Bistum

Der Bischof, das Bistum und die Kinderpornografie

Über den fahrlässigen Umgang mit sensiblen Betroffenendaten im Bistum Würzburg –
ein Update
(Gilt wahrscheinlich für alle Bistümer, aber hier halten wir die Beweisdokumente in Händen)

Die Anfrage einer Sekretärin aus dem Generalvikariat Würzburg macht deutlich, dass intime Betroffenendaten trotz anderslautenden Zusagen von Bischof Jung weiterhin ungeschützt sind und offensichtlich jeder Zugang bekommt. 

Anlass war eine Anfrage der UKA (Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen), weil für den (vor einem Jahr !!!) gestellten Antrag  einer Betroffenen auf Anerkennung des Leids die Fallberichte nicht vom Bistum mit eingereicht wurden. Ohne die genaue Beschreibung der Taten kann die UKA die Höhe der Summe nicht festlegen, denn es ist wichtig für deren Beurteilung, wie oft, wie lange, in welchem Alter, durch wieviele Täter und in welchem Kontext die Vergewaltigungen stattgefunden haben. Und ob es mit oder ohne Penetration des Kindes erfolgte…..

Zu Zweck der Antragstellung auf die Anerkennung des Leids hatte die Betroffene ein Gespräch mit dem Bischof geführt. Um die Taten in seiner Gegenwart nicht erneut erzählen zu müssen, wurden diese von ihr vorab aufgeschrieben. Die Betroffene bat, dass die Inhalte bei ihm unter Verschluss bleiben und sie über die weitere Verwendungsabsichten informiert würde. Nur die Referentin des Generalvikars, Kathrin Pfeil, die als Protokollantin anwesend war, sollte auf die Inhalte Zugriff haben.

Die Versendung der Aufzeichnungen an die UKA wurde von der Betroffenen im Zuge der Antragstellung genehmigt, aber von Seiten des Bistums „vergessen“. 
Dieser Umstand führte nun dazu, dass eine x-beliebige Sekretärin diese Aufzeichnungen durchlas, ungeschützt per Mail (!) an die Betroffene schickte und fragte, ob sie dieses Dokument an die UKA weiterleiten solle.
(Das Wissen, dass Mails fehlgeleitet, abgefangen oder gehackt werden können, scheint im Bewusstsein der Bistumsangestellten nicht vorhanden zu sein….oder es ist ihr schlichtweg egal.)
Die Nachfrage nach den Verantwortlichen für dieses neue Datenleck blieb vom Bistum und Bischof Jung bis heute unbeantwortet.(Wir haben uns aus diesem Grund entschlossen, die Anfrage öffentlich zu machen, da auf diese Weise die Ignoranz und die Arroganz des Bistums gegenüber Betroffenen wieder einmal deutlich sichtbar werden!) 


ZU HÄNDEN BISCHOF JUNG PERSÖNLICH!!!

Sehr geehrte Frau L.,

bitte teilen Sie mir mit, wie Sie an das Dokument im Anhang Ihrer Mail gekommen sind und wer Sie autorisiert hat, dies ungesichert per Mail durch die Gegend zu schicken? 
Wer hat sie autorisiert, diese Aufzeichnungen zu lesen? Herr Bischof Jung hat mir und Frau G. zugesichert, dass unsere hochintimen Fallaufzeichnungen bei ihm hundertprozentig unter Verschluss bleiben, inklusive der Gesprächsprotokolle. 
Maximal Kathrin P. durfte darauf Zugriff haben. Der Generalvikar und alle sonstigen Mitarbeiter sollten auf diese Unterlagen keinen Zugriff bekommen! Es handelt sich hierbei um kinderpornographische Schriften und die unautorisierte Verteilung ist strafbar! Zudem ist es wieder ein grober Verstoß gegen den Datenschutz!

Des weiteren verstehe ich nicht, warum diese Aufzeichnungen inklusive der Gesprächsprotokolle nicht bereits im März letzten Jahres mit meinem Antrag an die UKA geschickt wurden?

Können Sie diese grobe Fahrlässigkeit zu meinem Nachteil bitte erklären. Die Unterlagen lagen DREI Wochen bei Ihnen und der MB-Beauftragten, deren Plausibilitätserklärung auf dem Antrag ja wohl die vollständige Kenntnis der Tatbeschreibungen und die Ergänzung derselben voraussetzt, oder? Jetzt kommt es wieder zu nicht hinnehmbaren Verzögerungen in dem sowieso schon viel zu lange dauernden Verfahren. WER ist dafür verantwortlich?

Bitte erklären Sie mir diese Punkte, damit ich die entsprechenden Schritte gegen die Verantwortlichen einleiten kann. 

…………………….  …………………..


Es handelt sich bei diesen Aufzeichnungen aufgrund der notwendigen Detailgenauigkeit um kinderpornographische Texte! 

Sie handeln von erwachsenen Priestern, Ordensleuten und Nonnen, die KINDER oral, anal und vaginal vergewaltigt haben. Vor allem Heimkinder hatten keine Möglichkeiten, den Misshandlungen zu entkommen. Sie wurden von den Nonnen an die Kleriker zur freien Verfügung übergeben, teilweise betäubt oder ruhig gestellt. Trotz der verabreichten Muskelrelaxanzien, die das Eindringen in die kleinen Körperöffnungen erleichtern sollte, kam es oft zu Verletzungen wie Analrisse etc. Diese wurden dann intern von mitwissenden Ärzten behandelt. 
Zwei Kinder, die es einmal  zu einer Polizeistation schafften, um die Vorgänge anzuzeigen, wurden ins Heim zurückgebracht, zu Boden geprügelt, und ohne Essen tagelang in Keller eingesperrt .
Danach wurden sie entkräftet noch perverseren Tätern zugeführt.  
So brachten die Nonnen auch die Mutigsten zum Schweigen und manche Kinder, die diese Torturen nicht überlebten, schwiegen für immer.

Die Kirche in ihrem grenzenlosen Zynismus betrachtet das alles als Verstöße ihrer Angestellten gegen das sechste Gebot der Ehelosigkeit. Die Schmerzen und  Leiden der Kinder sowie die Folgen für ihr restliches Leben werden bis heute ignoriert.

Täterakten werden in Geheimarchiven jedem Zugriff entzogen. (wir erinnern uns an die Brüder-im-Nebel-Akten des Kardinal Meissner in Köln). Die intimen und unter großer Scham wiedergegebenen Betroffenengeschichten sind jedoch in keinster Weise geschützt und niemand weiß, ob die heutigen zölibatären Kleriker  das vielfach in ihren Häusern vorhandene Material (zu dem auch selbst hergestellte Fotos und Filme über die Taten gehören!) für ihre Triebabfuhr benutzen oder die Sekretärinnen sich beim Kaffeeklatsch mit ihrem spannenden Wissen brüsten.

Jede weitere sexuelle Handlung aufgrund dieser Schilderungen ist ein erneuter Missbrauch der Person, die all das als Kind überlebt hat. Die Machtausübung geht ungehindert weiter, jeder fahrlässige oder gewollte Datenschutzverstoß ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich vertrauensvoll an das Bistum gewandt und die Taten angezeigt haben. 

Ein Blick in die Medienlandschaft genügt, um den deutschlandweiten Bedarf der Kleriker an diesem Dreck festzustellen, bis ins Jahr 2022!
Im normalen Strafrecht ist die Weitergabe  und Verteilung von kinderpornografischen Inhalten ein strafrechtliches Vergehen. 
Was also bedeutet das für Bischof Jung und sein Bistum? 
Steht die Kirche weiter über dem staatlichen Gesetz? 
Wieviele Täter laufen noch unerkannt im Bistum herum? 

Dr. Franz Jung hat 4 Jahre an der MHG-Studie im Monitoring-Team mitgewirkt. Er wußte also über die Täter in Würzburg schon Bescheid, bevor er hier Bischof wurde. Seit seinem Amtsantritt sind weitere vier Jahre vergangen, die angekündigten Studien der juristischen und katholischen Fakultät sollen weitere sechs Jahre dauern.
Das macht insgesamt 14 Jahre Verschleppung, von der viele Täter profitieren…..
(Die geschädigten Heimkinder werden dabei übrigens nicht berücksichtigt, deren Fälle fließen nicht in die kostenintensiven Studien mit ein!)

Der WDR hat jüngst in einer Befragung aller Bistümer festgestellt, dass es in Köln und in Würzburg keinerlei Täterschutz gibt. Und Bischof Jung gab zu, dass er auf laisierte Täter in seinem Bistum, wie z.B. den mehrfach verurteilten Serientäter Wolf-Dieter W., keinerlei Zugriff hat…..

WDR: Mangelhafte Kontrolle von Missbrauchstätern in …
https://www.evangelisch.de › inhalte › wdr-mangelhafte…
07.03.2022 — Köln (epd). In den 27 deutschen katholischen Bistümern werden nach einer WDR-Umfrage Missbrauchs-Täter nur unzureichend kontrolliert.

Es ist höchste Zeit, Alarm zu schlagen!!! Zu unserem eigenen Schutz und zum Schutz unserer Kinder, denn es geht immer weiter!


Hier noch die Zusammenstellung einiger Fälle zum Kern-Thema dieser Dokumentation, die sichtbar machen, dass in allen Bistümern kinderpornografische Unterlagen zu finden sind und diese können einfach im kircheninternen Kreis weitergereicht werden. 
Die meisten sogenannten unabhängigen Kommissionen wurden gezielt von den Bischöfen ausgewählt, genau wie die Akten, die ihnen zur Verfügung gestellt werden.
Dass die Gutachten am Ende auch kein vollständiges Bild abgeben, ist bei der Veröffentlichung des WSW-Gutachtens in München sichtbar geworden. Es gab auch dort Auslassungen zugunsten der Kirche, wie das Recherche-Netzwerk Correctiv bereits wenige Woche nach Veröffentlichung des erschütternden Gutachtens herausgefunden hat. 


Würzburgs unheilbare Wunde

Wir werden hier einen Ausflug in Würzburgs unheilvolle Geschichte machen, aber rückblickend nicht bei Anneliese Michel stehenbleiben, sondern aufzeigen, dass bereits 13 Jahre vor ihrem Tod schon ungute Entwicklungen in Würzburg Fuß gefasst hatten.

Zunächst ein Einblick in die jüngere Geschichte, denn Papst Benedikt spielt auch hier eine tragende Rolle, die noch in keinem Gutachten ausführlich erwähnt wurde…..Gerne tragen wir mit unseren Recherchen zu einer Vervollständigung dieses bewusst unterdrückten oder „vergessenen“ Wissens um Josef Ratzinger bei. Josef Ratzinger war zeitlebens ein enger Vertrauter des Würzburger Bischofs Stangl, der auch in den Michel-Prozess verwickelt war….
Eine der frühen Amtshandlungen Ratzingers als Papst war eine Begrüßungszeremonie für Exorzisten auf dem Petersplatz: „Benvenuti gli esorcisti“
(Leider steht das sehr aussagekräftige Video nicht mehr online zur Verfügung, aber es gibt genug Literatur und Recherchematerial im Internet zu diesem Thema). Der Beitrag von Spiegel TV gibt einen kleinen Einblick in das komplexe Thema.

Die Rückkehr der Exorzisten im Mai 2008

Vatikan will 3000 neue Teufelsaustreiber im Kampf gegen das Böse einsetzen

Rom — Pater Gabriel Amorth (82) hält ein Kreuz in seiner Rechten, in der Linken die Beschreibung der Apokalypse. Ein Frau ist ans Bett gefesselt. „Jegliche satanische Macht“, zischt der Pater, „feindliche Sturmschar der Hölle, teuflische Legion, Horde und Bande — weichet!“
Amorth (70000 Austreibungen) ist Exorzist — ein Beruf mit Zukunftsaussichten! Denn jetzt will der Vatikan neue Teufelsaustreiber einsetzen — einen in jeder der über 3000 Diözesen. Unter der Regentschaft von Papst Benedikt XVI. erleben Teufelsaustreiber wieder einen Aufschwung!

Pater Gabriel Amorth (82), Chefexorzist der Diözese Rom, hat schon über 70 000 Teufelsaustreibungen durchgeführt
So richtete die päpstliche Universität Regina Apostulorum einen Kurs zur Ausbildung von Priestern im Fach Exorzismus ein. Dozent Don Gabriele Nanni zu BILD: „Einen echten Besessenen zu erkennen ist kinderleicht. Es reicht, in einem Raum, in dem ein Besessener sein soll, unbemerkt und still für sich ein Gebet zu sprechen. Wenn der Besessene reagiert, dann ist der Teufel in die Person gefahren.“
Das Ritual geht auf das Jahr 1614 zurück: Der Exorzist muss drei Mal versuchen, den „unreinen Geist“ des Besessenen durch Gebete und Weihwasser zu vertreiben. Danach lässt er den Besessenen fesseln, spricht unablässig Gebetsformeln.
Die deutsche Bischofskonferenz weigert sich beharrlich, Teufelsaustreiber zu nominieren. Exorzist Amorth ist darüber verärgert: „Die Bischöfe müssen sich ihrer Schuld bewusst sein, wenn sie keine Exorzisten benennen.“

(Dieser Bericht stammt aus dem Jahre 2008! Mittlerweile dürften auch die deutschen Bistümer wieder mit Fachpersonal versorgt sein.)