einen für die Kirche überaus bescheidenen Kompromiß.

Die Preußen wollten einen fast unverbindlichen Passus ins Konkordat nehmen: »Der Apostolische Stuhl nimmt davon Kenntnis, daß der preußische Staat durch die Reichsverfassung und nach deren Maßgabe verpflichtet ist, für die Einrichtung und Zulassung von Volksschulen katholischen Bekenntnisses und die Erteilung katholischen Religionsunterrichts zu sorgen.«

Dazu 1965 Niedersachsens Lehrer-Chef Lohmann: »Gegen einen analogen Passus im Niedersachsen-Konkordat hätten wir kaum Bedenken.«

[…]

Erst als bald darauf in Deutschland die Demokraten nicht mehr regierten, konnte Pacelli seine Schul-Forderungen durchsetzen, nun sogar mühelos: in dem Reichskonkordat, das sechs Monate nach Hitlers Machtantritt im Vatikan unterzeichnet wurde. Kardinal Faulhaber dankte Hitler in einem handgeschriebenen Brief: »Was die alten Parlamente und Parteien in 60 Jahren nicht fertigbrachten, hat ihr staatsmännischer Weitblick in sechs Monaten weltgeschichtlich verwirklicht.«

Kurzlebig aber war die Hoffnung der Kirche, Konfessionsschulen seien nun dank des unkündbaren Reichskonkordats für alle Zukunft gesichert. Zwar verhieß Artikel 23: »Die Beibehaltung und Neueinrichtung katholischer Bekenntnisschulen bleibt gewährleistet.« Doch Hitler hielt sich nicht an den Vertrag, den er 1933 zur Aufbesserung seines Ansehens in der Welt gebraucht hatte, und hob die Konfessionsschulen zum größten Teil auf.


Exkurs Januar 2022

Kardinal Michael von Faulhaber (1917–1952)

Die lange Amtszeit von Kardinal Michael von Faulhaber, der von 1917 bis zu seinem Tod 1952 Erzbischof von München und Freising war, wird im Gutachten ab 1945, mit Beginn des Studienzeitraums, betrachtet. Im Zeitraum von 1945 bis 1952 sei es in vier Fällen zu fehlerhaftem Handeln gekommen; insgesamt wurden zu 15 Klerikern untersuchungsrelevante Sachverhalte gefunden.

Die problematisierten Fälle ähneln sich dabei: Priester fallen durch Übergriffe auf, werden mehrfach versetzt, gemaßregelt und doch wieder eingesetzt, während Opferfürsorge keine Rolle zu spielen scheint. Kirchenrechtliche Voruntersuchungen und Meldungen ans Heilige Offizium, die heutige Glaubenskongregation, unterblieben.

Ein Priester fiel durch unangemessene Berührungen von Mädchen auf. Mehrfach wird er versetzt, immer wieder wird er rückfällig. Seinen Opfern nähert er sich auch in der Beichte. Schließlich wird der Priester suspendiert. „Drei Monate nach diesem Vorfall bat der Priester reumütig bei Erzbischof Kardinal von Faulhaber um Verzeihung. Dieser hob die Suspendierung daraufhin auf“, heißt es im Gutachten. Faulhabers Generalvikar habe den Unterlagen zufolge das Verhalten des Priesters „als mindestens moralisch verwerflich bezeichnet“ – dennoch gibt es aber Indizien, dass der Priester ermutigt wurde, sich wegen des herrschenden Priestermangels „um eine kleine Pfarrei zu bemühen“.

Der Münchner Erzbischof und Kardinal Michael Faulhaber amtierte von 1917 bis 1952. Für den Papst schrieb er den Entwurf der Enzyklika „Mit brennender Sorge“, doch seine Rolle in der NS-Zeit ist nicht frei von Ambivalenzen. 

Auch staatliche Urteile schienen kaum Konsequenzen zu haben: In einem anderen Fall geht es um einen Priester, der Ende der 1940er Jahre  wegen Sittlichkeitsverbrechen mit Kindern in sechs Fällen zu einer Zuchthausstrafe von einem Jahr und sechs Monaten verurteilt wurde. Die Entscheidung, ihn wieder als Aushilfspfarrer einzusetzen, soll wenige Monate nach seiner Haftentlassung getroffen worden sein.

Das Urteil der Gutachter über Faulhaber fällt insgesamt ambivalent aus, zumal nur ein Teil seiner Amtszeit im Blick war. Der Kardinal habe zwar nicht rechtskonform gehandelt und sich durchweg nicht den Geschädigten zugewendet. Sein Vorgehen gegen Täter wird aber als „in einer vor allem ab den 1960er Jahren nicht mehr erreichten Art und Weise entschlossen“ gewürdigt. Zumindest rudimentär gab es Präventivmaßnahmen wie die Unterbringung von Tätern in Klöstern. Warum das nicht in allen Fällen so gehandhabt wurde, konnten die Gutachter nicht ermitteln.

Quelle:

Faulhaber, Wendel, Döpfner: Die Schuld der toten Münchner Erzbischöfe
Katholisch.de, 22.01.2022


aus DER SPIEGEL 20/1965:

Nach dem Ende des Hitler-Reiches kam es zunächst zu einer Renaissance dieser Schulart. Die katholischen Bischöfe forderten, das NS-Unrecht müsse wiedergutgemacht werden, und viele katholische Eltern entschieden für die erneute Einrichtung von Bekenntnisschulen.

[…]

Nur noch in den Stadtstaaten Hamburg, West-Berlin und Bremen wird die weltanschauliche Neutralität der Schulen eingehalten. Weder sind die Lehrer zu einer christlichen Erziehung verpflichtet noch wird auch nur ihre Konfession festgestellt.

In den Flächenstaaten hingegen wurden ausnahmslos alle Gemeinschaftsschulen zu christlichen Anstalten deklariert, obwohl ein geringer Teil der Lehrer und ein größerer Teil der Schüler sich nicht zu den Christen zählen.

In Lehrplänen und Lesebüchern wird überall das Christliche betont. Und gegen den Versuch eines glaubenslosen Frankfurter Ehepaares, per Gerichtsurteil ein Verbot von Schul-Gebeten zu erreichen (wie in den USA), setzt sich Hessens SPD-Kultusminister Schütte gegenwärtig zur Wehr. Er verteidigt die Texte, die von evangelischen und katholischen Theologen gemeinsam ausgesucht worden sind.

Das Kreuz in der Klasse, früher Merkmal der Konfessionsschule, hängt längst auch in vielen Gemeinschaftsschulen. Vor allem aber wird in allen bundesdeutschen Flächenstaaten nach alter preußischer Tradition ein konfessioneller Proporz kraft Gesetzes oder stillschweigend praktiziert: Die Lehrer werden auf die Gemeinschaftsschulen je nach der Konfession der Kinder verteilt.

Folge in Niedersachsen: Auch die zwei Drittel Jung-Katholiken, die Gemeinschaftsschulen besuchen, werden überwiegend von Katholiken unterrichtet.

[…]

Die katholische Kirche führte den Schul-Kampf so radikal, daß demgegenüber die 1965er Proteste der Lehrer und der Liberalen gemäßigt wirken. Und sie führte den Kampf auch auf der Straße und auf diplomatischem Parkett.

Höhepunkt war, zwischen der ersten und der zweiten Lesung des Schulgesetzes, eine Demonstration in Hannover, zu der 50 000 Katholiken…. in 14 Sonderzügen und 500 Bussen anreisten und der Pius XII. ein Grußtelegramm schickte. In einem Schweigemarsch zogen die Demonstranten zum Kultusministerium. Sie zeigten Transparente mit den Köpfen Kopfs und Hitlers und Aufschriften wie »1936 Hitlers Verderben 1954 seid Ihr die Erben?« oder »Kopf und Voigt, laßt’s euch sagen: Elternrecht sonst geht’s euch an den Kragen!«

In einem Brief an den Ministerpräsidenten Kopf verwies der Hildesheimer Bischof Machens auf den »erschütternden Aufschrei der Volksseele«. Ernst Kuntscher, katholisches MdB, zog einen zeitgeschichtlichen Vergleich: »Tschechen und Polen haben uns Heimat und Eigentum genommen. Aber was jetzt sich die Sozialdemokratie in Niedersachsen leistet, das übertrifft fast noch die Greuel der Austreibung.«

Gleichzeitig mit dem katholischen Volks-Sturm setzte die Kirche auch die Bundesregierung im niedersächsischen Schulkampf ein. Der damalige päpstliche Nuntius Aloysius Muench bat den damaligen Bundeskanzler und Außenminister Konrad Adenauer, »allen Einfluß auf die Landesregierung« in Niedersachsen zu nehmen. Begründung: Das geplante Schulgesetz widerspreche dem noch immer gültigen Reichskonkordat. Adenauer machte sich die Argumente des Vatikans zu eigen.

[…]

Die Kirche kämpfte zunächst weiter. 15 000 katholische Kinder wurden in einen Schulstreik geführt (Chronist Thomas Ellwein: »Es fragt sich, was sich die Kinder dabei gedacht haben“). Und Papst Pius XII. lobte in einem Brief an die deutschen Bischöfe »den lebendigen Eifer, mit dem Ihr … die Rechte Gottes und der Seelen verteidigt habt«.

Unterdes rüstete die mit dem Heiligen Stuhl verbündete Bundesregierung zu einem Rechtsstreit vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, das feststellen sollte, das niedersächsische Schulgesetz stehe im Widerspruch zum Reichskonkordat.

Die Bundesregierung bot sieben gelehrte Gutachter auf. Der Freiburger Universitätprofessor Nikolaus Hilling befand in seinem für das höchste deutsche Gericht bestimmten Schriftsatz, das Schulgesetz passe »zu dem Reichskonkordat wie die Faust auf das Auge« und es liege »wohl auf der flachen Hand«, daß die Errichtung katholischer Schulen unzulässig erschwert werde.

[…]

Und es mehren sich die Anzeichen, daß die katholische Kirche wenigstens in konfessionell gemischten Gebieten bereit ist, nur noch auf der konfessionellen Erziehung in der Grundschule zu bestehen und die Oberstufe der Volksschule ähnlich wie Mittel- und Oberschulen freizugeben. Erste Andeutungen machten Limburgs Weihbischof Kampe (die katholische Erziehung sei »vor allem in den ersten Schuljahren« notwendig) und Münchens Kardinal Döpfner: »Vor allem für die Unterstufe der Volksschule« sei die katholische die »beste Form schulischer Erziehung der Kinder«.


Exkurs Januar 2022

Fall 28: Ein Priester ist in einer anderen Diözese in einem Internat tätig und missbraucht dort zwischen Mitte und Ende der 1960er einen Schüler, der zu Beginn in der 4. oder 5. Klasse ist. Es gibt offenbar keine wirklichen Konsequenzen, aber er wird zur Fortbildung nach München-Freising geschickt und hilft dort in der Seelsorge aus. Zwei Jahre später berichtet der Priester seiner ursprünglichen Diözese, er habe in einem Gespräch mit einem Weihbischof in München-Freising „die Hintergründe seines Fortgangs erläutert und ‚alles offen erzählt’“ (S. 510). Der Weihbischof habe Rücksprache mit Kardinal Döpfner und Generalvikar Dr. Gruber gehalten und ihm dann gesagt, man sei bereit, ihn für drei Jahre auf Probe zu übernehmen; die ursprüngliche Diözese stimmt dem zu. Er wird gleich für zwei Jahre als Religionslehrer eingesetzt, dann vor allem in der Krankenhausseelsorge, und wird Ende der 1980er (also dann schon unter Kardinal Wetter) endgültig in den Klerus des Erzbistums aufgenommen. Mitte der 2010er wird er von Bistumsmitarbeitern befragt und äußert u. a. folgendes:

„Es war meiner Ansicht nach ein heißes Eisen, dass mich Weihbischof [Anm.: der Weihbischof der Erzdiözese München und Freising] […] als Religionslehrer an einem Gymnasium eingesetzt hat. Ich habe mich damals gefragt, wie man mich in ein Gymnasium stecken kann, wenn ich als Pädophiler gelte. Der Religionslehrer, der vor mir am Gymnasium in […] tätig war, hat geheiratet. Man brauchte einen Nachfolger.“ (S. 511)

In den Münchner Akten war zunächst nicht klar, dass die dortigen Verantwortlichen Bescheid wussten. Anfang der 2010er gab es aber eine Meldung an den Missbrauchsbeauftragten in München-Freising wegen der Taten in der anderen Diözese, und man fragte dort an (allerdings erst drei Jahre später!), woraufhin die andere Diözese das Schreiben des Priesters übermittelte, aus dem hervorgeht, dass Kardinal Döpfner und Generalvikar Dr. Gruber Bescheid wussten.

Quelle:

Missbrauch in München-Freising: Fälle in den 60ern und 70ern
WordPress.com, 29.01.2022


19. Juli 2023

Trilogie der Abgründe – Teil 1: Heute…

Die vorsätzliche Vernichtung von Beweismitteln durch die
Staatsanwaltschaft Saarbrücken im Fall Edmund Dillinger

Ein Kommentar von Flora-Nike Göthin

Pfarrer Edmund Dillinger, ein Fall der sich seit Wochen in den Medien hält, war Mehrfachtäter. 
Ein Monsignore von hohem Rang, Bundesseelsorger des Cartellverbandes (CV) für die deutschen Katholischen Studentenverbindungen, von denen es auch in Würzburg sechs Vereinigungen gibt.Er wurde zeitlebens ver- und geehrt, von Mitbrüdern geschützt und konnte seine Aktivitäten im Dunkeln halten, bis nach seinem Tod das Licht Gottes auf sein Schattenleben fiel.
Bereits zu Beginn der Entdeckung seines Nachlasses war von eventuellen Täternetzwerken die Rede.

Hierzu ein Auszug aus dem Programm des Bundescartellverbandes, der Fragen in alle Richtungen offenlässt  (z.B. die Frage: wenn statistisch ca. jedes vierte Kind sexuell ausgebeutet wird, wieviele unbekannte Täter mögen sich statistisch im Umfeld eines bekanntgewordenen Täters wie Edmund Dillinger tummeln?)
Ein Bundesseelsorger, dessen Seele selbst Unheil verbreitete, über Jahrzehnte.
Niemand hat etwas gesehen, bemerkt oder gezielt weggeschaut? Oder wer hat mitgemacht?

„Die Aufgabe eines Alten Herren erschöpft sich nicht in der Sorge um seine eigene Verbindung. Vielmehr verpflichtet ihn die Mitgliedschaft in einer CV-Verbindung, nach erfolgreichem Abschluss seines Studiums und Eintritt in das Berufsleben aktiv den Kontakt zu ortsansässigen Cartellbrüdern zu suchen und diesen zu pflegen. Durch diesen Anspruch werden vor allem diejenigen Alten Herren angesprochen, die nicht (mehr) am Sitz ihrer Verbindung wohnen oder arbeiten. Diesen bietet sich in idealer Weise die Mitgliedschaft in einer der deutschlandweit ca. 250 Orts-Vereinigungen an, den so genannten CV-Zirkeln. „

Zu den Mitgliedern des Cartellverbandes zählen neben etwa 4.000 Studierenden zahlreiche Fach- und Führungskräfte sowie Verantwortungsträger aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. 
Einige ragen besonders hervor wie zum Beispiel:

Kirche

(Quelle: CV)
  • Pacelli, Eugenio, Dr. (1876-1958), Papst Pius XII.
  • Ratzinger, Joseph, Prof. Dr. mult. (1927-2022), Papst em. Benedikt XVI. 
  • Marx, Reinhard (1953-), Erzbischof von München und Freising 
  • Hollerich, Jean-Claude, Prof. (1958-), Kardinal, Erzbischof von Luxemburg, Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft 
  • Galen, Clemens August Graf von (1878-1946), Kardinal, Seliger 
  • Bilczewski, Jòsef, Prof. Dr. (1860-1923), Erzbischof, Heiliger 

(Die Verfehlungen der Herren Ratzinger und Marx sind bekannt, zu Bischof von Galen wiederum findet sich folgender Eintrag im Gutachten Münster:

Nachsicht bei staatlichen Behörden

In den Amtszeiten der Bischöfe Michael Keller (1947-1961), Joseph Höffner (1962-1969), Heinrich Tenhumberg (1969-1979) und Reinhard Lettmann (1980-2008) sei es durchweg zu mangelndem Umgang mit Beschuldigten und „skandalvermeidendem und strafvereitelndem“ Verhalten gekommen. In den 1945 beginnenden Untersuchungszeitraum fielen nur zehn Monate der Amtszeit von Kardinal Clemens August Graf von Galen (1933-1946). Auch in dieser Zeit war ein Fall festzustellen. In insgesamt 140 Fällen gibt es den Forschern zufolge Belege, dass die Bischöfe persönlich in Kenntnis der Vorgänge waren. Dabei gab es aber Hinweise darauf, dass es in der Bistumsleitung eine Präferenz für mündliche Absprachen gegeben habe, so dass in vielen Fällen keine schriftlichen Belege für die jeweilige Kenntnis vorlägen.)
(Quelle Münsteraner Gutachten)


An diesem Punkt erwachte auch das Interesse unserer Betroffeneninitiative, denn in den Heimen der Erlöser- und Niederbronnerschwestern waren körperliche und sexuelle Gewalt durch Nonnen und männliche Besucher, die gut dafür bezahlten, über vier Jahrzehnte an der Tagesordnung. 
Nicht nur die Nonnen bedienten sich der vom Jugendamt an sie ausgelieferten Kinder, sie machten eher die „Vorarbeit“ für ihre männlichen Besucher, in dem sie testeten, welche Kinder sich besonders gut für die Zuführung an ihre perversen Kollegen eigneten. Der Bedarf an sexueller Befriedigung unter den Zölibatären war nach unseren Recherchen groß und nahezu unstillbar. 
Über die Hintergründe und Täter schweigen die Nonnen bis heute, das Bistum fühlt sich in Würzburg nur bedingt zuständig (wo es Berührungspunkte mit ihren Angestellten gibt), vieles bleibt im Dunkeln, wird auch nach fünfzehn Jahren noch ebenso schamlos vertuscht wie die Taten begangen wurden. Und werden!

Dann tauchen handfeste Beweismittel bei einem Priester auf, der bundesweite Verbindungen hatte. Laut Medienberichten akribisch in seinen Terminkalendern festgehalten, hunderte von Fotos, Filmen von nackten Kindern und von sexuellen Gewalthandlungen.
Aus Sicht der Betroffenen bei aller Grausamkeit ein wertvoller Schatz. Wirklich greifbare Beweise, die so selten sind, wie schwarze Trüffel
Die Polizei Saarbrücken „sichert“ das Material, um es auszuwerten, und… (wie von uns bereits am Anfang der Berichterstattungen befürchtet)… lässt es verschwinden. Danach öffentlich simulierte Reue über einen „Fehler“, der nie wieder gut zu machen ist. 
Die Erschütterung unter den Betroffenen ist groß, man unterstellt den Behörden mangelnde Sensibilität und wenig Fachwissen in klerikalen Mißbrauchsangelegenheiten.

Wir glauben das Gegenteil! 
Wir gehen aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen davon aus, dass jeder behördliche Schritt sehr wohl überlegt war. Es ging von Anfang an nur darum, die Unterlagen, die Beweismittel und vor allem noch mögliche lebende Täter mit Verbindungen in andere Bistümer und Gesellschaftskreise der Öffentlichkeit zu entziehen. Denn in solchen Netzwerken agieren nicht nur Kleriker. Solche Netzwerke haben Verbindungen in allen Ebenen der Gesellschaft, sonst wären sie nicht möglich. Sie handeln mit der Ware Kind und kennen keine Grenzen der Perversion. (Dutroux, Lüdge, Münster, Darknet etc.)
Es ist also keine Überraschung, kein Versehen, was in Saarbrücken passiert ist, es ist kriminelle Normalität. Es ist das nahtlose Zusammenwirken von Kirche und Staat, wie es seit Jahrzehnten funktioniert, seit sich hochrangige Kirchenmänner von deutschen  Politikern bei Lachschnittchen und gutem Wein 1965 den Zugriff auf die Kinder dieser Nation in konfessionellen Schulen mittels Konkordat sichern ließen. Zu diesem Zeitpunkt gab es im Saarland schon fast ausschließlich konfessionelle Schulen. Das Zusammenwirken von Staat und Kirche hat dort also schon eine lange Tradition, die ja vielleicht ihren Teil zur Vernichtung der Beweismittel beitrug….
1965. Zu diesem Zeitpunkt kam ich gerade im Kinderheim und am Ende meiner Kindheit an. Dort konnte jeder jederzeit und überall zugreifen. Der Pfarrer, der Freund des Pfarrers, der Cartellbruder, der gute katholische Richter, der Jugendamtsbeamte, der Schulleiter sowie zahllose Ordensbrüder- und schwestern. Die sexuelle Not der Zölibatären war auch in den 60ern genauso groß wie schon zu Hitlers Zeiten, als die damalige Justiz in Sittenprozessen (zwar mit anderen Absichten, aber wenigstens dem richtigen juristischen Ansatz) konsequent gegen klerikale Missbrauchstäter vorging. Sogar mit Einwilligung der damaligen Bischöfe, welche dieselbe Unwissenheit und Erschütterung über die Sexualverbrechen in ihren Reihen vorspielten wie heute ….

Was für ein genialer Schachzug also, unter dem Bildungsvorwand mit heiligen Atem neues Nachkriegsmaterial zu rekrutieren. Das Grooming von Kindern, die mittels Schulpflicht zur Schlachtbank ihrer Unschuld geführt wurden, war damals ein offizieller Akt, gegen den sich niemand wehren konnte, schon gar nicht die Kinder, deren unter Druck gesetzte gläubige oder gedankenlose Eltern sie der Kirche schutzlos auslieferten oder die katholische Schule einfach nur wählten, weil sie für das Kind leichter zu erreichen war.
(Quelle: „Heiliger Atem“, Spiegel 1965) 

Natürlich ist es in der Summe auch heute noch für den Staat billiger, sich der Verantwortung für die Folgen seiner Konkordatsvereinbarungen zu entziehen, ein paar Beweismittel auf Nimmerwiedersehen zu verbrennen und danach Bedauern zu heucheln, anstatt die Betroffenen zu stärken und ihnen den Weg zur Entschädigung zu ermöglichen.
Das Gras über so ein bisschen Blamage wächst viel schneller als die Entschädigungsprozesse entschieden werden. Ohne Beweismittel kann man den Betroffenen leichter Lügen und Scheinerinnerungen unterstellen. Auch hier wird von Staat und Kirche viel Geld in Gutachten investiert, die genau diese „Scheinerinnerungen“ mit wissenschaftlicher Expertise bestätigen. um jegliche Ansprüche im Keim zu ersticken. Und um Opfer wieder in ein resigniertes Schweigen zu treiben.
Der Datenschutz gilt nach wie vor nur für Täter, die Betroffenen müssen hinnehmen, dass ihre Geschichten seziert und weitergereicht werden, damit sich wieder andere mit „wissenschaftlichen“ oder „historischen“ Aufklärungsstudien daran gesundstoßen können. Oder damit befriedigen. Wer weiß das schon…

Wenn ich Zeuge Jehovas wäre, würde ich sagen „Erwachet“, aber weil ich auch mit dieser Vereinigung nichts zu tun haben möchte, bleibt mir nur zu sagen „träumt weiter“: von einer besseren Kirche, einem verantwortungsvolleren Staat, von Gerechtigkeit und Empathie für Betroffene. 
Und passt auf, dass sich Euer Blick niemals klärt, denn die Wahrheit ist so hässlich, wie ein schwitzender onanierender Priester, dessen Anblick ein sechsjähriges Kind nie wieder vergisst, wenn es für den Geweihten seine Unschuld und Kindheit opfern muss. Von den Schmerzen, der Angst und Demütigung durch weitergehende Übergriffe ganz zu schweigen.
Schweigen und weiter Beweise vernichten, wo immer sie ungewünschterweise ans Licht geraten – das sind die – nun nicht mehr ganz so geheimen – Insignien der Macht.

Zum Weiterlesen:

Entschuldigung wegen Vernichtung von Beweisen im Fall Dillinger
www.swr.de 14.07.2023

Gutachten zu Bischof Janssen kann Missbrauchsvorwürfe …
www.katholisch.de

Heinrich Maria Janssen war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim. Er ist der erste deutsche Bischof, der persönlich des sexuellen Missbrauchs von Kindern beschuldigt wird. 
Die neue Untersuchung sollte das Agieren von Bischof Janssen genauer beleuchten – und auch die Frage beantworten, ob es um ihn ein Netzwerk von pädophilen Tätern gegeben habe, die sich Minderjährige zum Missbrauch zuschoben. Das verneinen die Gutachter, betonen aber zugleich, dass es eines solches Netzwerks gar nicht bedurft hätte. Einschlägige Geistliche hätten keinen besonderen Zugang zu Kindern gebraucht, sondern immer gehabt – ob in Zeltlager, Kita oder Pfarrhaus.
Auch die Studie für Hildesheim belegt darüber hinaus, dass sich die Kirche beim Verharmlosen und Vertuschen auf Behörden verlassen konnte. Bei den nicht-öffentlichen Strafverfahren habe mitunter ein Geistlicher als Ohr des Bischofs mithören können. Staatliche Stellen hätten außerdem deutliche Nachsicht gegenüber priesterlichen Tätern gezeigt. Ähnlich sieht es der Historiker Thomas Großbölting, der im vorigen Jahr Studienergebnisse für das Bistum Münster vorstellte: Gerade in den 1950er und 60er Jahren habe die Kirche „einen hoheitlichen Schutz“ genossen. Staatsanwälte hätten mit Bischöfen oder Generalvikaren telefoniert und Arrangements getroffen. 
Großbölting spricht von „Elitenverschmelzung“.

Heiliger Atem
www.spiegel.de 11.05.1965
Auf diesen historisch wichtigen Artikel werden wir noch an anderer Stelle eingehen.

Missbrauchs-Doku: „Schweigen und Vertuschen“
Neues Ruhrwort 10.04.2023

DokThema: Schweigen und Vertuschen · Die Todsünden der katholischen Kirche · Teil 1
ARD Mediathek 26.04.2023, Dokumentarfilm von Helmar Büchel

DokThema: Schweigen und Vertuschen · Die Todsünden der katholischen Kirche · Teil 2
ARD Mediathek 03.05.2023, Dokumentarfilm von Helmar Büchel

Münsteraner Missbrauchsgutachten belastet alle Bischöfe seit 1945
Katholisch.de 13.06.2023 (zu van Galen)

Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Deutschland
Wikipedia

Kardinal Hollerich zu Missbrauch: Die ganze Kirche hat falsch reagiert
Katholisch.de 27.01.2022


20. Februar 2023

Auf der Suche nach der Dunkelziffer
und anderen Geheimnissen im Bistum Essen

Pressekonferenz und Mahnwache in Essen am 14.02.22 anlässlich der vorgestellten IPP-Studie

Und auf einmal steht es neben dir

von Joachim Ringelnatz.

Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage …
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. – – –
Und auf einmal – -: Steht es neben dir,
An dich angelehnt – –
Was?
Das, was du so lang ersehnt.

Wahrheit, Klarheit, Transparenz, hinsehen statt wegsehen…
… wäre ein Anfang
Die Dunkelziffer zwischen Generalvikar Klaus Pfeffer
und Bischof Franz-Josef Oberbeck

Auch in dieser Studie wird wieder das Netzwerksystem von Nonnen in  Kinderheimen thematisiert. Bundesweit wurden ihnen anvertraute Kinder an Priester und Ordensbrüder ausgeliefert und für sexuelle Gewalttaten überlassen.  

Missbrauch im Bistum Essen – Nonnen als Sex-Täterinnen

Aufarbeitung kann ermüden…..dennoch schließt Bischof Overbeck einen Rücktritt aus.

Sexualisierte Gewalt: Missbrauchsstudie im Bistum Essen

Missbrauchsstudie: Bistum Essen zeigt sich selbstkritisch – WDR


2. Februar 2023

Sichtba­r werden – sichtbar bleiben

Aufdecken anstatt zudecken – Entdecken anstatt verdecken

Missbrauchtes Kind

Wir sind viele und werden immer mehr
wir finden uns, werden zum Heer
wir sind gekommen, Dich zu befrei’n
Missbrauchtes Kind – Du bist nicht mehr allein.

(Auszug aus Bittere Tränen – Lumen Verlag 2002)

Eine kleine Selbsthilfegruppe im Schwarzwald schickt ihr Jahresprojekt von 2022 jetzt in die Welt.
Die Gruppe Fackelträger, mit ihrer Gründerin Petra Pauls-Gläsemann, hatte ein Jahr lang dafür geworben, gesammelt und am Ende die bundesweiten Einsendungen miteinander verbunden.
Betroffene von sexualisierter Gewalt, die stricken oder häkeln konnten oder jemanden kannten, der es konnte, waren dazu eingeladen, einen Teil ihrer besonderen Lebensgeschichte in Form eines kleinen Quadrates aus Wolle beizutragen. Außer dem Maß von 20×20 cm enthielt der Aufruf keine Vorgaben über Technik, Farbe oder Muster. 

Die Menschen blieben größtenteils anonym, ihre Gedanken verborgen und doch sind sie Teil eines Kunstwerkes, das nach einem Jahr auf 50 Teile angewachsen ist.

50 Menschen, 50 Leidensgeschichten.

Wer die Decke sieht, sieht nur eine Decke. Wer aber den Hintergrund kennt, sieht mehr.
Im Grunde spiegelt diese Arbeit einen Teil unserer Geschichte wieder, denn vielen von uns kann man auf den ersten Blick nicht ansehen, was wir in uns tragen und überlebt haben.

50 Leben, die von Grund auf und grundlos verändert wurden, die nie mehr das sein konnten, was sie ohne Tat und Täter hätten sein können.

Mit diesem Wissen könnte sich auch der gesellschaftliche Blick auf die Menschen ändern, die nicht „normal“ funktionieren und reagieren, die Schwierigkeiten in sozialen Zusammenhängen haben, die immer wieder ausbrechen müssen, weil ihnen Menschen, Worte, Gerüche und Erinnerungen zu nahe kommen. Menschen, die mit Unverständnis und ihren eigenen vermeintlichen Defiziten ein Leben lang kämpfen und jeden Tag neu um ihre fragile Stabilität ringen müssen. 

Auch die Angehörigen und Freunde die trotz allem zu ihnen stehen, die sie nicht verlassen, egal was ihnen durch das Trauma der Betroffenen zugemutet wird, tragen einen Teil der Bürde mit. 
Auch jeden Tag. 
Fragiles Vertrauen, Verlustängste und Kontrollbedürfnisse sind tägliche Begleiter und belastende Faktoren für jede nahe Beziehung.

Viele Überlebenden sexualisierter Gewalt leben aus diesen Gründen auch alleine, um solche gefühlsmäßigen Wechselbäder weniger spüren zu müssen. Sie richten sich irgendwie in ihrer Einsamkeit ein, betäuben sie vielleicht mit Alkohol, Essen oder Medienkonsum. 

Sie leben einsam und sterben einsam, manche früher als sie müssten.

All das erzählen uns die bunten Flicken dieser Decke, zusammengefügt zu einem großen Ganzen und sichtbar geworden durch das Bedürfnis, sichtbar bleiben zu können. 
Für immer, auf wenigstens 20×20 Zentimetern einen eigenen Platz in dieser Welt erobert zu haben.

Der Anfang ist gemacht. 

Wir danken der SHG Fackelträger im Namen aller Beteiligten für die Idee, die 12monatige Arbeit und den mutigen Schritt in die Öffentlichkeit.

Unsere Heimkindgruppe hat das Projekt zur Weiterführung übernommen. Die Decke wird nun auf Reisen gehen, um ihre Botschaften überall dorthin bringen, wo sie gewünscht und gewürdigt werden.

Und wir wünschen uns, dass sie weiterwächst. 

Es dürfen aus den 50 Geschichten 500 und 5000 werden. Auch dann wird noch nicht alles Leid sichtbar sein, das still und unerkannt unter uns lebt. Aber mit jedem Beitrag wird es um 20×20 cm Zentimeter unübersehbarer.

Wir laden für die Weiterführung des Projektes nun auch Angehörige und Freunde ein, sich mit 10×10 cm-Quadraten zu beteiligen
Sie werden den Rahmen bilden und somit auch ihre Geschichten sichtbar machen.

Ein traumatisierter Mensch kann sein Trauma zwei Generationen lang weitergeben, ohne dass er es möchte! Die Sekundär- und Tertiärtraumatisierungen sind mittlerweile eine feste Größe im psychosomatischen Diagnosebereich.

Wenn wir auch sie sichtbar machen, entstehen vielleicht Strukturen, die Angehörige und Familien fachkompetent unterstützen, denn nach unserer Erfahrung gibt es da noch großen Handlungsbedarf.

­­­­­Gerne können Sie auch Gedanken oder Stichworte verschriftlichen und mitsenden, die Ihnen während der Arbeit an ihrem Flicken einfallen. Aber sie können auch einfach wortlos wegschicken. 

Die Zusendeadresse für das Folgeprojekt „Sichtbar werden – sichtbar bleiben“ 2023 lautet:

Sichtbar werden – sichtbar bleiben
c/o Martin Breuer
Frauenlobstr. 54
55118 Mainz

Ausstellungstermine und Presseberichte werden auf dieser Seite und auch auf der Homepage der SHG-Fackelträger in Grafenhausen veröffentlicht.


24. Januar 2023

Gestohlene Daten 

Zeitdokument kirchlicher Gewaltanwendung im Jahr 2022

Nicht nur Voyeurismus missbraucht den weiblichen Körper, auch Wissenschaft tut dies… (Mieke Bal*) 

Bereits im Januar (s. Aufruf vom 6. Januar 2022) haben wir auf die Gefahr des Datenmissbrauchs und die Verletzung von Persönlichkeitsrechten im Bistum Würzburg hingewiesen, jetzt bekommen es die Betroffenen schriftlich ins Haus. 

In dem 5seitigen Anschreiben, das für eine erneute Studienteilnahme wirbt, offenbaren sich zwei beachtenswerte Aspekte: 

Die privaten Adressen der Betroffenen wurden ohne deren Einverständnis benutzt, und auf den ersten Blick an die Aufarbeitungskommission des Bistums – UKAM – weitergegeben, denn von dort wurden die Schreiben laut Absender versandt. Beigefügt war ein Anschreiben des von der UKAM beauftragten Rechtsanwalts Hendrik Schneider in Wiesbaden, der jetzt mit seinem Team die Betroffenenakten im Bistum Würzburg zur Erstellung einer zweiten Studie einsehen soll. Auch der Betroffenenbeirat Würzburg, unterstützt mit einem auffordernden Brief die Interessen der Kirche.

Auf persönliche Nachfrage unsererseits bei Bischof Jung, äußerte sein persönlicher Referent, dass die Adress-Daten nicht weitergegeben, sondern die Briefe direkt aus dem Bistum versandt wurden. Das wiederum ist in den Anschreiben nicht ersichtlich. 

Absichtliche Täuschung?

Entgegen anderslautender früherer Äußerungen von Bischof Jung (wir freuen uns über die Lernfähigkeit) wird nun zwar die Einwilligung der Betroffenen zur Verwendung ihrer Daten und Geschichten in der Studie angefragt, aber wer genau liest, findet zwei Passagen, die weiterhin bedenklich stimmen sollten:

Auch wenn uns bewusst ist, dass aufgrund eines allgemeinen Interesses an einer Aufklärung Ihre Einwilligung keine zwingende rechtliche Voraussetzung für die Sichtung der Aktenbestände ist, ist es uns dennoch ein großes Anliegen, diese Einwilligung von Ihnen persönlich zu erhalten.
(Seite 2 des Schreibens der mit der Erstellung des Gutachtens beauftragten Kanzlei Hendrik Schneider, Wiesbaden) 

Und auf dem Einwilligungsformular selbst steht im letzten Absatz:

Sofern Sie nicht einwilligen, wird für die Akten, die Ihre personenbezogenen Daten enthalten, geprüft, ob diese dennoch eingesehen und für die Erstellung des Gutachtens verarbeitet werden dürfen.
(Seite 3 des Schreibens der mit der Erstellung des Gutachtens beauftragten Kanzlei) 

Diese beiden Einfügungen, die in dem 5-seitigen Anschreiben leicht zu überlesen sind, weisen darauf hin, dass notfalls auch OHNE die Einwilligung der Betroffenen Akteneinsicht genommen werden kann, weil es sich die Kirche so in ihr Datenschutzgesetz geschrieben hat.

Ein beliebtes Argument für die Rechtmäßigkeit dieses Vorgehens ist neben den sogenannten „höheren Interessen“ (also über denen der Betroffenen nach Schutz ihrer Daten), die Anonymisierung bei der Veröffentlichung. Es geht bei dieser Diskussion aber nicht um die Namen der Betroffenen, sondern um die Inhalte der Tatbeschreibungen, darum, wie der Bischof an diese gelangt ist…..und wofür sie missbraucht werden können.

Des Weiteren findet die Einsichtnahme des beauftragten „unabhängigen“ Anwalts durch die „unabhängige“ Aufarbeitungskommssion nur im Bistum statt, wo dann die Täterorganisation, von deren Geld alle „unabhängigen“ xxx bezahlt werden, auswählt, was zur Verfügung gestellt wird und was nicht. 
Aber all diese Nebensächlichkeiten erscheinen klein und unbedeutend gegen die Tatsache, dass hier versucht wird, staatlichen Schutz der Persönlichkeitsrechte und der Intimsphäre durch das kirchliche Datenschutzgesetz auszuhebeln.

Auch wir als ehemalige Heimkinder der Erlöser- und Niederbronner Schwestern sind sehr an Aufklärung interessiert und bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten, aber die Selbstbestimmung über die Schilderung unserer Vergewaltigungen durch Kleriker und Nonnen MUSS in unseren Händen bleiben! Und wir müssen selbst bestimmen dürfen, wem wir unsere Daten anvertrauen, wen wir für so unabhängig halten, dass eine Studie oder ein Rechtsgutachtens ohne kirchliche Einflussnahme möglich wird. 

Am 6. Dezember wurde eine diesbezügliche Anfrage an den Bischof persönlich übersandt.
Die Bestätigung, dass die Akten der Betroffenen, die es explizit wünschen, bei ihm unter Verschluss bleiben, steht bis heute aus!

Geschützt sind nur die Geschichten der Betroffenen, die sich nie an das Bistum gewandt haben, weil ihnen das Vertrauen in die Institution fehlte. 
Berechtigterweise, wie sich jetzt zeigt.

Entsprechend werden wir weiter versuchen, die Rechtslage zwischen der Vorrangigkeit von Persönlichkeits- und Urheberrechten gegenüber dem KDG eindeutig zu klären.

Diana di J.

* Das Zitat von Mieke Bal aus „Susanna and the Elders“  wurde in der sehr bemerkenswerten Ausstellung „Susanna – Bilder einer Frau vom Mittelalter bis MeToo“ im Wallraf-Richartz Museum Köln entdeckt, die mit einem themenspezifischen Rahmenprogramm und einer geplanten Folgeausstellung u.a. auch unser Thema in einem generationsübergreifenden Kontext mitbeleuchtet.

Susanna – Köln – Information: Wallraf-Richartz-Museum

Zum Weiterlesen:

THE ELDERS AND SUSANNA – Brill


31. Dezember 2022

Zum Tod von Josef Ratzinger (JR)

Die Wahrheit wird für immer bleiben

Ein sehr persönlicher Nachruf von Flora-Nike Göthin

Die Wahrheit wiegt mindestens 600 kg, seit Markus Elstner, Künstler, Aktivist und Gründer der Betroffenengruppe „WegWeiser Bottrop“ beschlossen hat, sie in Stein zu meißeln…

Die Wahrheit ist seitdem unverrückbar und kann nicht mehr einfach weggewischt werden.
Und sie wird auch nach unserer Generation weiterbestehen, denn sie ist aus hartem Granit.

Während viele Medien zu Josef Ratzingers Tod verzweifelt versuchen, seinen Glanz zu polieren, werden gleichzeitig die übersehen, die seit Jahren beharrlich darauf hinweisen, dass er nicht der Heilige Vater war, für den er sich selbst hielt und vom (leicht)gläubigen Volk feiern ließ.

Die Schatten auf seinem Glanz wurden länger und länger je mehr von seiner nachlässigen Verantwortlichkeit ans Licht trat. Der laufende Amtshaftungsprozess in Traunstein hätte von ihm persönlich eine Aussage vor einem weltlichen Gericht gefordert, weil ein Betroffener aus Garching an der Alz dies in Gang gebracht hatte.

Und JR hatte sich dagegen gewappnet, mit Anwälten aus der weltweit teuersten Kanzlei…

Das wirft die Frage auf, wozu ein Ex-Papst solche Geschütze auffährt, um gegen die Aussagen der oft in bescheidenen Verhältnissen lebenden Betroffenen vorzugehen? Handelt so jemand, wenn er nichts zu verbergen hat, oder hätte der Reichtum der Kirche einmal mehr einen der ihren gegen seine Verantwortungsübernahme geschützt? Wir werden es nicht mehr erfahren, denn das Oberste Gericht hat ihn gerufen. Und dafür haben auch auch teuersten Anwälte keine Zulassung.

Laut Correctiv dauert die Archivöffnung seiner Akten 60 Jahre, die kein Überlebender aus der Amtszeit von JR noch erleben wird. So bleiben auch seine amtslangen Bemühungen, den Exorzismus einerseits innerkirchlich zu fördern und in der öffentlichen Wahrnehmung klein zu halten, noch unter Verschluß. Die daraus erfolgten Schäden sind noch längst nicht alle bekannt und tauchen in keiner der zahlreichen Abhandlungen über sein Leben auf. Dabei hat dieses Thema eine zentrale Rolle auch bei Missbrauchsfällen gespielt. Das Bistum Würzburg hatte in den 60er und 70er Jahren einen bis heute unvergessenen Beitrag dazu geleistet.

Aber die in Stein gemeißelte Wahrheit von Markus Elstner wird es in 60 Jahren noch geben, wenn die Erinnerung an Josef Ratzinger in den nächsten Generationen schon verblasst ist. Der Schatten seines Tuns wird die Glanzbeschreibungen der heutigen Journalisten Lügen strafen und die Wahrheit wird ein Denkmal sein.

Und vielleicht werden dann – in 60 Jahren – die heute noch lebenden Betroffenen, für die jede dieser Lobpreisungen zum Tod von Josef Ratzinger eine neue Ohrfeige und schwer zu ertragen ist, dem jüngsten Gericht als Schöffen beisitzen und über seine Entlassung aus dem Fegefeuer und die Vergebung seiner Sünden beraten dürfen. 

Das wäre dann die sogenannte höhere Gerechtigkeit, die nur selten für uns auf Erden vorgesehen ist.

Das Denkmal der Wahrheit…
…geschaffen von Markus Elstner, SHG WegWeiser Bottrop

Der Tod des Ex-Papstes und die Folgen des Missbrauchs

Das Katholische verschwindet aus der Gesellschaft …

Die rechte Hand Gottes ist Ratzinger

Bei diesem Artikel wäre interessant zu recherchieren, wie viele von Ratzingers engen Freunden als Täter, Mitwisser oder Vertuscher in Missbrauchsskandale verwickelt waren. Vielleicht müssen wir dann garnicht 60 Jahre warten, um die Wahrheit zu erkennen.

Bischof genehmigte tödlichen Exorzismus: Was wusste Joseph Ratzinger


10. Dezember 2022

Geschenktes Licht

am 7. Dezember 2022 veranstaltete der Betroffenenbeirat des Bistums Speyer eine Gedenkfeier in der Vorhalle des Doms. Durch die achtsame Gestaltung, bei der besonders auf Betroffene Rücksicht genommen wurde, die keine Kirche mehr betreten können, zeigte sich einmal mehr der Leuchtturmcharakter dieses Beirats. 

Zu der Feier waren auch Mitglieder unserer Betroffeneninitiative, insbesondere die „Dunkelziffer“ eingeladen, um auf die vielen unbekannten Menschen mit sexuellen Gewalterfahrungen hinzuweisen, die sich noch nicht zeigen können und wollen. 

Die Kerzen für den Lichtertisch stellte das Bistum Speyer all jenen Menschen zur Verfügung, die damit ihre eigene Geschichte oder die einer von sexualisierter Gewalt betroffenen Person aus ihrem Umfeld sichtbar machen konnten.
So blieb die Anonymität der Betroffenen gewahrt, aber ihre Anzahl unter den ca. 80 Gästen des Abends wurde aus der Dunkelheit in flackerndes Licht verwandelt.
„Gib mir eine Kerze und ich kann Dir mein Leid zeigen, ohne mich dafür entblößen und schämen zu müssen“. 
So könnte man die Aktion umschreiben und wenn bundesweit solche Lichter angezündet würden, wäre die Dunkelziffer ein hell erleuchtetes und weites Feld.

Wir danken Bernd Held, dem Betroffenenbeirat Speyer und Christine Lormes, der Präventionsbeauftragten für die traumasensible Organisation und Umsetzung des Gedenktages.

Impressionen aus Speyer:

Die Symbolfigur für mindestens 300.000 unbekannte Betroffene
Ehemalige Heimkinder beim Austausch über die Aufarbeitungsergebnisse in ihren Bistümern – Speyer klärt offensiv auf und hat eindeutig die Nase vorn!
Sichtbar und Unsichtbar
Luminoso

und zum Weiterlesen:

„Licht in das Dunkle bringen“ | Bistum Speyer

Bistum Speyer: Gedenken an Missbrauchsopfer in Kirche


19. September 2022

Die hohen Zahlungen der UKA als Indiz?

Während in ganz Deutschland Betroffene mit den geringen Zahlungen der UKA hadern, gibt es in unserem Betroffenenkreis der Heimkinder verhältnismäßig hohe Zahlungen.
Uns sind mittlerweile sieben Betroffene aus dem Netzwerk der Erlöser- und Niederbronnerschwestern bekannt, die über 100.000 Euro von der UKA zugesprochen bekamen
Aus Transparenzgründen haben wir uns entschieden, den Bescheid einer betroffenen Person anonymisiert hier einzustellen.
Darin ist von vergleichbaren Taten die Rede, aufgrund derer die UKA über die Summen entschieden hat.

Da die Orden bisher weder etwas zugegeben noch seriöse Aufarbeitungsanstrengungen unternommen haben, verwundert dieser Umstand.
Wir wissen, dass die Summen nach Entscheidung der UKA von den Verantwortungsträgern/Täterorganisationen gemeinsam finanziert werden.

Wie passt das also zusammen mit der Aussage, dass die Betroffenen laut Ordensoberinnen unglaubwürdig sind? Die Ober:innen Monika Edinger der Erlöserschwestern in Würzburg und Barbara Geißinger von den Niederbronner Schwestern in Nürnberg haben keine Gelegenheit ausgelassen, Betroffene medienwirksam zu diffamieren! (s. Bericht Report München vom 10.08.21 in den Presselinks)

Da in der UKA kompetente und unabhängige Gremiumsmitglieder wie Traumatherapeut:innen, Anwält:innen und Bundessozialrichter:innen die Bewertungen der eingereichten Fälle aufgrund aller vorliegenden Unterlagen vornehmen (soweit sie vom Bistum oder Orden vollständig eingereicht wurden, was leider nicht immer der Fall ist) sind deren Kompetenzen und Entscheidungen unserer Meinung nach doch höher zu bewerten als die interessengeleiteten Schutzbehauptungen der Ordensober:innen. Die hohen Zahlungen wurden nach unserem Kenntnisstand an ehemalige Heimkinder überwiesen, die schwerster sexueller und ritualisierter Gewalt in den Kinderheimen der Erlöser- und Niederbronner Schwestern ausgeliefert waren. 

Wir möchten daher alle Betroffenen aus diesem Ordenskomplex ermutigen, ihre Anträge einzureichen. Das Antragsverfahren ist sehr komplex und die Wartezeiten auf eine Entscheidung lagen bisher zwischen 6 und 15 Monaten (was in einigen Fällen auch auf Verfahrensfehler des Bistums zurückzuführen war). Deshalb ist es wichtig, in dieser Zeit gut für sich zu sorgen!

Wenn Sie sich nicht alleine an das Bistum wenden wollen oder dafür Beratung und Begleitung benötigen, können Sie sich jederzeit an uns als unabhängige Anlaufstelle wenden.
Dies gilt auch für Widerspruchsverfahren, wenn Sie eine ausgezahlte Summe nicht als gerechtfertigt ansehen.
Gerne unterstützen wir Sie mit den gesammelten Erfahrungen und Kompetenzen unseres Netzwerkes.

Nach Erhalt einer Zahlung können Sie die Ergebnisse in anonymisierter Form auch in ein Formular beim Verein ehemaliger Heimkinder eintragen, um die allgemeine Transparenz zu erweitern.

Formular zur Erfassung von Anerkennungsleistungen (kath. Kirche)

Diana di J.


18. September 2022

Vom Verstehen und Berühren – Huey Colbinger „Von Propheten“

Eine Rezension von Flora-Nike Göthin                                                            

Er kam, sah und verstand. Und dieses Verstehen berührte.
Anders lässt sich meine erste  Begegnung mit dem Singer/Songwriter Huey Colbinger an einem heißen Sommerabend in Garching an der Alz nicht beschreiben. 
Eigentlich ist es unbeschreiblich…Ich versuche es dennoch.

Die 2. Präventionswoche in Garching a.d. Alz vom 25. Juni bis 2. Juli 2022 eröffnete mit Vorträgen auf dem Marktplatz mit der Frage: „Wir schauen hin und Du?“
Eine ganze Litfaßsäule mit diesem Motto beklebt sprang mir als erstes ins Auge. 
Wie mutig, dachte ich, nachdem der Ort Anfang des Jahres durch die Veröffentlichung des Münchner Gutachtens traurige Berühmtheit erlangt hatte.
Ich hätte erwartet, dass die daraufhin angesetzte Präventionswoche der Betroffeneninitiative „Sauerteig“  – wie für dieses Thema üblich – hinter verschlossenen Türen in Tagungs- und Gemeinschaftsräumen stattfinden und abgehandelt würde. 

Stattdessen war diese Aktionswoche so laut, unübersehbar und mit weit gestreuten Aktionen, dass niemand mehr wegsehen konnte. Und auch nicht weghören.

Dafür sorgten schon am Eröffnungsabend die Einführungsvorträge von Rosi Mittermeier (Initiative Sauerteig) dem Bürgermeister Maik Krieger und  geladenen Gästen wie Markus Elstner, Gründer der Selbsthilfegruppe und Betroffeneninitiative „WegWeiser“  Bottrop und Vertreter der Kanzlei Westphal, Spilker und Wastl, die das bundesweit beachtete Gutachten für das Bistum München-Freising erstellt hatten…

Gleich zweimal wurde an diesem Abend Markus Elstner für seine unermüdliche Präventions- und Aufklärungsarbeit geehrt. Markus Elstner ist ein Betroffener der weit gestreuten sexualisierten Gewalt von Pfarrer Hullermann. Jener Kleriker, der unter bischöflicher Aufsicht und mit Wissen des späteren Papstes, trotz einschlägiger Vergehen und Verurteilungen in Bottrop, nach seiner Versetzung hier in Garching a. d. Alz weiter sein Unwesen treiben konnte und neue Kinder lebenslang verletzte. (Mehr in den untenstehenden Zeitungsberichten). 
Die ganze Gemeinde wusste damals Bescheid, denn als die Taten mittels einer auf Wand und Boden gesprühten anonymen Botschaft für alle sichtbar wurden – just am Morgen vor dem Pfarrfest – bemühten sich die Bürger Garchings noch sehr, alles zu übertünchen und mit Zement zuzuschütten.
Die damals geschändeten Kinder blieben alleine und ungehört oder wurden als Lügner gebrandmarkt. Garching in den 1980ern…

Im Garching von 2022 ist etwas aufgebrochen, hat sich die Blume der Wahrheit durch den Zement gebohrt und kamen Menschen von weit her, um ihre Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen.
So standen an jenem Abend Gäste aus Freiburg, Wiesbaden, Bottrop, Wilhelmshaven und München mit den Garchingern Seite an Seite in der brütenden Hitze. Sie hörten auch – manche erstmalig – den Liedern des Mannes zu, der mit seiner hohen Sensibilität fähig war, etwas wahrzunehmen, was die bis heute abwehrenden Kirchenvertreter mit derselben Gewalt nicht sehen wollen, mit der sie Kindern millionenfach Gewalt angetan haben und noch immer antun.

Huey Colbinger hatte in seinem künstlerischen Repertoire erstaunlich viele passende Liedtexte für diesen Abend, die zwischen den Vorträgen mit seiner eigenen, sehr virtuosen Gitarrenbegleitung das Nachdenken und –fühlen über die schwer verdaulichen Thematik noch intensivierten.  Und gleichzeitig tröstlich aushaltbar machten.

Die Macht der Kunst gegen den Machtmissbrauch der Kirche. 
Die Wahrheit eines Einzelnen gegen die Lügen vieler.
Und so erklang an jenem denkwürdigen Abend auch zum ersten Mal das Lied „Von Propheten“.
Ein Lied, das Colbinger aus seinem tiefen Verständnis für den Schmerz und die Ohnmacht Betroffener, für UNS geschrieben hatte. Für die Menschen, denen die eigenen Worte noch im Hals stecken, die tagtäglich versuchen zu überleben und in ihren inneren Tränenmeeren nicht unterzugehen. Dieses Lied gibt ihnen allen Stimme und Ausdruck für das Unaussprechliche.

Diese erste Begegnung mit dem Song hat sich so unerwartet in meine Seele eingebrannt, dass es mich jedes Mal, wenn ich ihn anhöre, auf den Garchinger Marktplatz an diesem heißen Sommerabend zurück katapultiert und ich die Kraft und Stärke spüren kann, die er an diesem Abend in mir ausgelöst hat.
Es ist wie Heilung über das Gehör. Es übertönt die nagende Wut über die Ignoranz der Kirchenvertreter, ihre geheuchelten Entschuldigungen und ihre falschen Versprechungen, derer sie nicht müde werden. Es trifft bis tief ins Mark genau die wunden Punkte, es macht sichtbar, was noch immer viel zu viele nicht sehen wollen.

Ich wünsche diesem Lied viel Gehör und Diskussionen über den Inhalt. Möge es mit seinen eindringlichen Worten und Klängen berühren, aufwühlen und Mauern zersetzen. 
Und möge es vielen anderen Betroffenen wie mir Trost, Halt und ein Quäntchen Heilung geben.


Huey Colbinger – Von Propheten

Sie verkünden den Glauben an den Glauben
Heilige Dinge, die nur sie sehen
Sie brauchen auch keine Beweise
Hast Du es denn nicht gesehen

Dann komm doch in unsere Mitte
Wir nehmen dich herzlich auf
Sprichst ab heute nur unsere Worte
Gedanken nicht mehr zählen

Du nimmst mit großer Freude
Das vermeintlich Geschenk an
Möchtest dazugehören
Suchst deine Stimme im Weltenklang

Das kann dir so nicht gelingen
Weil es deine Worte nicht sind
Nur Zustand von leeren Phrasen
Nicht frei von Leben erfüllt

Versteh – Du bist frei – So viel Schatten hinter den Gewändern
Versteh – Du bist frei – Brich aus und sieh wer dich hindert
Versteh – Du bist frei – Lass die Würde dir niemals nehmen
Versteh – Du bist frei – Kannst die wahren Gesichter sehen

Sie werden es wieder versuchen
Dich in ihren Bann zu ziehen
Sei standhaft und lass dich nicht verwirren
Dein Weg, dein Leben sind das Ziel

Versteh – Du bist frei – Soviel Schatten hinter den Gewändern
Versteh – Du bist frei – Brich aus und sieh wer dich hindert
Versteh – Du bist frei – Lass die Würde dir niemals nehmen
Versteh – Du bist frei – Kannst die wahren Gesichter sehen

Sie lächeln und sie lachen
Nichts kommt in ihren Augen an
Sie lächeln und sie lachen
Nichts kommt in ihren Augen an
Sie lächeln und sie lachen
Nichts kommt in ihren Augen an


Gegen das Schweigen: Huey Colbingers „Von Propheten“
26.08.2022 — „Was den Schutz unserer Kinder betrifft, steht dieser über allem und ist zu keinem Zeitpunkt verhandelbar, mit niemandem“, davon ist Huey Colbinger, Singer-Songwriter aus Bad Griesbach im Rottal, überzeugt. „Wer weg sieht oder gar vertuscht, …


Presseberichte 2. Präventionswoche Garching:

Garchinger PRÄVENTIONSWOCHE SAUERTEIG – YouTube
Die Garchinger Präventionswoche mit einer Fülle von Veranstaltungen ging kürzlich zu Ende.Mit Ausstellungen, einem mobilen Sprechzimmer der …
20.07.2022 – YouTube · deejayleclair1

Präventionswoche gegen sexuelle Gewalt an Kindern | BR24
28.06.2022 — Über 20 Jahre missbrauchte der ehemalige Pfarrer H. in Garching an der Alz Kinder. Der Arbeitskreis Prävention will das aufarbeiten und 

Markus Elstner – YouTube

Peter Hullermann – Wikibrief
Nach einer einjährigen Tätigkeit als Kaplan in einem Altenheim wurde Hullermann dann um 1987 nach Garching an der Alz versetzt, wo er über 20 Jahre als Pfarrer …


12. September 2022

EINSENDESCHLUSS 26. September 2022 !!!!

SICHTBAR WERDEN ohne selbst sichtbar und angreifbar zu sein…
Ein Mahnmal-Projekt für Betroffene sexualisierter Gewalt

Im Rahmen unserer Betroffeneninitiative möchten wir noch auf ein Projekt der Selbsthilfegruppe „Fackelträger“ unter der Leitung von Petra Pauls-Gläsemann in Grafenhausen aufmerksam machen und zur Teilnahme einladen.

Die Idee ist, eine große Decke als Schutzmantel oder einen Wandteppich als Teil einer Kunstausstellung in diese Welt zu bringen, indem Betroffene ihren ganz eigenen Teil in Form eines 20 x 20 cm großen Flickens (gehäkelt oder gestrickt) anfertigen oder anfertigen lassen und noch bis 26. September an die unten angegebene Adresse der SHG in Grafenhausen (Nähe Freiburg) zu senden. Das kann vollkommen anonym erfolgen, wichtig wäre nur der Ort der Tat. Nähere Einzelheiten und Hintergrund siehe Flyer des Projekts.

Nach dem Einsendeschluß werden die einzelnen Hand-Arbeiten ebenfalls von Hand zu einem großen Ganzen zusammengefügt, und je mehr Betroffene sich beteiligen, desto sichtbarer wird unser Thema einmal mehr in der Welt sein.

Noch immer sind Kirchen und Orden bestrebt, die Taten an uns zu verschweigen und zu vertuschen. Aufklärung wird verschleppt, die Verantwortungsübernahme verweigert und Betroffene weiterhin diskriminiert und retraumatisiert. Kirche und Staat arbeiten dabei Hand in Hand. Deshalb ist es wichtig, wieder und wieder Zeichen zu setzen, sichtbar zu werden, sichtbar zu bleiben.

Kreative und künstlerische Arbeit kann hierbei einen sehr wertvollen Beitrag leisten, indem wir etwas aus uns herausarbeiten, den Schmerz und die Ohnmacht in die Arbeit legen und externalisieren. Geschützt aber unübersehbar. Anonym und doch als Person, die sich selbst und ihr Leid zum Ausdruck bringt. 

Der Einsendeschluss dieses Projektes fällt auch mit der zeitnahen Gutachtenveröffentlichung des Bistums Freiburg zusammen. Ein sehr guter Zeitpunkt also, um danach das gemeinsam gestaltete Mahnmal der Öffentlichkeit vorzustellen. 

WEIL WIR SO VIELE SIND!

Diana di J.


9. Mai 2022

Die Ministrantenmissbrauchsversicherung

Eine Realsatire von Flora-Nike Göthin in kreativer Zusammenarbeit mit KTO und Martin Breuer

Während sich in Würzburg alle kirchlichen Jugendarbeiter auf das große Ministranten(fischer)fest in Münster-Schwarzach vorbereiten, macht eine verwirrende Meldung die Runde: Eine Versicherung (VBG – die Verwaltungsberufsgenossenschaft aus Hamburg) hat sich an die DBK gewandt und nachgefragt, warum die Missbrauchsfälle der Ministranten nicht als Arbeitsunfälle gemeldet wurden…..Die Wortwahl der Versicherung stößt vielerorts auf Ablehnung, denn es hört sich zynisch an, was wahrscheinlich gut gemeint ist…

(aus Triggergründen haben wir den ganzen Text an anderer Stelle eingestellt.)

Unfallversicherung macht Druck auf die Kirche
6. Mai 2022 – Anette Zoch, Süddeutsche Zeitung

Passauer Missbrauchsskandal
4.11.2022 — Schweres Erbe: Was tun mit der Musik eines Missbrauchstäters?

9.5.2022 Das Mülheimer Amtsgericht hat einen katholischen Priester aus dem Bistum Essen zu drei Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 Euro verurteilt. Das Gericht konnte nachweisen, dass der Priester sich zumindest bei einem Treffen mit einem damals Minderjährigen strafbar gemacht hatte. Das Opfer sagte aus, dass es eine freundschaftliche Affäre gewesen sei. Der Priester betonte, er sei kein Missbrauchstäter. -Quelle: WDR


22. April 2022

Die katholische Radikalisierung im Bistum Würzburg und ein großes Dankeschön an Pro Familia!

„Der Vorteil eines rückgratlosen Menschen ist, dass er sich leichter in jede gewünschte Richtung verbiegen kann“
(Autor unbekannt)

Von Flora-Nike Göthin

Ich beginne mich zu schämen.
Ich schäme mich nicht für meine aufrichtige Beiratsarbeit, mit der ich zwei Jahre lang versucht habe, die Aufarbeitung im Bistum Würzburg zu unterstützen! Ich schäme mich dafür, dass ich die Menschen, mit denen ich in dieser Zeit zu tun hatte, so wenig durchschaut habe. Das Abgründige, das jetzt drei Monate nach meinem Austritt an die Oberfläche dringt – wie konnte ich DAS nur übersehen?
Wieder einmal zeigt sich, dass die einzige Rettung vor der Kirche der ausreichende Abstand ist… geistig, emotional und physisch mindestens 200 Kilometer.
Ich schäme mich mittlerweile dafür, dass ich als Baby katholisch getauft wurde, (obwohl ich keine Wahl hatte), ich schäme mich für jedes Gebet, das ich erzwungenermaßen beten mußte, für jeden Kirchenbesuch in einer katholischen Kirche* und für jede Hoffnung, die ich gehegt habe, als uns Betroffenen Aufklärung und Gerechtigkeit versprochen wurde. Ich schäme mich dafür, dass ich all dies nicht mehr rückgängig machen kann und ich schäme mich dafür, jemals dieser fehlgeleiteten Glaubensrichtung angehört zu haben.
(*Maria Geburt in Aschaffenburg ausgenommen!)

Und heute schäme mich besonders für den Umgang des Bistums mit der Beratungsstelle Pro Familia in Würzburg! 

Im Sommer 2021 informierte Bischof Jung den Betroffenenbeirat erstmals, dass er mit Pro Familia in Verhandlung stünde, um die Forderung nach einer kirchenunabhängigen Beratung für Betroffene zu gewährleisten.
Es gab keinerlei Widerspruch von Seiten des Betroffenenbeirates! Ich kannte Pro Familia von kompetenten Fortbildungen, die mir halfen, die Traumadynamik nach Missbrauch zu verstehen und war als Beirätin sehr zufrieden, dass Betroffene des Bistums Würzburg nun endlich Ansprechpartner mit Traumafachkompetenz haben sollten. (Ein Manko, welches das Bistum leider bis zum heutigen Tage nicht behoben hat. Alle dort tätigen Personen, inklusive der juristischen Mißbrauchsbeauftragten weisen diesbezüglich eklatante Mängel im Umgang mit Betroffenen auf, die regelmäßig zu neuen Verletzungen und Retraumatisierungen führen. Die einzige MB-Beauftragte mit Traumakompetenz hat sich gerade wieder vom Bistum getrennt. Sich an die Bistumsmitarbeiter zu wenden, stellt ein Risiko an sich dar! Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Betroffene mit einschlägigen Erfahrungen…)

Mit einer medialen Kampagne beendet nun also das Bistum Würzburg die vor vier Wochen begonnene Zusammenarbeit mit Pro Familia. Der vorgeschobene Grund ist ein Votum des Betroffenenbeirates, dem der Bischof folgen wolle… (bei dem wesentlich wichtigeren Thema Datenschutz von Betroffenenakten will er es z.B. bis heute nicht…)
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht bundesweit und alle radikalen Katholiken haben etwas dazu beizutragen. Einige fordern jetzt auch den Rücktritt von Bischof Jung, weil er eine solch „sündige“ Organisation mit den wertvollen Kirchengeldern unterstützt… (….kleiner Gedankenexkurs zu Woelkis Spielschuldenbegleichung in Millionenhöhe für einen seiner Mitbrüder…)

Am Ende des Tages frage ich mich, wem nützt dieses Spektakel am meisten? Wer und was steckt wirklich dahinter? Hat man diesen Verlauf in Würzburg von langer Hand geplant, um eine ungeliebte Organisation den katholischen Moral-Henkern auszuliefern? 
Sägt vielleicht der alte Würzburger Kleriker-Klüngel am Stuhl eines ungeliebten Bischofs? Es war doch alles so friedlich und gut zugedeckt unter Bischof Hofmanns Führung…..
Das Bistum hätte die Zusammenarbeit mit Pro Familie gar nicht erst beginnen oder auch leise beenden können… Wenn es um Verbrechen von Klerikern geht, ist man doch auch sehr diskret… der Beirat hatte über neun Monate Zeit, um schon vor Beginn der Zusammenarbeit sein Veto einzulegen…
Warum jetzt dieses öffentliche Trara, wenn doch alles längst bekannt war?

Oder ist alles nur ein Ablenkungsmanöver von den aktuellen Berichten über Bischöfe wie Marx und Ackermann, die gerade im Abtreibungsfall Karin Weißenfels eine sehr schlechte Figur machen…Karin Weißenfels ist die Frau, die von einem Priester geschwängert und von zwei hochrangigen Klerikern zu einer Abtreibung GEDRÄNGT wurde (etwas, was Pro Familia nie tun würde!!). 
Diese Frau, die sich seit Jahren gegen die Vertuschungsversuche der genannten Herren wehrt, wurde jetzt von Herrn Ackermann öffentlich bloß gestellt, indem er ihr Pseudonym aufhob. (Auch das würde Pro Familia nie machen, denn sie wissen, was Datenschutz und Persönlichkeitsrechte bedeuten). Oder der Fall des Pfarrers Ue, der gerade in Köln zu 12 Jahren Haft verurteilt wurde. Weil endlich mal ein couragierter Richter das geleistet hat, was unser Staat leisten könnte, wenn er nur wollte…
Auch Pfarrer Ue. hat neben unzähligen Vergewaltigungen von bisher neun (!) bekannten Frauen seine Pflegetochter 2x geschwängert und die ungeborenen Leben von einem Arzt abtreiben lassen. Das Mädchen wußte bei der ersten Abtreibung nicht mal, was mit ihr gemacht wird!!!!
Dieser Mann wurde ebenfalls mehr als 10 Jahre durch klerikale Kohorten gedeckt.
Oder die vielen verscharrten Babyleichen in Klostergärten, von vergewaltigten Nonnen oder Heimkindern, die Priestern und Ordensbrüdern für ihre zölibatäre Triebabfuhr zugeführt wurden…
Die haben zwar nicht abgetrieben, aber dafür die Kinder nach der Geburt ermordet….und die Kleriker haben auch nicht vergewaltigt, sondern nur ein bisschen das 6. Gebot der Ehelosigkeit verletzt…
Beendet die Kirche jetzt auch konsequent die Zusammenarbeit mit diesen Personen? Dann bleiben wahrscheinlich nicht mehr viele Kleriker übrig…
Dass ausgerechnet diese selbsternannten Moralapostel, wie sie jetzt wieder im Bistum Würzburg und in den Medien auftauchen, sich erdreisten, über die Selbstbestimmung von Frauen im Jahr 2022 zu richten und eine Beratungsstelle wie Pro Familia öffentlich an den Pranger zu stellen, ist eine neue Dimension klerikaler Hybris und Heuchelei.
Aber sie hat eine gute Tradition, denn der eh(e)r(un)würdige Papst Benedikt hat ja bereits 2019 den 68er Zeitgeist für die Verfehlungen der Priester benannt. (s. angehängten Link)
Die katholischen Fundamentalisten lenken den Blick auch jetzt in Würzburg wieder in die 68er, um das Hinsehen auf ihre heutigen Verfehlungen zu vernebeln. Pfarrer Ue. wurde während der laufenden Verhandlung im Januar diesen Jahres verhaftet, weil seine Übergriffe auf Kinder bis in die jüngste Gegenwart reichten. Bei einem Priester aus Osnabrück wurden laut Berichten vom 8. April 2022, also vor 16 Tagen! kinderpornografische Dateien im mittleren vierstelligen Bereich (also ca. 5000!!) gesichert.
Das ist der wahre klerikale Zeitgeist! Seht hin, seht Euch die Heuchler und Verräter des christlichen Glaubens genau an! Auch Ihr katholischen Laien, die ihr immer noch so tut, als ginge Euch das alles nichts an. Hinter jedem dieser 5000 Bilder steckt ein brutal vergewaltigtes Kind, an dem der geweihte Mann sich aufgegeilt hat.

Wer glaubt Ihr, wer Ihr seid? Wer, glaubt Ihr, gibt Euch das Recht, über auch nur einen einzigen Frauenkörper zu bestimmen? 
Oder über die Würde einer Frau, die sich entscheidet, ein Kind nicht bekommen zu wollen oder zu können?

Dieser Cartoon wurde bereits 1991 in mehreren deutschen Tageszeitungen veröffentlicht (Mainzer AZ, taz, u.a.).
Fast (!) alle der hier abgebildeten männlichen Protagonisten haben ihre Haltung mittlerweile geändert…

Geht beten und laßt uns endlich in Ruhe mit Euren falschen und verlogenen Predigten!

Gott ist in jeder Blume, in jedem Baum, in jedem Lächeln und jeder Liebenswürdigkeit unter Menschen zu finden. Aber nur noch selten bei katholischen Klerikern! Kein Mensch braucht solche abgründigen Unheiligen für sein Heil!
Am Sonntag endet mein Arbeitsleben (früher als geplant und mit schweren finanziellen Verlusten aufgrund der Traumafolgen), aber ich werde drei (evangelische) Kreuze machen, dass Steuergelder aus meiner Hände Arbeit Euch nicht mehr finanzieren. Denn damit fühle ich mich mitschuldig an den Verbrechen, die Ihr ungesühnt in Euren Kreisen stattfinden lasst!
Ich hoffe, dass nach dieser Aktion wieder viele Frauen aus der Kirche austreten, weil sie begreifen, dass Euch mit Eurer mittelalterlichen Frauenverachtung nicht zu trauen ist, und ich wünsche den Kindern, dass verantwortungsvolle Eltern sie von Euch fern halten. Das wäre eine weitgreifende Prävention, die den Namen auch verdient.

Pro Familia ist jetzt verbrieft die wirklich einzige vom Katholizismus unabhängige Beratungsstelle in Würzburg! Das erhöht mein Vertrauen umso mehr!

Unbedingt weiterlesen!!

Bistum Würzburg beendet Zusammenarbeit mit Pro Familia
21.04.2022 – Bei Pro Familia sollten Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche eine Anlaufstelle bekommen. Doch das Bistum Würzburg rudert nun zurück.

Osnabrücker Pfarrer soll viele Tausend Kinderporno-Dateien …
08.04.2022 — Osnabrücker Pfarrer soll viele Tausend Kinderporno-Dateien gehabt haben

Papst Benedikt und der sexuelle Missbrauch – Die 68er waren’s
12.4.2019 – Die 68er waren’s. Von Antje Hildebrandt

Prozess in Köln fortgesetzt: Pfarrer U. soll Pflegetochter …
10.12.2021 — soll Pflegetochter geschwängert haben. Von Anita Hirschbeck. angeklagter Missbrauch Gummersbach 2. 


22. März 2022

Warum sollen Ministranten ausgerechnet in der Abtei Münster-Schwarzach feiern?
Unser Beitrag zur Prävention im Jahr 2022

Würden Sie einen übergewichtigen Diabetiker vor ein Buffet mit fetten Speisen und Torten setzen?

In der Benediktiner-Abtei Münster-Schwarzach soll von 17.-19. Juni  ein Wellenbrecher-Fest für alle MinistrantInnen stattfinden……(und die MainPost bewirbt dieses Event, obwohl in ihren eigenen Archiven die Warnhinweise liegen…)

Unsere langjährigen Recherchen haben ergeben, dass genau dort pädophile Kleriker in mehrmonatigen Aufenthalten beraten wurden und auch Benediktiner-Mönche aus anderen Landesteilen nach Münster-Schwarzach zurückgeholt wurden, nachdem sie sich an Kindern vergriffen hatten.  (s. themenbezogene Zeitungsberichte aus den Jahren 2002, 2010, 2016 und 2020)

Wir hatten kürzlich Kontakt zu einem einstigen Ministranten, der bis heute sehr christlich sozialisiert lebt und auch seinen Beruf als Religionslehrer dahingehend gewählt hat. Er wurde als Kind Opfer des (noch im Bistum Würzburg lebenden) Geistlichen Wolf-Dieter W., der sich in Münster-Schwarzach eine Auszeit nahm, bevor er sein neues Amt in der Diözese des damaligen Ministranten antrat.
Durch die anhaltenden Mißbrauchsskandale hadert der heutige Mittvierziger mit seinem Beruf (O-Ton: „Mir zieht es jeden Tag mehr die Schlinge um den Hals zu, wenn ich Religion unterrichten soll“). Und er hat jetzt selbst zwei Söhne im besten Ministrantenalter. Trotz dieser tiefgreifenden Verbindungen zu der Täterorganisation Kirche erlaubt er seinen Söhnen nicht zu ministrieren. Diese klare Haltung ist unserer Meinung nach der beste Schutz, den er seinen Kindern zukommen lassen kann!

Welche Eltern also lassen in der heutigen Zeit ihre Kinder ab 9 Jahren ungeschützt an einem Fest in einer Klosterabtei mit zwei Übernachtungen teilnehmen????? 

Bitte informieren Sie sich gut, bevor Sie ihre Kinder dort ab- und ausliefern. Selbst wenn Eltern als Begleitung dabei sind, garantiert das keinen hundertprozentigen Schutz.

Wir kennen einen Fall, in dem ein kleines Mädchen bei einem Pfarrfest auf dem Schoß des Pfarrers sitzen durfte und die stolzen Eltern auf der Bank gegenüber ahnten nichts davon, dass er sich unter dem Tisch im Genitalbereich des kleinen Mädchens zu schaffen machte. Auch dieser Täter war einst Gast im Recollectio-Haus Münster-Schwarzach und missbrauchte danach noch viele weitere Kinder……Das Mädchen von dem Pfarrfest (damals 4 Jahre) konnte erst als Erwachsene über diese und noch weitere Taten sprechen, die ihr von dem netten Pfarrer, einem Freund der Familie, angetan wurden…..

Noch heute beschäftigt die Abtei Münster-Schwarzach drei Missbrauchsbeauftragte….warum wohl? 

Zum Weiterlesen:

  • Katholische Kirche: Seelsorge für Seelsorger – Gesellschaft
    18.05.2010 — Wunibald Müller hat einen Ort geschaffen, an den sich Priester zurückziehen können, die in einer tiefen Krise…
    (Dieser Artikel ist zwar hinter einer Paywall, aber schon in dem lesbaren Absatz wird sichtbar, dass Eltern Vorsicht walten und ihre Kinder dort nicht aus den Augen lassen sollten!! Man sieht den Priestern und Mönchen ihre Neigungen nicht an. Oft waren die besonders zugewandten, charismatischen und kinderlieben Kleriker, die Jahrzehnte später entlarvt und angezeigt wurden.)

Diana di J.


20. März 2022

Der Bischof, das Bistum und die Kinderpornografie

Über den fahrlässigen Umgang mit sensiblen Betroffenendaten im Bistum Würzburg – ein Update
(Gilt wahrscheinlich für alle Bistümer, aber hier halten wir die Beweisdokumente in Händen)

Die Anfrage einer Sekretärin aus dem Generalvikariat Würzburg macht deutlich, dass intime Betroffenendaten trotz anderslautenden Zusagen von Bischof Jung weiterhin ungeschützt sind und offensichtlich jeder Zugang bekommt. 
Anlass war eine Anfrage der UKA (Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen), weil für den (vor einem Jahr !!!) gestellten Antrag  einer Betroffenen auf Anerkennung des Leids die Fallberichte nicht vom Bistum mit eingereicht wurden. 

Ohne die genaue Beschreibung der Taten kann die UKA die Höhe der Summe nicht festlegen, denn es ist wichtig für deren Beurteilung, wie oft, wie lange, in welchem Alter, durch wieviele Täter und in welchem Kontext die Vergewaltigungen stattgefunden haben. Und ob es mit oder ohne Penetration des Kindes erfolgte…..


(aus Triggergründen haben wir den ganzen Text an anderer Stelle eingestellt.)


10. März 2022

Diesen Aufruf des Vereins ehemaliger Heimkinder haben wir im Originaltext auf unsere Seite übernommen. Nachdem die Bischöfe trotz mehrfacher Hinweise von Betroffenen auf neue Verletzungen und Retraumatisierungen durch die intransparenten Entscheidungen der UKA an dem System festhalten, ist die Datensammlung über die tatsächlich erfolgten Zahlungen ein erster Schritt zur Selbsthilfe durch Aufklärung, den alle Betroffenen unterstützen können.

Erfassung von Anerkennungsleistungen der UKA (unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen)

Da das Verfahren der UKA und die Höhe der Anerkennungsleistungen für die Betroffenen sexueller Gewalt sehr intransparent sind und sich dies von Seiten der katholischen Kirche wohl auch nicht ändern wird, kann nur von Seiten der Betroffenen eine bessere Transparenz geschaffen werden. Dies wiederum kann nach unserer Einschätzung nur durch die Offenlegung der Zahlungen erreicht werden.

Dazu dient dieses Formular, in dem jede/r Betroffene/r anonym angeben kann, welche Anerkennungsleistungen er oder sie für die erlittene sexuelle Gewalt von der katholischen Kirche erhalten hat. Die Angaben werden vertraulich behandelt. Die gesammelten Daten werden tabellarisch und grafisch auf dieser Seite dargestellt werden.

Nur zusammen sind wir stark. Daher hoffen wir auf eine rege Beteiligung. Wir, das ist ein loser Zusammenschluss einzelner engagierter Betroffener. 

Unten auf dieser Seite können Sie direkt die von Betroffenen angegebenen Summen sehen sowie Kommentare einfügen. 

In dem Formular sind nur die mit einem * gekennzeichneten Felder Pflichtangaben.

WICHTIG: Die Betreiber der Webseite können zu keinem Zeitpunkt die eingetragenen Daten einsehen. Die Daten werden verschlüsselt an uns übertragen und dort auch verschlüsselt gespeichert. 


11. Februar 2022

Veranstaltung für Betroffene in der Gemeinde Maria Geburt Aschaffenburg

Am Sonntag, den 13. Februar findet die dritte Solidaritätsveranstaltung der Gemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg. In den unten angehängten Interviews und Texten finden Sie die unauslöschbaren Eindrücke dieser im Bistum Würzburg bisher einmaligen Veranstaltungsreihe für Betroffene. Ein sehr berührendes Zeichen der Kirchenbasis, die Betroffenen einen sicheren Raum, Gehör und die Möglichkeit der Sichtbarwerdung schenkt.

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31. Januar 2022

Winterlinge

Ein Bericht über das Erleben des ersten Solidaritätsgottesdienstes aus Sicht einer Betroffenen in der Gemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg, zu finden unter „Essays“ – Anonym


29. Januar 2022

Toxische Aufarbeitung

Wie Betroffene im Kontakt mit der Kirche ein zweites, drittes und viertes Mal verletzt und missbraucht werden

Die MainPost hat am 28.01.22 ohne Grund und ohne von der Betroffenen dazu autorisiert zu sein, die Anonymität der entlassenen Betroffenenbeirätin aufgehoben, bekannt gemacht, und unzulässige Zusammenhänge in der Öffentlichkeit über ihren Missbrauchshintergrund preisgegeben.
Diese Informationen wurden lt. MainPost von einem bereits früher ausgeschiedenen Beiratsmitglied bestätigt.
Beide Informationsflüsse hängen mit dem Bistum Würzburg zusammen, denn der Theologe – beliebtester und geltungsbedürftigter Informant der MainPost-Angestellten Jeske – pflegt nach eigenen Angaben engste Verbindungen zu Bistumsanghörigen, die er noch aus Studienzeiten in Würzburg kennt. Das war auch einer der Gründe, warum eine Zusammenarbeit mit ihm im bisherigen Beirat auf Widerstände stieß.

Der Bistumspressesprecher Schweßinger, der für die unzulässige Weitergabe der Informationen verantwortlich ist, gehört zu dem Mitarbeiterstab des Vorgängerbischofs Hofmann und somit zu dem Klüngel, der in Würzburg versucht, Aufklärung aktiv zu unterbinden und den Betroffenen zu schaden. (Er und das Bistum wurden mehrfach auf die Anonymitätswahrung hingewiesen!) Entsprechende Dokumente von früheren Vorfällen zwischen 2013 und 2020 liegen uns vor und wurden auch Bischof Jung zur Bearbeitung vorgelegt. Statt Aufklärung folgte jedoch die Entlassung der Beirätin, die diese Arbeit mit großem Engagement und viel Herzblut über 9 Monate ausgeführt hat.
Ihre fachspezifische Traumakompetenz hat sie zu einer wertvollen Ansprechpartnerin für Betroffene gemacht, die sich sicher sein konnten, ihre Anonymität und Grenzen gewahrt zu bekommen.

Die Anonymität von Betroffenen, die den Mut haben, sich an die zuständigen Stellen zu wenden, ist ein unabdingbares hohes Gut und Persönlichkeitsrecht und NIEMAND hat darüber zu bestimmen, außer der/ die Betroffene selbst.

Was gebe ich in der Öffentlichkeit preis, wem erzähle ich meine Geschichte, wer darf sie weitergeben und wer nicht?

Das sind die elementarsten Fragen der Aufarbeitung, die im Bistum Würzburg bis heute missachtet werden. Der Datenschutz Betroffener wird an vielen Stellen subtil oder offen unterlaufen. Wir haben Betroffene zu Gesprächen und zur Akteneinsicht im Bistum begleitet und mussten dabei feststellen, dass höchst intime und persönliche Inhalte oft unbefugt an Dritte weitergegeben wurden oder Daten unbefugt zwischen Täterorganisationen und kirchennahen befangenen Gutachtern zur Einsicht ausgetauscht wurden.
Anzeigen beim Bistum, die dann in der kircheneigenen Datenschutzabteilung geprüft werden, versanden in einem Wust von Ausweichparagraphen und führen nie zu einer Starfverfolgung der im Bistum tätigen Täter.
Diese Erfahrungen musste auch die Betroffenenbeirätin mehrfach machen, deren Identität wir bei unserer Berichterstattung bewusst geschützt haben. Dass das Bistum jetzt Details an die Presse weitergibt, ist ebenso unzulässig wie die Veröffentlichung dieser Informationen in der MainPost und wir fragen uns, welche Zwecke damit verfolgt werden.

Im Jahr 2013 hatte sich die Betroffenenbeirätin bereits hilfesuchend an die MainPost gewandt. Eine Berichterstattung wurde aber abgelehnt, mit dem Hinweis, dass ihr Fall für die Öffentlichkeit nicht interessant sei.
(s, Hintergrundinfos-MainPost)
Später fand die Betroffene in ihrer Bistumsakte einen Hinweis des Pressesprechers, dass er über diese Kontaktaufnahme mit der MainPost informiert war und seine Kollegen wie Generalvikar und Justziar intern davor warnte.
Schreiben an die Betroffene wurden zwischen 8 Personen im Bistumskader genau abgesprochen, „weil man damit rechnen müsse, dass sie in der Zeitung landen“ (O-Ton Bernhard Schweßinger, Pressesprecher des Bistums, gefunden in einer Aktennotiz)

Seit der seriösen und von der Betroffenen selbst entschiedenen Berichterstattung des BR kann die MainPost seit einem halben Jahr garnicht mehr aufhören, darüber zu berichten, allerdings immer mit der Tendenz, die Betroffene zugunsten der Erlöserschwestern zu diskreditieren.
Der aufmerksame Leser aller Artikel zu diesem Thema dürfte dies schnell bemerken. Dabei hat sich die MainPost auch nicht gescheut, andere ehemalige Heimkinder zu instrumentalisieren.
Hinzu kommt, dass die sehr fundierten Recherchen und Berichterstattungen des BR nur teilweise in der lokalen Presse aufgegriffen werden. Verschwiegen wird dabei z.B., dass dem Bistum mehrere Parallelfälle mit denselben Vorwürfen in anderen Heimen der Erlöserschwestern bekannt sind.
Es werden hier also gezielt Des- und Falschinformationen gestreut, um die Betroffene öffentlich als Lügnerin darzustellen und den Ruf des Ordens solange reinzuhalten, bis es nicht mehr geht.
Bis zur Berichterstattung des BR 2021 findet man keinen einzigen negativen Bericht über die Erlöserschwestern.
Nochmal – der Fall ist der Mainpost seit 2013 bekannt und wurde in den Jahren 2016-2018 auch ausführlich von Christine Jeske im intensiven Kontakt mit der Betroffenen und durch Besuche im Kinderheim recherchiert. Da sie ihre Erkenntnisse darüber aber bis heute der Öffentlichkeit vorenthält (und somit gegen alle Grundsätze journalistischer Ethik verstößt), wandte sich die Betroffene an die WELT, die 2019 mit einem großen Bericht über den Fall berichtet hat.
Auch damals hat es die MainPost bewusst vermieden, den Bericht lokal aufzugreifen. Stattdessen reagierte Frau Jeske mit großem Unmut, der mit ein Grund für ihre heute noch tendenziöse Berichterstattung gegen die Betroffene sein dürfte.
Dabei wird sie von der Chefredaktion unterstützt, wie ein uns vorliegendes, ziemlich zynisches Antwortschreiben von Michael Reinhard auf die Beschwerde Betroffener gegen die Berichterstattung von Christine Jeske zeigt.

Es sind mittlerweile mindestens 20 Fälle von schwerem sexuellem Missbrauch und brutalen Gewaltexzessen aus den Kinderheimen der Erlöserschwestern im Bistum Würzburg bekannt. Die Täterinnen leben teilweise noch gut geschützt und unangegriffen im Orden. Eine der Täterinnen leitete bis vor kurzem das Kloster Heidenfeld. Darüber wurde in der MP berichtet, über ihre früheren Verbrechen an Heimkindern nicht.
Auch darüber wissen das Bistum und die MainPost Bescheid, ohne die Öffentlichkeit zu informieren.

Statt der Täter werden die Betroffenen öffentlich denunziert. Wie gerade wieder geschehen.
(Auch ein anderes Opfer der Erlöserschwestern, das zur Zeit im Dienste des Bistums steht, wird gerade gegen den bisher verlautbarten Willen nun der Öffentlichkeit zugeführt…) Die entlassene Beirätin konnte dies zu ihrer Amtszeit verhindern. Jetzt leider nicht mehr und wir machen uns ernsthafte Sorgen, wie das Opfer den Schritt in die Öffentlichkeit übersteht….Aber der Wille des Bistums hat sich auch hier gegen den des Opfers durchgesetzt

Täterschutz vor Opferschutz im Jahre 2022, trotz aller anders lautenden Beteuerungen von Bischof Jung, der sich damit nahtlos in das vorgetäuschte und worthülsenreiche Reue- und Schambekundungssystem seiner Kollegen, Woelki, Marx, Ratzinger, Heße, Bätzing etc. etc. einreiht.

Gott sei Dank (!!!!) glaubt ihnen kaum noch jemand.
In der Tat ist das Erwachen des Volkes die einzige Chance, die wir Betroffene langfristig haben. Das Erwachen und den Widerstand, wie ihn die tapfere Gemeinde Maria Geburt in Aschaffenburg derzeit gegen Bischof und Generalvikar leistet, indem sie ein sichtbares und unglaublich mutiges Zeichen der Solidarität setzen! Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken, bevor wir mit der Berichterstattung über die toxische Aufarbeitung fortfahren.

Ohne solche Hoffnungsschimmer würden wir das alles garnicht überstehen!

Wie die MainPost am 28.1. ebenfalls berichtet, wird diese Seite für ehemalige Heimkinder auch vom Bistum (und vermutlich auch von den Erlöser- und Niederbronnerschwestern) sehr genau beobachtet.
Der „Verfassungsschutz“ der Kirche, der zusammen mit der interessengeleiteten Zeitung weiter die Opfer verfolgt anstatt sich um die Täter zu kümmern und diese beim Namen zu nennen bzw. unschädlich zu machen. Das Bistum Würzburg hat sich auch früher nicht gescheut, Betroffenen Detektive und Drohungen ins Haus zu schicken.
(s. das sehr gut recherchierte Buch von Johannes Heibel:“Der Pfarrer und die Detektive“ )
Es sieht so aus, als würde Bischof Jung diese Tradition fortführen. Heute erfolgt die Spionage nur subtiler, unsichtbarer und digital.
Wir möchten deshalb an dieser Stelle Betroffene davor warnen, sich alleine mit diesen Kräften einzulassen. Es wird zwangsläufig zu neuen Verletzungen führen. Die Gesprächsangebote mit Bischof Jung für Betroffene dienen unserer Meinung nach nur der Sammlung weiterer Falldokumentationen, die dann das Material für Forschungsstudien bilden.
Vermutlich ist das auch der wahre Hintergrund für die Anerkennungszahlungen. Die Kirche bekommt dadurch viel mehr Hintergrundinformationen von Betroffenen, die sie außer für die Studien auch für die Vernichtung von Täterakten benutzen kann. Sie bekommen für ein paar demütigende Euros „Anerkennung des Leids“ unbezahlbare Informationen und wissen dann genau, wonach sie in ihren Archiven suchen müssen..
Gleichzeitig werden die Opfer auf diesem Weg mittels der o.g. Gutachterwesens unglaubwürdig gemacht, wie wir aus vielen anderen Fällen wissen. Bei fehlender Plausibilität gibt es auch keine Entschädigung, aber die Täter haben trotzdem das Wissen über die Erinnerungen der Betroffenen. Denn das ist die größte für die Kirche lauernde Gefahr da draußen in der Gesellschaft….die Dunkelziffer der vielen bisher unbekannten Taten….
Die mit diesen Methoden einhergehende Retraumatisierung lässt viele der Betroffenen auf ewig in der Versenkung verschwinden…Wir kennen einige Fälle, die nach Kontakt mit dem Bistum Würzburg lange gebraucht haben, um diese Erfahrungen zu verarbeiten und sich wieder zu stabilisieren. Manche erholen sich nie wieder davon!
Das war unter Bischof Hofmann so und setzt sich leider auch unter Bischof Jung bis zum heutigen Tage fort. Die derzeitigen Berichte über die Entlassung der Betroffenenbeirätin und die Aufhebung ihrer überlebenswichtigen Anonymität (die auch dem Schutz ihrer Person und ihrer Familie in dem mafiösen Täterschutzsystem aus Bistum und Orden dienen) sind das aktuelle sichtbare Zeugnis dieser toxischen Machenschaften.

Wir wissen auch von einem Betroffenen, dessen noch im Bistum lebender Täter versucht hat, ihn an seinem Wohnort zu bedrohen, während er mit seinen kleinen alleine Kindern zuhause war. Er konnte den Täter nur mit Mühe vom Eindringen in die Wohnung abhalten und war danach erneut tagelang retraumatisiert.
Obwohl das Erlebnis schon einige Jahre zurückliegt, merkt man ihm die Anspannung an, wenn er davon erzählt. Eine Anzeige konnte der Betroffene bis heute nicht erstatten, weil er keine Zeugen hatte und davon ausgeht, dass ihm sowieso nicht geglaubt wird.
Der Täter ist ein stadtbekannter pädokrimineller, in den Laienstand entlassener Kleriker, der trotz mehrfacher Verurteilung mit 3000 Euro Rente in einer großen Bistumswohnung residiert, aus der Bischof Jung ihn auch mit rechtlichen Schritten nicht entfernen kann…
Deshalb redet sich BJ lieber ein, dass er den Täter so wenigstens unter Kontrolle hat…….

Alle hier getätigten Aussagen (außer der letzten) können von uns mit Dokumenten belegt werden. Wir gehen aber davon aus, dass diese letztgenannten Umstände noch im Zuge der Ermittlungen durch die Aufarbeitungskommission auf den Tisch kommt.
Hoffentlich!
Daran können und werden wir messen, wie unabhängig die Aufarbeitungskommission um Frau Professor Amend-Traut wirklich arbeitet. Bis jetzt sind unsere Erfahrungen gut und sie scheint mit ihrem fachkompetenten Team wirklich an konkreten Ergebnissen, auch im Hinblick auf die strafrechtliche Relevanz, interessiert zu sein.

Abschließend raten wir allen Betroffenen dringend, sich zu unvermeidbaren Gesprächen mit dem Bistum, den Orden und den juristischen Missbrauchsbeauftragten eine Person ihres Vertrauens und ebenfalls juristischen Beistand mitzunehmen. Wir empfehlen außerdem, die Gespräche aufzuzeichnen, eigene mitgebrachte Datenschutzverpflichtungen unterschreiben zu lassen und die Anwesenheit einer traumapsychologisch geschulten Fachperson einzufordern. (Das ist zwar in den Rahmenbedingungen der DBK so vorgesehen, wird aber von den MB-Beauftragten im Bistum Würzburg gerne unterlaufen)
Des weiteren sollten Sie auf ein Gesprächsprotokoll bestehen, das so lange geändert wird, bis es mit IHREN Wahrnehmungen übereinstimmt. (Wir mussten in manchen Fällen zwei- bis dreimal nachbessern lassen, weil die Protokollantin des Bistums manches uminterpretiert oder „vergessen“ hatte…natürlich zugunsten der Täterorganisationen.) Das ist wichtig, weil sich die Höhe der Anerkennungsleistung auch danach bemisst, ob eine Penetration oder „nur“ eine Grenzverletzung stattgefunden hat. Was an sich schon eine perfide und aus traumafachlicher Sicht unzulässige Bewertung ist….
Wenn die Penetration nicht dokumentiert wird, Pech für das Opfer, gespartes Geld für die Kirche…..
Nur so ist die Schadenbegrenzung und der Erhalt Ihrer Gesundheit in diesem toxischen System einigermaßen gewährleistet.

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen jederzeit über unsere Kontaktadresse zur Verfügung.

Diana di J.


25. Januar 2022

Unvereinbare Auffassungen

Aufgrund des Offenen Briefes und des durch sie initiierten Aufrufes für Betroffene in Bezug auf die geplante Studie der Katholischen Fakultät der Universität Würzburg wurde die u.g. Betroffenenbeirätin gestern aus dem Beirat entlassen. Die Beiräte kritisierten den offenen Brief mit dem Argument, „dass man so nicht mit einem Bischof reden könne, da er eine Amtsperson sei.“ Man drohte ihr außerdem mit Konsequenzen seitens des Studienleiters, wenn sie die Aufrufe nicht unterließe.

Ein weiterer Grund war die Weigerung der Beirätin, mit einem 73jährigen theologischen Mitarbeiter, der 25 Jahre im Dienst des Bistums stand, zusammenzuarbeiten. Er wollte sich dem Beirat als „unabhängiger“ Ombudsmann für Betroffene anbieten, die Berührungsängste mit der Kirche haben…

Nachdem der vierköpfige Beirat bereits zu drei Vierteln mit Mitgliedern aus klerikalem Kontexten besetzt war, hat man sich nun von der einzigen kirchenkritischen und unabhängigen Person getrennt…

Die Hoffnung, dass eine transparente und schnelle Aufarbeitung zu bald sichtbaren Zielen führen könnte, ist unserer Meinung nach unvereinbar und damit in weite Ferne gerückt.
Am vierten Tage nach der „Bilanz des Schreckens“, der Eröffnung des Münchner Gutachtens, hofft man in Würzburg vermutlich noch immer darauf, dass der Kelch der Wahrheit an diesem Bistum vorübergehen oder es am Ende dort nicht so schlimm gewesen sein möge… Wir befürchten, dass genau das Gegenteil der Fall sein wird.

Wir danken der ehemaligen Beirätin für Ihr mutiges Engagement gegen die erfahrenen Widerstände der letzten zwei Jahre.

Diana di J.


24. Januar 2022

Hilferuf einer Betroffenenbeirätin im Bistum Würzburg

Wir veröffentlichen hier den offenen Brief an Bischof Jung, geschrieben von einer Betroffenenbeirätin im Bistum Würzburg.
Der Brief wurde Bischof Jung am 21.01.22 um 15.17 Uhr zugestellt. Vier Stunden später gab er schon eine Pressemeldung in der MainPost heraus, in der genau die Inhalte aus dem offenen Brief als sein Statement auftauchen.
Der Betroffenenbeirätin hat er bis jetzt nicht geantwortet. Die Leserbriefkommentare zeigen aber, dass die Würzburger nicht mehr auf solche Verblendungsversuche hereinfallen.
Wenn Bischof Jung es mit seinen Äußerungen ernst meint, dann sollte er umgehend Taten folgen lassen….

Um Missverständnisse zu vermeiden: Der unten angehängte offene Brief vertritt ausschließlich den Standpunkt der Verfasserin des Briefes und nicht des gesamten Beirates.


Die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) fordert nachdrücklich dazu auf, Missbrauchstaten aufzuklären, Opfer zu hören und Täter zur Rechenschaft zu ziehen. „Braucht es erst ein Gutachten aus jedem (Erz-)Bistum, damit Verantwortliche ihre Aufgaben ernst nehmen?“, fragte Mechthild Heil, kfd-Bundesvorsitzende. Dass der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, das Gutachten am heutigen Tage nicht entgegennahm, ist für die kfd nicht nachvollziehbar. „Sieht so ehrliches Interesse an den Betroffenen und an Aufklärung aus?


Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Jung,

mit dem obigen Vorwort fordere ich Sie als Sprecherin des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg zur umgehenden transparenten und rückhaltlosen Aufklärung aller Missbrauchsfälle sowie der Offenlegung aller Versäumnisse der Verantwortlichen, Mitwisser und Mittäter im Bistum Würzburg auf. Ich schließe mich mit dem heutigen Tage der Forderung bundesweiter Betroffeneninitiativen, Betroffenenbeiräten und Medien nach Aufklärung durch rechtsstaatliche Stellen an.
Sie sind seit dreieinhalb Jahren Bischof von Würzburg und haben bisher NICHTS aufgeklärt, was vor Ihrem Amtsantritt im Bistum Würzburg geschehen ist.

Weder nehmen Sie Stellung zu berechtigten Fragen des Betroffenenbeirats, noch klären Sie die massiven Datenschutzvergehen Ihrer Mitarbeiter bis in die jüngste Vergangenheit mit den Daten von Betroffenen auf.

Sie lassen zu, dass durch Ihren Mitarbeiterstab (derselbe, der unter Bischof Hofmann massiv gegen Betroffene agierte) täglich neue Retraumatisierungen von Betroffenen und Mitgliedern des Betroffenenbeirates ausgelöst werden und sie kooperieren mit den Täter-Orden – vor allem der Erlöserschwestern – deren Mißbrauchsbeauftragter Thomas Braun (Rechtsanwalt für Bau-, Erb und Betreuungsrecht) gleichzeitig bei Ihnen im Bistum als Diakon in der Krankenhausseelsorge angestellt ist. Auf Nachfrage wurde mir von Ihrer Referentin mitgeteilt, dass hier keinerlei Interessenskonflikte gesehen werden….

Sie verschwenden horrende Summen in eine sogenannte Aufarbeitungsstudie, deren Ergebnisse erst in sechs Jahren (!) vorliegen sollen und keinerlei Nutzen für die heutigen Betroffenen hat.

Die Studie soll von der Katholischen Fakultät mit Sitz in den Gebäuden der Erlöserschwestern, einer einschlägigen Täterorganisation in Ihrem Bistum, durchgeführt werden.

Die Betroffenenakten sollen dem Studienteam voll umfänglich ohne Einwilligung der Betroffenen zugänglich gemacht werden. Sie wurden vom Betroffenenbeirat explizit darauf hingewiesen und haben es dennoch abgelehnt, Betroffene diesbezüglich um ihr Einverständnis zu bitten.

Zeitgleich zu den Studiengeldern im sechs- siebenstelligen Bereich sind Sie nicht gewillt, eine offensichtlich ungerechte und inkompetente Entscheidung der UKA („Unabhängige“ Kommission für Anerkennungsleistungen) gegenüber einem Betroffenen auszugleichen.

Es wäre Ihnen in Ihrer Position und mit Ihrem Wissen über Täter und Tathergänge durchaus möglich, den Fehlbetrag von 12.000 Euro an den Betroffenen nachzuzahlen, um die damit einhergehende psychische Belastung und Wartezeit auf eine neue Entscheidung der UKA zu beenden.

Die Geschäftsordnung unseres Betroffenenbeirates konnte bis heute (neun Monate nach unserer konstituierenden Sitzung !) nicht abgeschlossen, werden, weil Sie Ihre Unterschrift verweigern, wenn wir nicht bestimmte Passagen streichen.
Diese Passagen würden die Mitbestimmungs- und Interventions-möglichkeiten des Betroffenenbeirates bei Entscheidungen in Bezug auf Betroffene regeln. Dies scheint von Ihnen nicht gewünscht zu sein und deshalb scheuen Sie sich nicht, unsere Geschäftsordnung zu zensieren.

Sie ignorieren berechtige Fragen des Beirates nach Transparenz. Diese bleiben über Monate unbeantwortet.

Sie haben auch mehrfach versucht, mich als Betroffenenbeirätin unter Druck zu setzen. Einmal sogar in einem Vier-Augen-Gespräch in einem geschlossenen Raum ohne Zeugen. Das hat mich aufgrund Ihres harschen Auftretens und des Vertrauensmissbrauches massiv retraumatisiert und mehrere Tage außer Gefecht gesetzt. (Eine ähnliche Situation beschrieb kurz darauf Viola Kohlberger mit Kardinal Wölki bei einer Veranstaltung des synodalen Weges. Es scheint ein System zu sein, mit dem sich Bischöfe unbequeme Betroffene vom Hals schaffen wollen.)

Ich beobachte auch, wie Sie mit ihrem Mitarbeiterstab durch unterschiedliche Herangehensweisen versuchen, die Mitglieder des Betroffenenbeirates gegeneinander auszuspielen, um die Einheit zu spalten.
Ebenso wehre ich mich gegen die medialen Angriffe der MainPost, die Sie mir Ihren (datenschutzrechtlich unzulässigen) Informationen an die Presse fördern. Es wurden gesundheitliche Inhalte aus meiner Akte von Ihrem Pressesprecher weitergegeben und in der MainPost veröffentlicht. Der Artikel vom 21.12.21 war gezielt dazu benutzt worden, um mich in der Öffentlichkeit erneut zu diskreditieren und Sie sind in keinster Weise mit einer Richtigstellung dagegen vorgegangen.

Um nicht weiter in die Machenschaften des Bistums Würzburg in meiner Funktion als Betroffenenbeirätin verstrickt zu werden, werde ich diesen Brief als Offenen Brief den Medien zur Verfügung stellen und damit jedem weiteren Instrumentalisierungsversuch des Betroffenenbeirates im Bistum Würzburg entgegentreten.

Ich werde trotz dieser schwierigen Gemengelage und der vorprogrammierten Blessuren, die sich Betroffene in dieser Position holen, nicht aus dem Beirat austreten, weil ich der Meinung bin, dass die Betroffenenbeiräte eine wichtige Funktion erfüllen können. Vorausgesetzt sie werden von den Bischöfen ernsthaft in die Aufklärungsarbeit einbezogen und mit all ihrer (umstandsbedingten) Fachkompetenz in diesem Bereich gehört. So wie es der UBSKM in der gemeinsamen Vereinbarung mit den Bistümern vorgesehen hat.

Das Bistum Speyer und der dortige Betroffenenbeirat nehmen in dieser Beziehung eine herausragende Vorbildfunktion ein.
Da ich mit Speyer und anderen Betroffeneninitiativen in ständigem Kompetenzaustausch stehe, kann ich die Defizite der Würzburger Aufklärung umso besser einschätzen.

Bitte überdenken Sie diese konstruktiv gemeinte Kritik. Vielleicht hilft Ihnen auch die unten angehängte Berichterstattung…..
Es gibt kein Weiter-so, Herr Bischof Jung, auch für Sie und das Bistum Würzburg nicht.

Zu Beginn Ihrer Amtszeit haben viele Betroffene (u.a. auch ich) Hoffnung in den neuen Bischof gesetzt. Davon ist zur Zeit leider nicht mehr viel übrig.

Es liegt jetzt alleine an Ihnen, die Lage zu verändern, neues fach- und traumakompetentes Personal einzusetzen, und mit einer staatlichen Kommission zusammen die Würzburger Verbrechen an Kindern durch Kleriker und Ordensangehörige aufzuarbeiten. Dann können in spätestens einem Jahr die ersten Verfahren vor Gericht verhandelt werden. Es müssen endlich auch die Personalverantwortlichen (wie z.B. Heinz G.), die als pädophil bekannte Priester wie den Würzburger Wolf-Dieter W. jahrzehntelang durch die Republik geschickt und damit viele neue vermeidbare Opfer produziert haben, zur Rechenschaft gezogen werden. Und das möglichst zu Lebzeiten!

Freundliche Grüße

21. Januar 2022 / 15.00Uhr


Medienberichte über die Erschütterung, die das WSW-Gutachten in München bundesweit ausgelöst hat!

20.1.2022 Christiane Florin kommentiert das Münchener Gutachten der Kanzlei WSW: „Kinder sind weniger wert als Kleriker. Der Schutz der Hierarchen galt den Tätern, nicht den Schutzbefohlenen. Die Betroffenen wurden als Kinder und Erwachsene missachtet, ignoriert, als Bedrohung gesehen. Wie in anderen Bistümern auch. ….Einzelne Personen in Machtpositionen hätten zwar Menschen viel Leid ersparen können. Aber sie bewegen sich in einem System, das deformiert. Der einfache ethische Grundsatz, dass die Schwächsten zu schützen sind, wird weggeweiht…. Die römisch-katholische Kirche ist ein Verantwortungsverdunstungsbetrieb. … Joseph Ratzinger erklärt in einer spitzengeklöppelten Stellungnahme mit dem päpstlichen Briefkopf Benedictus XVI. [!], was er wann nicht gewusst habe – ein taktischer Umgang mit der Wahrheit. Das Ohnmachtsgehabe eines der mächtigsten Männer der Kirche zeigt auch, dass er bis heute nicht versteht, was sexualisierte Gewalt mit Kindern macht.“ Quelle: DLF


20.1.2022 Die Münchener Gutachter der Kanzlei WSW sprechen sich für eine Ombudsstelle und eine stärkere Einbeziehung der betroffenen Pfarreien in die Aufarbeitung ist. Für Opfer müsse ein geschützter Raum geschaffen werden, in dem sie sich äußern können. „Geschützt“ bedeute, dass niemand dabei ist, „der einen weißen Kragen zum schwarzen Hemd trägt“. In der Pressekonferenz fragte ein Gutachter: „Wie viele Gutachten und Studien braucht das Land eigentlich noch, um sich dieser Erkenntnis zu stellen?“ Quelle: Tagesspiegel


20.1.2022 Der Kommentar von Daniel Deckers kommt der Wirklichkeit, wie kirchlich Betroffene von Missbrauch sie erleben, sehr nahe. Er spricht im Blick auf Vertuschungen katholischer Missbrauchsfälle von „an Komplizenschaft grenzende Mitwissernschaft bis in höchste Kreise und die fast allgegenwärtige Gleichgültigkeit gegenüber Betroffenen.“ Es zeige sich, dass „jeder, aber auch jeder“ meint, in der Vergangenheit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben. Die Bischöfe zögen sich heute auf Normunkenntnis und Unzuständigkeit zurück. Der frühere Papst Benedikt habe gezeigt, wie zynisch das Verhalten der Verantwortlichen angesichts der drückenden Beweislast ist. Quelle: FAZ


20.1.2022 Florian Breitmeier weist darauf hin, dass im Münchner Gutachten Kardinal Marx bescheinigt wird, er habe bis 2018 kein großes Interesse an den Betroffenen sexualisierter Gewalt und deren Schicksal gezeigt.  Für schwerwiegend hält Breitmeier, dass die Gutachter den Bischöfen und Erzbischöfen bescheinigen, den Betroffenen nicht die nötige Beachtung geschenkt zu haben – vor allem nach 2010, als sie immer wieder bekundeten, dies verstanden zu haben. Quelle: NDR


20.1.2022 „Auch im Jahr 2022 heißt die bittere Realität: Das System der Vertuschung, des Vergessens und der schnellen Vergebung ist nicht aufgebrochen worden“, sagte die ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. – „Braucht es erst ein Gutachten aus jedem (Erz-)Bistum, damit Verantwortliche ihre Aufgaben ernst nehmen?“, fragte Mechthild Heil, kfd-Bundesvorsitzende. – Der Religionsbeauftragte der SPD im Bundestag, Castellucci, hat eine allein von der Kirche geleistete Aufarbeitung scharf kritisiert: „Keiner kann sich selbst aufklären, dafür gibt es unseren Rechtsstaat.“ Quellen: Süddeutsche s. auch: DW


6. Januar 2022

Wichtiger Aufruf für alle Betroffenen im Bistum Würzburg

Das Bistum Würzburg hat eine Aufarbeitungsstudie an die Katholische Fakultät der Universität Würzburg vergeben.
(www.uni-wuerzburg.de › studie-zum-missbrauch-im-bistum)
Dem Studienleiter Professor Burkhard wird uneingeschränkter Zugriff auf die Falldokumentationen der Betroffenen zugestanden.

Die Betroffenen wurden nicht informiert oder vom Bistum gefragt, ob sie ihre Fallgeschichte zur Verfügung stellen wollen. Weder die Universität noch das Bistum haben bisher einen Aufruf hierzu gestartet, obwohl Mitglieder des Betroffenenbeirates mehrfach darauf hingewiesen haben.

Wir finden, dass jeder Betroffene zuerst Einsicht in seine vom Bistum geführte Akte nehmen und dann entscheiden sollte, ob und welche Inhalte für die Studie freigegeben werden. Außerdem halten wir eine Aufwandsentschädigung, wie Sie bei vielen Studien angeboten wird, aufgrund des hohen Belastungsgrades für die Betroffenen angebracht. Therapiestunden und eine traumakompetente Vor- und Nachsorge sehen wir ebenfalls als dringend notwendig an.

Nachdem viele dieser Falldokumentationen themenbedingt kinderpornografische Inhalte haben, klären wir gerade die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen ab. Das Bistum war in dieser Frage bisher leider nicht sehr kooperativ. Es könnte so einfach sein, die Betroffenen mit ihren Leidensgeschichten zu würdigen und per Rundbrief um ihre Einwilligung zu bitten. Aber das ist wahrscheinlich ein zu christlicher Gedanke für die beteiligten Theologen.
Es entsteht der Eindruck, dass hier mit aller Gewalt und ohne Rücksicht auf die schwer traumatisierten Menschen ein Prestigeprojekt der Katholischen Fakultät und des Bistums Würzburg als Alibi-Aufarbeitung durchgeboxt werden soll. Ein Mehrwert für die Betroffenen ist nicht erkennbar. Die Ergebnisse sollen in sechs Jahren vorliegen….Mit dem Geld für die Studie ließen sich viele Entschädigungszahlungen finanzieren. Aber die Kirche muss Prioritäten setzen. Die Reinwaschung steht über den Opfern!

Hinzu kommt, dass die Katholische Fakultät Würzburg in den Gebäuden der Erlöserschwestern residiert und der Orden dann zynischerweise nochmal an den selbst verursachten sexuellen Gewalttaten an Heimkindern mitverdient.

Nach unseren Recherchen sind an diesem Projekt auch keine Personen mit Traumafachkompetenz beteiligt, sodass fahrlässig Retraumatisierungen der Studienteilnehmer (in den Interviews am Täterstandort) in Kauf genommen werden.

Wir raten daher zu einer genauen Prüfung der Studienausschreibung und der darin involvierten Personen. Machen Sie von Ihrem Recht auf Selbstbestimmung über Ihre Lebensgeschichte Gebrauch. Und klären Sie Risiken und Nebenwirkungen mit einem Menschen Ihres Vertrauens.

Diana di J.


29. Dezember 2021

Neuanfang

Zum Jahresende beginnen wir etwas Neues.

Diese Seite ist neu in der großen Medienwelt des WorldWideWeb. Und sie ist – wie jede Webseite – einzigartig. Denn sie wird von Menschen gestaltet und geschrieben, die es nur einmal gibt. Deren Erlebnisse nur so stattgefunden haben und ihnen nur so erlaubt haben, ihre Leben mit diesen Erinnerungen und Prägungen zu gestalten.

Trifft das nicht auf jeden zu, werden Sie vielleicht fragen. Grundsätzlich ja, hier aber, im Besonderen, handelt es sich um eine Gruppe Ausgewählter.

Sie erhielten als Kinder unter Gleichaltrigen besondere Behandlungen auferlegt. Wer sie dafür vorgesehen oder ausgesucht hat, weiß oder will niemand mehr sagen.

Heute sind sie erwachsen und sich vorher vielleicht nie begegnet. Dennoch gibt es ein unsichtbares Band zwischen ihnen. Sie waren an denselben Orten Kräften ausgeliefert, derer sie sich als Kinder nicht erwehren konnten. Über Zeit und Raum von Dekaden, verstreut in alle Winde, hat das Schicksal oder ihre Aufgabe, bzw. das Nichtaufgeben sie hier wieder zusammengeführt und ein unsichtbares Band wird spürbar, wenn sie sich gegenüber stehen und voneinander erzählen.

Ein tiefes Verstehen, wo ein Leben lang niemand verstehen und hören wollte, ein unangestrengtes Mitfühlen, das Nichtbetroffenen verwehrt bleibt, ein Ankommen bei sich selbst, wo man verloren schien – das sind die Geschenke, die diese Menschen sich geben können. Und genauso kann in einer Sekunde alles wieder verschwinden, durch ein unpassendes Wort, eine Geste, die erschrickt, ein Geruch, der dunkle Bilder nach oben schickt, wie der unbeabsichtigte Tritt auf eine versteckte Mine in der Seele des Gegenübers. Weder ist das Eine stabil, noch das Andere vorhersehbar.

Es ist wie es ist. Und das macht die Begegnungen mit den Menschen auf dieser Seite so wertvoll wie eine unerwartete Perle in einer aus Millionen Muscheln. Die Perlen entstehen, weil die Muschel beim Eindringen eines Fremdkörpers in ihr Innerstes über Jahre versucht, diesen durch Perlmutt einzukapseln und damit den Schmerz im Fleisch heilt. So ähnlich muss das auch bei uns funktionieren, sonst wären wir heute nicht hier..

Diana di J.